Sorge und Verwirrung um Spindelmannpark in Altenessen

Foto: Das Ehrengrab von Johann Heinrich Spindelmann im Hochsommer
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Der Spindelmannpark in Altenessen war bis jetzt ein beschaulicher Ort, der aufgrund seiner Naturbelassenheit und einer gewissen Unberührtheit einzigartig erschien. Der ehemalige Friedhof mit dem Ehrengrab des Altenessener Kaufmanns  Johann Heinrich Spindelmann wurde insbesondere für viele Anwohner rund um die tosende Gladbecker Straße ein lieb gewonnener Ort der Erholung, fürs Gassigehen und für die Bewegung in ursprünglich anmutender Natur. Nun aber herrscht Unsicherheit bei den Bürgern. Was passiert mit ihrem Park? Warum sieht es dort aktuell eher nach "Zerstörung und Grabschändung" aus? Gibt es wirklich Pläne zur Umgestaltung?

In Altenessen herrscht Vewirrung

Ist das, was gerade im Spindelmannpark passiert, noch typischer Grünschnitt oder bereits Teil eines ominösen Umgestaltungsplanes, über den die Stadt nicht umfangreich informiert hat?
Ein entsetzter Bürger schreibt auf Facebook "Wie kann man Pflanzen nur so hassen? ... Die haben die Bäume nicht beschnitten, sondern wie Unkraut mit dem Bagger rausgerissen, so dass die Grabsteine daneben zum Teil umgefallen sind. Manche Gräber haben sie so geschändet, daß es einer mutwilligen Zerstörung gleicht." Ein anderer kommentiert "Moin . Hab da auch oft gearbeitet . Was nicht unter Denkmalschutz steht kommt weg . Ist traurig aber wahr ."
Ein weiterer Kommentar lautet "Das ist Waldfrevel. Ich habe so eine Arbeit noch nie gesehen. Was würde wohl passieren, wenn es nicht Altenessen wäre sondern Haarzopf oder Bredeney?"

Berechtigter Zorn

Zu Recht sind die Bürger auf "hundertachtzig". Wenn man an die vielen Pressemitteilungen aus dem wesentlichen kleineren Christinenpark in Rüttenscheid denkt, so stellt man fest, dass die Öffentlichkeit in Altenessen nur recht spärlich bis gar nichts darüber weiß, was mit "ihrem" Park in Zukunft geschieht. Es erinnert so manches an das Entsetzen der Bürger, die durch die Zeitung über den geplanten Abriss ihrer Häuser an der Gladbecker Straße informiert wurden: Es fehlt erneut an Bemühungen der Stadt, die betroffenen Bürger im Vorfeld umfänglich zu informieren und mitzunehmen.

Doch nicht nur den Bürgern scheint es hier an Transparenz zu fehlen, denn auch in der Bezirksvertretung scheint das Thema "Umgestaltung des Parks" nicht bekannt zu sein. Bezirksvertreter Karl-Heinz Kirchner bestätigt "Wir haben nichts in der BV gehabt."

Fakt ist: Es hat eine Art Bürgerbeteiligung im Sommer 2019 gegeben. Fakt ist aber auch, dass kaum jemand etwas darüber weiß, dass bei dieser vierstündigen Veranstaltung im Park Bürgerideen und Anregungen gesammelt wurden. Da diese Veranstaltung durch eine Sturmwarnung abgebrochen werden musste, wurde ein Ersatztermin anberaumt. Leider wussten davon ebenfalls nur sehr wenige der fast 45.000 Einwohner in Altenessen. Den einzelnen Akteuren der Bürgerbeteiligungsversuche kann man das nachsehen, jedoch bleibt die offene Frage, warum erneut in Altenessen-Süd ein Platz von großem öffentlichen Interesse so still von der Stadt überplant wird?


Was passiert nun? Werden, wie einst nach dem Sturm ELA, die letzten Relikte historischer Grabkultur vernichtet?


Wie sieht der Umgestaltungsplan der Stadt nun aber aus? Wird hier ein "Bolzplatz" umgesetzt? Werden Spiel- oder Sportgeräte aufgestellt? Oder wird eine Müllverbrennungsanlage gebaut, wie ein Kommentator zynisch anmerkt? Fragen über Fragen, die nun rasch beantwortet werden müssen. Längst hätte die Stadt transparent präsentieren können, dass sie überhaupt etwas mit dem Spindelmannpark vorhat. Vielleicht hätte sie sogar großen Applaus geerntet. Nun aber muss sie mit der Schelte leben, die aus des Bürgers Mund schallt.

Die Bürger Altenessens haben ein "hungriges" Interesse an Verbesserungen, jedoch zeitgleich Angst vor Verschlimmbesserungen. Und diese Angst scheint berechtigt zu sein. Es ist noch nicht allzu lange her, dass die Stadt damit "drohte", das komplette Gebiet rund um den Park mit Betongold zuzuschütten. Und insgesamt beschleicht immer mehr Bürger das Gefühl, dass insbesondere in den nördlichen Stadtteilen Bürgerbeteiligung eher fadenscheinig daher kommt.

Zum guten Schluss: Der Altenessener Johann Heinrich Spindelmann wuchs im dortigen Waisenhaus auf und erwirtschaftete später ein Vermögen mit dem Viehhandel. Mit seinem Tod 1927 ging das Kapital an die Stadt über und eine Stiftung in seinem Namen für die Unterstützung von Waisenkindern wurde eingerichtet. Einzige Bedingung: Die Stadt erhält und pflegt seine Grabstätte.

Apropos Viehhandel: Wie war das nochmal mit der geschichtlichen Markierung des Schweinemarktes in Altenessen? Bis heute gibt es kein positives Signal, das dem Altenessener ein wenig Identität mit seinem Stadtteil und seiner Geschichte zurück schenkt. Die Identität mit dem historischen Ort "Spindelmannpark" darf dem (Alten)essener nicht geraubt werden. Im Gegenteil: Man sollte dem unikaten Kleinod neben der B 224 als naturbelassenen ehemaligen Friedhof mit all seiner Historie zu neuem Glanz verhelfen.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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