Strukturwandel im Einzelhandel: SPD in Essen-West geht es um Lebensqualität vor Ort.

Essen die Einkaufsstadt steckt mitten im Strukturwandel des Einzelhandels, dessen Auswirkungen auch die Stadtteile hart treffen. Gerade im Essener Westen mit seinen fast 100.000 Einwohnern spiegeln sich die Wandlungen im Einzelhandel in den unterschiedlichen Stadtteilen wider. Die SPD-Ortsvereine des Essener Westens luden deshalb interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von Einzelhandelsverbänden, Werbegemeinschaften und Bürgervereine in die Notkirche der Apostelkirche ein, um mit dem Landesminister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk Garrelt Duin, über dieses komplexe Thema zu diskutieren.

Die Moderation der Veranstaltung übernahm die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz, die in ihrem Eingangsstatement auf die besondere Lage des Einzelhandels im Essener Westen hinwies: "Die aktuelle Notlage der Einzelhändler im Essener Westen ist davon gekennzeichnet, dass sogenannte Vollversorger wie Einkaufszentren, Ketten, Discountern oder dem „Internet“ den Einzelhandel vor Ort quasi umzingelt und dieser hat es so sichtlich schwerer zu überleben. Sollten sich die Geschäfte in absehbarer Zeit nicht mehr über Wasser halten können und schließen müssen, würde sich das auf einen gesamten Stadtteil negativ auswirken, was zu einem großen Teil dem Strukturwandel im Quartier führen würde. Es muss jetzt dringend der Masterplan Einzelhandel für unsere Essener Stadtteile überarbeitet werden.“
Zu Beginn seiner Ausführungen macht der Landesminister klar, dass dieses Thema kein Ja und Nein kennt. Der Strukturwandel im Einzelhandel erfordere auch, dass die Bereiche Städtebau und Verkehr mit eingebunden werden müssen. Deshalb gibt es einen regen Kontakt mit dem Bauminister Michael Groschek.
„Der Einzelhandel wirkt sich extrem stark auf den Stadtteil aus. Und weil man von der Gesamtheit der Einzelhändler als Perlenkette der Stadtteile sprechen kann, müssen wir gemeinsam die Lage verbessern. Wichtig ist dabei auch, dass, sollten die Einzelhändler wegbrechen, zahlreiche Strukturen verloren gehen, wie zum Beispiel Ausbildungsbetriebe. Umso dringender ist es, dass sich alle Akteure treffen, um so gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten“, umreißt Garrelt Duin die Lage.
Wir müssen zurück zur Revitalisierung des Quartiers und dafür sorgen, dass unsere Stadteile wieder lebendig werden.

„Fakt ist, dass sich jeder Einzelhändler dem Wandel stellen und auf mehrere Verkaufskanäle setzen muss. Nur so können wir eine erfolgreiche Entwicklung der Stadtteile einleiten. Es reicht heute nicht mehr, dass man nur die Türen seines Ladens öffnet. Man muss, aufgrund der fortgeschrittenen und unausweichlichen Digitalisierung, z. B. auch eine Internetpräsenz haben. Uns ist bewusst, dass das für viele Einzelhändler eine große Herausforderung darstellt, sich viele das vielleicht nicht leisten können. Aber die Geschäftsinhaber sind bei diesen Schritten nicht auf sich alleine gestellt, hier ist es an der Politik einzuschreiten, um kleinen und mittelständischen Unternehmen unter die Arme zu greifen.“
Billig und Bequem kostet Lebensqualität in den Stadtteilen.
Seit vielen Jahren hat sich das Verhalten der Konsumenten derart gewandelt, dass es billig und bequem sein muss. Deshalb sind Vollsortimenter, Discounter und Shoppingtempel so wahnsinnig erfolgreich geworden. Der Internethandel spielt mittlerweile eine zentrale Rolle bei der Kaufwahl. Dass lokale Einzelhändler da nicht mehr mithalten können, ist bei den Preiskämpfen klar. Deshalb müssen sie ihre Stärken erkennen und diese ausbauen, wie etwa beim Service oder beim Alleinstellungsmerkmal. In jüngster Zeit haben sich zahlreiche neue Geschäftsmodelle entwickelt, wie bei Emmas Enkel: Dort kann man im Laden selbst einkaufen, aber sich auch per Internet den Einkauf zusammenstellen und ihn dann zu einer abgesprochenen Zeit abzuholen oder ihn sich nach Hause schicken zu lassen.
Was wir stärker an den Tag legen müssen ist Heimatshoppen.
"Jeder Bürger kann mitentscheiden, ob der Stadtteil verödet oder ob er eine Chance hat. Aber auch andere Akteure wie Immobilienbesitzer sind gefragt, wie ein Erfolgsmodell aus Herten zeigt. Dort gab es einen unglaublichen Ladenleerstand, bis sich ein paar Leute zusammengeschlossen haben und die Immobilienbesitzer damit einverstanden waren, ihre Mieter für eine bestimmte Zeit mietfrei wohnen zu lassen, im Gegenzug diese sich aber verpflichtet habe, die Fassaden in Schuss zu halten und die Bürgersteige zu fegen“, so Duin weiter.
Ein weiterer großer Aspekt ist aber auch die Fortbildung der Einzelhändler. Die Entwicklungen und Trends im Einzelhandel sind so gravierend, dass die Industrie- und Handelskammern gezielte Angebote machen. Die Politik unterstützt den Einzelhandel auch durch Fördermaßnahmen. Der Minister trifft sich regelmäßig mit Fachleuten, Verbandsvertretern und Gewerkschaftern am runden Tisch „E-Commerce“ in seinem Ministerium.
Nicht nur der Einzelhandel ist von einem tief greifenden Strukturwandel betroffen, sondern auch die Gastronomie.
Den Gastwirten, Eiscafébetreibern, Caféhausbesitzern, Fast und Slow-Food-Betrieben kommt eine neue Aufgabe zu als Treffpunkte in den Vororten. Das zieht Kunden auch aus anderen Stadtteilen an.
Das Schlusswort des Landesministers Garrelt Duin haben die vielen Besucher des Abends als eine Art Mission verstanden und mit entsprechendem Applaus honoriert. „Eine Verbesserung der Situation schaffen wir nur dann, wenn man an einem Strang zieht. Alle Bürger können Dinge gestalten und diese Kraft muss genutzt werden. Denn nur so kann Lebensqualität gesichert werden und der Einzelhandel im Essener Westen wird wieder aufgewertet.“

Autor:

Ursula Dotzki aus Essen-Nord

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