Besser klare Fakten als allgemeines Libanesen-Bashing!
Welches Bedrohungspotential haben libanesische Vereine?

Die Altenessener Strasse unmittelbar nördlich des Altenessener Bahnhofs - seit Jahren ein Schwerpunkt für libanesische Geschäfte und Wohnumfeld vieler libanesischer Familien, die großteils nicht als Anhängsel eines Clans abgetan werden wollen. | Foto: Walter Wandtke
2Bilder
  • Die Altenessener Strasse unmittelbar nördlich des Altenessener Bahnhofs - seit Jahren ein Schwerpunkt für libanesische Geschäfte und Wohnumfeld vieler libanesischer Familien, die großteils nicht als Anhängsel eines Clans abgetan werden wollen.
  • Foto: Walter Wandtke
  • hochgeladen von Walter Wandtke

Allgemeines Libanesen-Bashing hilft niemandem!

Derzeit wird wieder viel in den Lokalmedien über tatsächlich kriminelles Verhalten bestimmter Libanesen berichtet. Noch mehr wird leider auch in einer Art von "Sippenhaftung" darüber in die Welt geschickt, was sich "die Libanesen" Schlimmes an Bedrohung und ähnlichem ausdenken würden. Deshalb wird in diesem Artikel auch ein offener Briefs der Libanesischen Familien-Union in Essen an Oberbürgermeister Thomas wiedergegeben.
Ich bin kein Polizist und kenne deshalb auch keine interne Faktenlage für die essener Verhältnisse der organisierten Kriminalität. Ich möchte in der Zeitung aber keine diffusen Anschuldigungen und Übertragungen aus Berliner oder vielleicht Bremer Verhältnissen dortiger Libanesen lesen, sondern konkrete Fakten, was Libanesen und ihre Vereine in unserer Stadt tun. Ich würde es mir auch verbitten, in der Öffentlichkeit wegen möglicher krimineller Taten meines Onkels in einen Topf geworfen zu werfen oder mit dafür haftbar gemacht zu werden, falls irgendwelche Verwandte von mrt rechtsextrem aktiv wären.
Wenn es also durch Essener Libanesen oder deren vereine strafrechtlich relevante Handlungen gibt, sollen sie benannt und klar geahndet werden. Das wäre dann auch die beste Lösung für die Mehrheit rechtschaffener libanessich stämmiger Essner*innen. Solange es aber nur allgemeine Verdächtigungen gibt, ist es besser, erst mal auf Ermittlungsergebnisse zu warten, statt eilig publikumswirksame Artikel in die Welt zu setzen.
Aber bei an die 4000-5000 Essener*innen mit libanesich-kurdischer Vergangenheit in der Familie dürfte jedem klar sein, dass darunter auch Kriminelle sind, die Mehrheit dieser Menschen aber eben nicht kriminell ist.
Die libanesische Communtiy hat unter sich besondere viele Menschen, die zwar in Essen geboren sind, aber mit sehr eingeschränkten Bürgerrechten des Duldungsstatuses darunter leiden müssen, dass ihre Eltern vor mehr als 30 Jahren nicht mit korrrekten Papieren nach Deutschland gekommen sind. Kinder aber sollten in diesen Fällen nicht für Fehler ihrer Eltern büssen müssen. Leider sind solche Lebenswege dann auch schneller als andere gefährdet, auf kriminellen Spuren scheinbar leichtes geld zu verdienen. Das entschuldigt durchaus keine kriminelle Karriere, macht aber deutlich, dass wir hier über Minderheiten sprechen, die unter ganz anderem sozialen Druck als die meisten von uns leben. Für diese Essner*innen ist  besonders wichtig, dass Berichte mit klaren Fakten arbeiten und keine Vorverurteilungen aussprechen.   

Brief der libanesischen Familien-Union Essen im Originaltext
Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Essen
-Thomas Kufen-

Deutschland ist unsere Heimat - nicht unsere Beutegesellschaft!

Sehr geehrter Herr Kufen,
der Verein der Familien Union e.V. wurde am 01.12.2008 in der Stadt Essen gegründet. Ziel des Vereines ist es, den sozialen Frieden zwischen Deutschen und Libanesen zu pflegen und gleichzeitig die Lebens-, Bildungs- und Ausbildungssituation libanesisch stämmiger Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.
Der Verein ruft zur Verständigung und Zusammenarbeit zwischen allen in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Menschen auf. Er unterstützt die Familien in allen Fragen der Integration in die Mehrheitsgesellschaft, die das Bleiberecht und den Aufenthaltsstatus betreffen.
Außerdem bieten wir allen Netzwerkpartnern, zuständigen Behörden und gemäßigten politischen Parteien unsere Unterstützung an, an der Lösung bekannter Problematiken mitzuwirken.

Zu den Vorwürfen gegen den Verein der Familien Union in dem Artikel der WAZ vom 02. Mai 2019 bezieht der Verein wie folgt Stellung:
1. Der Verein der Familien Union e.V. hat den Buchautor R. Ghadban weder bedroht, noch seine Mitglieder aufgefordert, Drohungen jeglicher Art auszusenden.
2. Deutschland ist unsere Heimat und nicht unsere Beutegesellschaft.
3. Wir als Verein haben uns noch nicht mit dem Buch "Arabische Clans" von R. Ghadban auseinandergesetzt: Wir hatten bereits Kenntnis darüber, dass seine Publikationen seit Jahrzehnten Ethnien und Gemeinschaften aus libanesisch-kurdischen und arabischen Familien pauschal kriminalisieren, diskriminieren und kategorisieren.
Dies lehnen wir als Verein vehement ab, sowohl gegenüber unserer Community als auch gegenüber jeder anderen in Deutschland lebenden Minderheit.
4. Aus der Berichterstattung der WAZ vom 02.05.2019 haben wir entnommen, dass der Verein der Familien Union e.V. im Buch "Arabische Clans" negativ erwähnt wird. Wir behalten uns in jedem Fall vor, mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen R. Ghadban und seinen Verlag vorzugehen.
5. Mit Entsetzen haben unsere Familienangehörigen weltweit den Live Fernsehauftritt von R. Ghadban im libanesischen Fernsehsender LBCi am 22.04.2019 gesehen. In diesem Interview unterstellt Ghadban den Familienmitgliedern unter Nennung ihrer Familiennamen organisierte Kriminalität und schwere Verbrechen in Deutschland und stellt sie somit allesamt unter Generalverdacht.

Außerdem verbreitet Ghadban populistische Falschbehauptungen, in dem er von rechtsfreien Räumen und No-Go Areas in Deutschland spricht.

Wir betrachten seine Aussagen als reine Provokation, die für Spaltung und Aufstachelung sorgen. Seine verletzenden Behauptungen lösten bei vielen libanesisch-stämmigen Personen unterschiedlichen Alters emotionale und aufbrausende Reaktionen in den sozialen Medien aus.

Als einziger in Europa aktiver demokratischer Verein mit arabischen und kurdischen Gründungsmitgliedern libanesischer Herkunft wollen wir nicht wortlos zusehen, wie der Ruf einer inzwischen großen Gemeinde bestehend aus einigen zehntausend Personen mit libanesischem Migrationshintergrund zerstört wird.
Deshalb haben wir den libanesischen Fernsehsender LBCi ordnungsgemäß kontaktiert und eine protestierende Stellungnahme abgegeben, die am 01.05.2019 auch live übertragen wurde.
Die Stadt Essen steht mit ihren unterschiedlichen kulturellen Einrichtungen und den vielfältigen Lebensarten für einen Ort des Miteinanders.
Wir wollen Teil dieses Miteinanders sein und nicht aufgrund unserer Familiennamen, unserer ethnischen Herkunft, unseres aufenthaltsrechtlichen Status oder unseres gesellschaftlichen Rangs ausgeschlossen werden.
Sehr geehrter Herr Kufen, wir bewegen uns seit unserer Gründung ausschließlich auf der freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Wo bewegen sich diejenigen, die die libanesisch-stämmigen Personen stets als kriminelle Clans bezeichnen?
Die permanente abwertende und kränkende Bezeichnung der Familien als "Clans" in den Medien und den staatlichen Institutionen weisen wir strikt zurück, da der Begriff diese Familien pauschal kriminalisiert, kategorisiert und letztlich in Sippenhaft nimmt.

Wir stehen stets für einen offenen und respektvollen Dialog und leben eine offene Diskussionskultur.
Mit freundlichen Grüßen, Verein der Familien Union e.V.  -Vorstand-
Essen, Mai 2019

Die Altenessener Strasse unmittelbar nördlich des Altenessener Bahnhofs - seit Jahren ein Schwerpunkt für libanesische Geschäfte und Wohnumfeld vieler libanesischer Familien, die großteils nicht als Anhängsel eines Clans abgetan werden wollen.

Die Altenessener Strasse unmittelbar nördlich des Altenessener Bahnhofs - seit Jahren ein Schwerpunkt für libanesische Geschäfte und Wohnumfeld vieler libanesischer Familien, die großteils nicht als Anhängsel eines Clans abgetan werden wollen. | Foto: Walter Wandtke
Altenessen: Eröffnung der libanesischen Salahu d-in Moschee in diesem Frühjahr mit Grußworten von Oberbürgermeister Kufen, Bezirksbürgermeister Zwiehoff und vieler weiterer Stadtprominenz. Ein guter guter Schritt, die libanesische Community in und außerhalb von Moscheen als ernsthaqften Gesprächspartner zu begreifen..   | Foto: Walter Wandtke
Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.