Zimmer frei: Am letzten Montag wurde die Behelfseinrichtung Kapitelwiese besichtigt
An Willkommenskultur mangelt es dem Asylstandort Kapitelwiese in Stoppenberg nicht: Schon vor zwei Wochen tagte der Runde Tisch Zollverein, Erfahrungswerte aus Kupferdreh wurden gerne gehört. Weniger heimelig ist bisher die Behelfseinrichtung an der Kapitelwiese 35. Eine Begehung am Montagabend gab Interessierten Gelegenheit, erste Eindrücke des Asylstandorts zu erhalten.
Sechs Betten, jeweils zwei übereinander, ein Tisch mit vier Stühlen und drei Doppelspinde. Von der anderen, identischen Hälfte des Raums wird die Tristesse nur durch eine Wand getrennt, die es nicht ganz bis zur Decke schafft. „Es hat wenig mit privat zu tun“, gesteht Einrichtungsleiter Ridda Martini, fügt aber noch hinzu, dass es sich schließlich um eine „Behelfseinrichtung“ handelt. Die Zimmer fassen zwei Familien mit sechs Leuten, auf die Bedürfnisse soll flexibel reagiert werden. Die Betten müssen nicht gestapelt werden, gibt es nur fünf Familienmitglieder, wird auch kein Fremder ins verbleibende Bett gesteckt.
Eindrücke der Einrichtung
Die Begehung der Ayslunterkunft Kapitelwiese gab den rund 60 Interessierten einen Eindruck davon, was Flüchtlinge ab heute in der ehemaligen Schule an der Kapitelwiese erwarten kann. In zwei Gruppen wurden die Räumlichkeiten erkundet, hinterher durften in einer Diskussionsrunde Fragen gestellt werden. Den jeweils 70 möglichen Flüchtlingen pro Gebäude steht ein Zimmer mit drei Waschmaschinen und drei Trocknern, ein Speisesaal und sanitäre Container-Anlagen auf dem Hof der ehemaligen Schule zur Verfügung. Ein Gemeinschaftsraum ist in Planung, zum derzeitigen Termin aber noch nicht fertiggestellt. Verpflegt werden die zukünftigen Bewohner morgens, mittags und abends, das Abendessen darf auf den Zimmern eingenommen werden. Neben der Sachleistung in Form von Unterkunft und Verpflegung erhalten die Flüchtlinge eine Geldleistung nach SGB XII, die knapp dem Hartz IV-Satz entspricht.
Brisant ist nach den Skandalen der letzten Wochen die Personal-Frage. Insgesamt stehen 30 Wachleute für einen zwölfstündig wechselnden Schichtdienst bereit. Besetzt ist jede Gebäudehälfte mit jeweils zwei Personen pro Schicht. Die obligatorische Frage nimmt Martini vorweg: „Die Sicherheit übernimmt die RGE Servicegesellschaft Essen mbH.“ Zusätzlich zum Wachdienst kümmern sich Sozialbetreuuer mit Hintergrundwissen über Sprache und Kultur um die Asybewerber.
Altbekanntes
Viele Themen wurden schon zu anderen Anlässen geklärt, hier nochmal betont: Es besteht Schulpflicht. Wo die Kinder unterkommen – ob etwa in der Nikolaus- oder Tuttmannschule – lässt sich noch nicht sagen. „Wir sollten uns darauf einigen, dass Menschen herkommen“, kommentiert Martini trocken die Fragen nach Herkunftsländern oder Religionen. Sie sind keine Erstantragssteller, sondern kommen in vielen Fällen zur Entlastung anderer Standorte.
Insgesamt ist Einrichtungsleiter Martini über die Reaktionen der Anwohner glücklich: „Es ist sehr schön, dass es wenig kritische Stimmen gab und viele Leute ihre Hilfe angeboten haben.“ Ähnlich sieht das Lothar Jekel vom Runden Tisch Zollverein. Zusammen mit seinen Mitstreitern hat er für den 25. November, 19 Uhr, eine Sitzung im Gemeinsaal der St. Nikolaus-Kirche geplant, die erste Erfahrungswerte über Bedürfnisse und Nöte berücksichtigen soll. „Dieser runde Tisch ist eine runde Sache“, findet Martini.
Belegung ab heute möglich
Die Einrichtung Kapitelwiese kann ab dem heutigen Mittwoch, belegt werden, ob die Stoppenberger wirklich so schnell ihre neue Nachbarn begrüßen können, zeigt sich spontan.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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