SPD-Bürgerdialog zum Entwurf eines Schulentwicklungsplans der Stadt Essen. Der Entwurf zeigt Planungsdefizite und Fehleinschätzungen der Verwaltung auf.

Zum Entwurf des Essener Schulentwicklungsplans (SEP) - Versorgung, Ausstattung und Herausforderungen der Schulen in Frohnhausen und im Essener Westen - hatte der SPD-Ortsverein Frohnhausen zu einem öffentlichen Dialog eingeladen.

„Nach langer Durststrecke ist ein neuer Entwurf zum Schulentwicklungsplan von der Stadtverwaltung im Oktober letzten Jahres im Schulausschuss endlich vorgestellt worden“, so Andreas Neugebauer, Studienrat und SPD-Schulexperte.

In einer Analyse der Verwaltungsvorschläge hat das Vorstandmitglied der Essener SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) für den Bürgerdialog der Frohnhauser SPD rechtzeitig die Vorstellungen der Verwaltung zur Schulentwicklungsplanung kritisch überprüft, auch um Strukturdefizite vor Ort zu erkennen und wo Politik vordringlich, frühzeitig reagieren muss. Die Planungen der Verwaltung stellt die Stadt Essen vor einer ganzen Reihe von Problemen: Nach Jahrzehnten der Schrumpfung steigt seit einigen Jahren die Zahl der Schüler in Essen wieder. Bis zu 470 Schüler zusätzlich müssen an den Essener Schulen pro Jahr betreut werden.Das bedeutet, wenn man von 2-zügigen Grundschulen ausgeht, dass ca. 9 Grundschulen in Essen fehlen. Auch der Essener Westen braucht mehr Klassenräume. Etwa 4 Klassen pro Jahr werden zusätzlich gebraucht. Wo und in welcher Form diese eingerichtet werden sollen, darüber schweigt sich der Schulentwicklungsplan leider bisher noch aus.
Auch für andere Schulen haben die steigenden Schülerzahlen Folgen, auch wenn der Schulentwicklungsplan die Situation hier, bis auf einige Ausnahmen, als „stabil“ bezeichnet.

Besonders interessant ist die Situation der Gesamtschulen. Hat die Schulpolitik unter Leitung des zuständigen Dezernenten Renzel (CDU) erst vor einigen Jahren das Aus für die Gesamtschule Süd beschlossen, mangels Schülern, so sind nun die Vergrößerung bestehender Gesamtschulen und die Gründung einer neuen Gesamtschule als notwendig erkannt worden. Vielleicht wird die Gesamtschule Süd sogar wiederbelebt werden müssen?

Ein Treppenwitz sei dies, so Andreas Neugebauer, wie bei vielen anderen Infrastrukturen, die zu früh oder auf Grund von Fehleinschätzungen der Verwaltung abgebaut wurden. Ein gravierendes Beispiel dafür ist der Abbau von Notunterkünften für Flüchtlinge in Essen. Eine Untersuchung des Amtes für Stadtentwicklung zum Rückbau von (“nicht benötigten“) Infrastruktureinrichtungen in Essen aus dem letzten Jahrzehnt hat auch sogar zur Schließung ganzer Schulen oder zum Rückbau von Gebäudeteilen geführt. Einige Schulen und Schulturnhallen sind mittlerweile verkauft oder anderen Nutzungen zugeführt worden.

Aber dies ist nicht die einzige Herausforderung an die Essener Schulpolitik. Auch die Fortführung der Inklusion, die Integration von Flüchtlingskindern und die baulich- räumliche Situation stellen die Stadt vor Probleme. Hinzu kommt: Die Aufhebung der Schulbezirke durch die damalige CDU/FDP-Landesregierung unter Rüttgers hat große Auswirkungen in den Anmeldezahlen und der Sozialstruktur einzelner Schulen bis zu Standortgefährdungen.So müssen in Essen vermutlich Plätze für 800 Inklusionsschüler geschaffen werden. Diese fehlen im Plan ebenso wie die Plätze zur Beschulung und Integration von Flüchtlingskindern in Essen. Gedankenspiele: Aufgegebene Schulstandorte speziell als Schulen für Flüchtlingskinder zu verwenden sollte kritisch, insbesondere zur Zielorientierung und wegen der sozialen Auswirkungen, hinterfragt werden. Dieser zusätzliche Bedarf erhöht das ohnehin vorhandene Raumproblem der Schulen.

So sieht das Schulgesetz eigentlich vor, dass Schulklassen im Schnitt nur 25 Schüler stark sein dürfen. Die Essener Realität sieht anders aus. 28 Schüler und mehr Schüler sind zu oft die Regel.Hier wird auch klar, warum die steigenden Schülerzahlen nicht einfach nur so auf bestehende Klassen verteilt werden können. Hier ist schon jetzt kein Platz mehr, der einfach durch Überbelegung kaschiert wird.Dies zeigt sich auch an vielen Schulen im Essener Westen. Besonders die steigenden Schülerzahlen in Altendorf und Holsterhausen erfordern Maßnahmen für neue Gebäude oder ganze Schulen. Immerhin müssen fast 100 Schüler, also ca. 4 Klassen zusätzlich untergebracht werden. Oder wird es nur Notlösungen und Pavillons geben?
Nun ist schnelles und entschlossenes Handeln gefragt. Aber leider liegt hier bisher das Manko dieses Verwaltungsentwurfs zum Schulentwicklungsplan für Essen. Dieser ist / wird in seiner aktuellen Form kaum den Anforderungen an einer Bestandsaufnahme gerecht. Eindeutige Handlungspläne fehlen fast völlig. Selbst konkrete Empfehlungen wie der Ausbau der Gesamtschule Borbeck sind nicht mehr als Gedankenspiele.

Auch viele notwendige Daten, beispielsweise zu Schülerwanderungen oder zu den Platzbedarfen in Relation zu den Schulempfehlungen, die helfen könnten eine zukunftsfähige Schulstruktur zu planen, wurden anscheinend nicht erhoben. So wird erfolgreiche Schulpolitik in Essen weiterhin schwierig bleiben. Für Eltern, Lehrer und für den Bildungserfolg unserer Schüler.

Zusammenfassend stellt die Frohnhauser SPD-Vorsitzende, MdB Petra Hinz, nach Auswertung der Dialogveranstaltung fest: “So wird erfolgreiche Schulpolitik in Essen weiterhin schwierig bleiben. Für Eltern, Lehrer und für den Bildungserfolg unserer Schüler. Die Verwaltung muss schnellstens reale Zahlen zur Planung der Essener Schulentwicklung und der Finanzplanung des Rates vorlegen. Der Bund stellt u.a. in diesem Jahr für die Infrastrukturausstattung der Kommunen 3,5 Mrd. Euro den Ländern zur Verfügung. 1,26 (32,2%) davon fließt nach NRW für Investitionen in den Städten und Gemeinden. Die Stadt Essen muss kurzfristig konkrete Anträge zur Ausstattung und Ergänzung von Infrastrukturvorhaben in Essen stellen.“

Autor:

Ursula Dotzki aus Essen-Nord

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