"Wie ein Krebsgeschwür": Anwohner gegen Gebrauchtwagenhandel
Nachdem sich die Situation rund ums Autokino mal etwas entspannt hatte, schlagen Bürger und Politiker in Bergeborbeck und Vogelheim nun wieder Alarm. Exemplarisch für die Sorgen der Anwohnerschaft steht ein Gebrauchtwagenhandel an der Vogelheimer Straße.
Gegen den Handel mit Gebrauchtwagen ist an sich nicht viel zu sagen. Solange der Frieden in der Nachbarschaft gewahrt wird. „Im Essener Norden breitet sich der Gebrauchtwagen- und Schrotthandel aber wie ein Krebsgeschwür aus“, stellt SPD-Bezirksfraktionssprecher Theo Jansen fest. Seit Jahren versucht das Stadtteilparlament parteiübergreifend ausuferndem Gewerbe den Riegel vorzuschieben. Mit mäßigem Erfolg.
Ein Brandherd ist derzeit an der Vogelheimer Straße, eingerahmt von zwei Seniorenheimen und einer Kindertagesstätte. Der Betrieb floriert, zum Leidwesen der Anwohner - sie berichten von Massenanlieferungen mit schwerem Gefährt, teilweise stauen sich die Transporter so weit, dass die Bushaltestelle Lüschershofstraße blockiert ist. Die Fahrgäste der EVAG müssen dann in zweiter Reihe aussteigen.
Das Aufgebot bereitet den Nachbarn Sorgen. „Die Transporter rasen durch die Straße. Wir haben Angst um die Kinder“, sagt eine Betroffene, die nicht namentlich genannt werden möchte.
Der Eingriff in den Straßenverkehr ist eine Sache, die eigenmächtige Beschlagnahme von städtischen Grundstücken eine andere. Dem Betriebsgelände an der Vogelheimer schließen sich vier Flurstücke an, die als Grünflächen ausgezeichnet sind.
Bei einer Stippvisite fanden die Sozialdemokraten hier allerdings einen wilden Parkplatz vor. Sie zählten nicht weniger als 47 Gebrauchtfahrzeuge, abgestellt auf unverdichtetem Waldboden - sollten Öl und andere Flüssigkeiten ausgelaufen sein, sie wären ins Erdreich eingesickert. „Die Fläche wurde dreist gerodet“, echauffiert sich Karl-Heinz Kirchner. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereines in Vogelheim ist auch deshalb so erbost, weil ein erster Antrag, der die Behörden zum Handeln aufforderte, ins Leere zielte - zumindest auf Seiten der Bauordnung und der Polizei.
„Die Zufahrtssituation [...] ist nicht zu beanstanden“, heißt es aus der Verwaltung. Und „die Polizei teilt hierzu mit, dass Recherchen [...] und Nachfragen [...] keine Anhaltspunkte ergeben haben, dass es sich hier um einen besonderen Problembereich handelt.“ Für Kirchner ist diese Bestandsaufnahme „unbefriedigend“: „Die Aussagen der Anwohner werden so als unwahr dargestellt.“ Immerhin räumt die Polizei ein: „Allerdings sei hiermit nicht gesagt, dass die geschilderten Umstände dort möglicherweise nicht zutreffen.“
Auch die Ausführungen von Uwe Willemsen, Objektmanager bei der städtischen Immobilienwirtschaft, dürften bei der SPD für Kopfschütteln sorgen. „Wir können nicht nachweisen, ob auf dem Grundstück Rodungen erfolgten. Vor Ort fanden wir keine Baumstümpfe vor, die darauf hinweisen könnten.“ Auf Fotos hingegen sind Jungbäume zu sehen, die es, samt Wurzelwerk, aufs Kreuz gelegt hat. Ähnliche Bilder zeigen sich bei einer Begehung des Nord Anzeigers.
Die widerrechtlich abgestellten PKW sind verschwunden. Weshalb Uwe Willemsen laut aufatmet: „Wir haben uns beinahe den Mund fusselig geredet.“ Auf gutes Zureden allein will man sich bei der Immobilienwirtschaft nicht mehr verlassen. Ein Stahlmattenzaun soll die Grünflächen vor einer unsachgemäßen Nutzung schützen. „Der Zaun wird kurzfristig aufgestellt“, verspricht Willemsen.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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