Wolff zieht sich zurück - Aus fürs neue Rottviertel?
Gut Ding will Weile haben? Im Fall des Rottviertels hat sich dieser Gemeinplatz als falsch erwiesen. Dreimal wurde die Unterzeichnung der Verträge verschoben, jetzt hat Wolff endgültig von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht.
Die Projektsteuerungsgruppe hatte sowohl das ungeliebte Parkhaus in der Rottstraße als auch die Kreuzeskirche für einen symbolischen Euro erstanden und weitere 30 Millionen Euro als Investitionen in Aussicht gestellt. Die Bedingung: Das Wohnungsunternehmen Allbau erklärt sich bereit, einen Anschub in Form von über 60 Wohnungen, einer Gewerbefläche sowie einer Tiefgarage zu leisten. Auch wenn der Startschuss für die Kooperation mehrfach vertagt wurde – die Beteiligten zeigten sich zuletzt optimistisch, Bewegung in die nördliche Innenstadt bringen zu können.
Doch die Verhandlungen fanden am Donnerstag ein jähes Ende. Der Geschäftsführer der Wolff-Gruppe, Karl Wolff, erklärte fristgerecht den Ausstieg aus den Planungen, der Grund seien finanzielle Unstimmigkeiten. "Immer wieder neue Nachforderungen der Allbau AG haben in der Kette der Verhandlungen dazu geführt, dass Herr Wolff zurückgetreten ist", erläutert Barbara Schüler, Sprecherin der Wolff-Gruppe. In einer umfangreichen Pressemappe sind alle "Sonderwünsche" der Allbau chronologisch festgehalten.
Für Allbau-Vorstand Dirk Miklikowski ist die Pressemappe ein Indiz dafür, dass "Wolff schon lange aussteigen wollte". Weil er, neben Ankerinvestor Allbau, keine weiteren Geldgeber in das Rottviertel lotsen konnte? "In den letzten zwei Jahren ist nicht viel passiert", betont Miklikowski in der Rückschau. Zur Wochenmitte sei dann wiederum alles ganz schnell gegangen: Zwei Tage vor Vertragsunterzeichnung habe Wolff den Kaufpreis des Initialgrundstückes von 3,9 auf 5,6 Millionen erhöht. Da sich der Allbau-Vorstand diesen Preisanstieg a) "nicht erklären" und b) "nicht ohne Rücksprache" mit dem Aufsichtsrat absegnen konnte, habe man um einen zeitlichen Aufschub gebeten. Diese Geduld wollte bei der Wolff-Gruppe offensichtlich niemand mehr aufbringen.
So oder so: Das Vertrauen ist zerrüttet, selbst der ehemalige Vize-Regierungspräsident und Mediator Jürgen Riesenbeck vermochte nicht zwischen den beiden Parteien zu vermitteln. Mit Folgen für die weitere Entwicklung des Quartiers. „Wir werden nun intensiv prüfen, wie wir das Projekt trotz des Rücktritts der Wolff-Gruppe realisieren können", kündigt Stadtdirektor Hans-Jürgen Best an, während sich der Ankerinvestor vorstellen kann, "die Entwicklung in die Hand zunehmen." Und: Obwohl zurückgetreten, wird man nicht umhinkommen, die Wolff-Gruppe zurück an den Verhandlungstisch zu holen. Parkhaus und die Kreuzeskirche gehen zwar an ihre vormaligen Eigentümerinnen (die Stadt bzw. die evangelische Kirche) zurück, zwei weitere Grundstücke verbleiben allerdings in ihrem Besitz. Was ebenso für die Baupläne gilt.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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