Stapenhorststraße: "Das ist keine Stadtplanung" - Protest gegen Gebrauchtwagenhandel

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Aufgeheizte Stimmung im Vereinsheim der Kleingartenanlage Emschertal, draußen entlädt sich passenderweise ein kräftiges Wärmegewitter. Eine reinigende Wirkung besaß die Bürgerversammlung für Anwohner der Stapenhorststraße in Altenessen allerdings nicht. Dafür prasselte dann doch zuviel auf die einladende Bürger-initiative ein.

Aufhänger war ursprünglich die Voranfrage eines Gewerbetreibenden, der sich mit einem Gebrauchtwagenhandel auf der Brachfläche an der Stapenhorststraße / Ecke Altenessener Straße niederlassen möchte. Eigentlich nichts Neues, war dort doch schon ein solcher Betrieb beheimatet. Nach dem „abenteuerlichen Abriss“ des benachbarten Mehrfamilienhauses aber, fürchten die Anwohner einen regelrechten Großhandel.

Schon die kleine Ausführung sorgte für Ärger bzw. zugeparkte Gehwege. „Dabei haben wir in der Nähe zwei Kindergärten, eine Schule und demnächst 42 Seniorenwohnungen“, beklagt Jürgen Garnitz. Der Vorsitzende der neu formierten Bürgerinitiative „Stapenhorst 2012“ ist sich sicher: „Das hat mit Stadtplanung nichts zu tun.“

Damit steht die Sitzung schon früh an ihrem Scheideweg. „Wir dürfen es nicht mehr hinnehmen, dass unser Stadtteil systematisch durch sogenannte ‚störende Gewerbe‘ verschandelt wird“, fordert die Initiative in ihrer Einladung. Die Diskussion verlässt die Stapenhorststraße dementsprechend schnell. Mal ist es „illegales Zeug“ in der Gewerkenstraße, mal ein Reifenhandel unter einem Wohnhaus an der Altenessener Straße. Für Grundsatzdebatten über Integration und Sozialpolitik bleibt da keine Zeit, auch wenn diese Themen einigen Anwesenden unter den Nägeln brennen.

Wer über die Stapenhorststraße spricht, meint an diesem Abend meist das komplette das Mischgebiet „vom „Rhein-Herne-Kanal bis zur Neuessener Straße“. Mischgebiet, das heißt: Wohnen und Gewerbe sind in einem Quartier vereint. Weshalb die Bauvoranfrage rein formal nicht zu beanstanden ist.

Theo Jansen, Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Altenessen und Mitstreiter in der Initiative, will sich damit nicht abfinden: „Mischgebiet? Wir haben hier über 90 Prozent Wohnanteil. Da könnte man sicherlich feinfühliger planen. Nicht nur Gewerbe zahlt Steuern - wir zahlen ebenfalls.“

Nach einer zweistündigen Aufzählung sämtlicher Probleme sind die betroffenen Anwohner erschöpft, nicht jeder der rund 100 Zuhörer hat bis zum Ende durchgehalten. Ein Blick in ratlose Gesichter. „Das war auch erst eine Themensammlung“, beschwichtigt Jürgen Garnitz die Verbliebenen. Jetzt könne man sich an die Arbeit machen.

Doch eine einzelne Bürgerinitiative allein wird sich an diesem Themenkomplex aufreiben. Allerdings: Einer muss den Anfang machen. Weitere Initiativen und Bewegungen zeichnen sich bereits ab. Fotos: Michael Gohl

Aktiver Norden

- Die Bürgerinitiative „Stapenhorst 2012“ sucht weitere Mitstreiter. „In anderen Stadtteilen im Essener Norden haben die Menschen ähnliche Probleme“, weiß Theo Jansen. Die Altenessener Initiative hat bereits Kontakte nach Vogelheim und Dellwig geknüpft, wo sich Bürger ebenfalls mit „ungeliebtem Gewerbe“ herumplagen. Auch blicken die Stapenhorster nach Bergeborbeck. Dort ist der Protest gegen die Auswüchse des Gebrauchtmarktes am Autokino weit gediehen.

- Bislang schauten die Altenessener etwas neidisch auf die Katernberg-Konferenz - ein Gremium in dem Bürger, Politik, Wirtschaft und Stadtplanung an einem Tisch sitzen. Bis auf Absichtsbekundungen war aus Altenessen bislang wenig zu vernehmen. Nach Nord Anzeiger-Informationen hat kürzlich jedoch ein erstes Sondierungsgespräch für eine „Altenessener Stadtteilkonferenz“ stattgefunden.

- Die Bezirksvertretung V, Stadtteilparlament für Altenessen, Karnap und Vogelheim, wendet sich direkt an die Dezernenten. In einem Brief bittet Bezirksbürgermeister Hans-Willi Zwiehoff (SPD) - stellvertretend für die Vorortpolitiker - die Verwaltungsoberen, „sich persönlich dieser Problematiken zu stellen“.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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