"Wegen Einbruch geschlossen!" - Hoffen und Bangen in Altenessen-Süd

Grüne oder graue Hauptstadt? Kommt auf die Sichtweise an.
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  • Grüne oder graue Hauptstadt? Kommt auf die Sichtweise an.
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Als ich heute Morgen ein Paket beim Post-Lotto-Zeitschriften-Lädchen auf der Gladbecker Straße abgeben wollte, war das nicht möglich. Eine Scheibe des Ladens war (mal wieder) eingeschlagen und auf einem angeklebten Zettel war zu lesen: WEGEN EINBRUCH GESCHLOSSEN.

Zurück ging ich hustend über marode Fußwege vorbei an einem Werbeplakat für die Grüne Hauptstadt Europas 2017. Selbige Hauptstadt stürmte in diesen Minuten das Siegertreppchen in der Disziplin "Feinstaub" und landete auf Platz 1. Während ich diesen Text schreibe, erhält die Stadt eine weitere giftige Goldmedaille in der Disziplin "NO2".

Noch mehr Schließungen...

Zu Hause angekommen erreichte mich eine Einladung zum Thema "Chancen für den lokalen Einzelhandel in Essen". Sarkasmus stieg in mir hoch. In Altenessen-Süd wurde schon vor Jahren der letzte REWE-Supermarkt abgerissen. Wie mir jüngst mitgeteilt wurde, gibt es keine Pläne zur Errichtung eines neuen Marktes. Für den stark besiedelten Stadtteil ist diese Nachricht entsetzlich. Viele Bürger sprechen noch heute von den "besseren" Zeiten, als fußläufig "IHR" Edeka-Markt in der Bäuminghausstraße oder auf der Gladbecker Straße erreichbar war.

Eine Trendwende zur verbesserten fußläufigen Nahversorgung wäre hier mehr als nötig. In einer stetig älter werdenden Gesellschaft, in der auch der Verzicht aufs Auto eine immer wichtigere Rolle spielt, wird der "Supermarkt anne Ecke" immer wichtiger. Ein Ort, an dem frische Wurst, frisches Fleisch und frischer Käse wieder genauso zum täglichen Leben gehören wie das "frische" soziale Miteinander an der Theke oder an der Kasse, würde Altenessen-Süd gut tun.

Negative Gefühle

Am Nachmittag laufe ich nochmal durch den Stadtteil. In den als "Schrottimmobilien" bekannten Gebäuden wird kräftig gearbeitet. Hat der Eigentümer die Insolvenz doch noch abgewendet und die Stadt Essen wird die Häuser nicht kaufen können?
Ich laufe vorbei an der Sparkasse und mich überfällt ein tief negatives Gefühl. Hier in der Nähe gab es vor Kurzem einen sexuellen Übergriff am Nachmittag. Hier in der Nähe wurden die Betreiber eines italienischen Familienbetriebs Opfer eines Schußwaffenüberfalls. Hier wird bald auch keine Sparkasse mehr sein.

Einfach mal schwarz sehen... oder doch lieber rosarot?

Am heutigen Tag war das Schwarzsehen für mich einfach. Alles Gesehene und Erlebte zog mich hinab in einen Strudel von Pessimismus, Wut und Verzweiflung. Dass das nichts bringt, ist mir klar wie..., öööhm... wie die Luft irgendwo anders als in Altenessen. Ich versuche, auf "Positiv" umzuschalten. Wenn man an ein paar Stellschrauben drehen würde, könnte es so richtig schön hier sein.

Die Stellschrauben

Eigentlich ist es ja total einfach: Ein Supermarkt muss her und die Sparkasse sollte bleiben. Sie könnte verkleinert werden und sich den Platz mit einer kleinen Polizeiwache teilen. Alles nur Spinnerei? Nö! Total einfach und effektiv, um einen Stadtteil nicht untergehen zu lassen. Dann noch ein paar neue Versorgungsrohre unter die B224, ein hübscher neuer Belag und ein ordentliches Verkehrskonzept. Alles nur Spinnerei? Nö! Funktioniert woanders längst prima.

Und jetzt ist Wahlkampf...

Jetzt geht es um die Wurst. Um es mal einfach zu sagen: Wer in Altenessen handelt und umsetzt, wird Wählerstimmen bekommen, wer nur labert und hinhält, wird verlieren! Alles nur Spinnerei? Von mir aus. Ich wünsche mir das aber genauso!

Willy Brandt sagte: „Wo Hunger herrscht, ist auf die Dauer kein Friede.“ Die Infrastruktur in Altenessen-Süd darf nicht weiter "ausgehungert" werden und auch der Hunger der Bürgerinnen und Bürger nach mehr sozialer Gerechtigkeit wächst enorm.
Brandt sagte auch: "Manchmal ist es wohl so im Leben, daß man erst etwas wird, wenn man nichts mehr werden will." Ja, solche Typen sind jetzt gefragt...

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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