Zu viel ist zu viel: Karnaper schockiert über Anzahl der Flüchtlinge fürs Mathias-Stinnes-Stadion
Der Strom der Flüchtlinge, die noch in diesem Jahr nach Deutschland kommen, reißt nicht ab. Schier überfordert von der Situation ist die Stadt Essen, ein Zeltdorf nach dem anderen wird in den nördlichen Stadtteilen aus dem Boden gestampft. Jetzt gibt die Stadt die Info-Termine für die Einrichtungen Bonifacius- und Erbslöhstraße sowie für den Standort Mathias-Stinnes-Stadion in Karnap bekannt.
„Die Leute haben große Angst“, berichtet Stephan Duda, Vorsitzender der SPD-Karnap. Über Infostände hat sich der Ortsverein ein Meinungsbild im nördlichsten Stadtteil gemacht, stand mit vielen Karnaper Bürgern in Kontakt. Zwar sei die Hilfsbereitschaft groß, die schiere Anzahl der Flüchtlinge schockt aber die meisten Anwohner: Auf rund 8.000 Karnaper werden im Mathias-Stinnes-Stadion bald 700 Flüchtlinge kommen. Größter Grund zur Sorge sei die Infrastruktur: „Die ist in Karnap nicht gegeben“, erläutert Duda und verweist auf die begrenzte ÖPNV-Anbindung, den einzigen REWE im Stadtteil sowie die einsame Maria-Kunigunda-Grundschule.
Möglichst schnell ein Runder Tisch
Die Forderung der SPD ist deshalb, dass die Stadt Essen noch einmal hinterfragt, ob es nicht bei 400 Flüchtlingen auf der Sportanlage bleiben könne. „Wir verlassen uns da nicht auf die Stadt“, verrät der SPD-Ortsvorsitzende. „Wir Karnaper werden möglichst noch davor einen Runden Tisch zusammenrufen.“ Ebenfalls Grund zur Sorge gab das Ergebnis der Partei Pro.NRW bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag: 7,3 Prozent holte Kandidat Tony Xaver Fiedler. „Man muss das nicht immer im Zusammenhang sehen“, glaubt Duda. „Dass aus Protest gewählt wurde, ist reine Vermutung.“
Das sieht Michael Schwamborn anders. Der Ratsherr des Essener Bürger Bündnisses ist sicher, dass die Bekanntgabe der hohen Anzahl von Flüchtlingen für das Stadion manchen Wähler nach rechts rücken ließ. Einig mit Duda ist er sich in der Überzeugung: „700 sind einfach zu viel.“ Man habe sich in Karnap bereits auf ca. 400 Flüchtlinge eingestellt gehabt, als die Nachricht von der viel höheren Zahl eintraf. „Wir sind offen für Asylbewerber“, betont Schwamborn. Doch für eine so hohe Zahl sei der Stadtteil nicht eingerichtet: „Uns fehlen Lehrer, uns fehlen Räume“, nennt er zum Beispiel die ganz praktische Problematik, Kinder an der Maria-Kunigunda-Grundschule unterzubringen. Schwamborn will Konsequenzen ziehen und den Krisenstab, der die Entscheidungen über die Verteilung trifft, auflösen.
Info-Veranstaltungen terminiert
Terminiert sind inzwischen die schon fast ritualisierten Info-Veranstaltungen der Stadt Essen zu den neuen Einrichtungen im Norden. Anwohner, Bürger und Interessierte erfahren Einzelheiten über die Gründe für Maßnahmen wie auch über die Art der Unterbringung und über das Betreuungskonzept. Schon am morgigen Donnerstag, 17. September, geht‘s um 19.30 Uhr, im Saal der evangelischen Gemeinde Schonnebeck, Immelmannstr. 14, um den Standort Bonifaciusstraße.
Am Montag, 21. September, informiert die Stadt um 19.30 Uhr, im Kirchenraum der Herz Jesu-Kirche, neben Bäuminghausstraße 66, über das Zeltdorf an der Bamler- / Erbslöhstraße. Erst am Dienstag, 29. September, gibt es um 19.30 Uhr, im Kirchenraum der evangelischen Kirche Karnap, Hattramstraße 29 bis 33, Einzelheiten zum Mathias-Stinnes-Stadion.
Text: Alexander Müller und Sabine Pfeffer
Autor:Lokalkompass Essen-Nord aus Essen-Nord |
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