Schultoiletten haben Sanierung nötig
Die elfjährige Ebru und der zehnjährige Muhammed greifen zum Toiletteneimer und ziehen los. So schlimm, dass sie sich ihre Geschäfte bis nach Schulschluss verkneifen, ist es zwar noch nicht, aber der Zustand der Klos stinkt den Viertklässlern gewaltig.
„Hier geht die Tür nicht mehr zu“, demonstriert Ebru. Und ihr Klassenkamerad ergänzt sogleich: „Bei den Jungs drüben sind die Toiletten überhaupt nicht abschließbar.“ Das war einst Absicht an der Herbartschule, die künftig Peter-Ustinov-Schule heißen wird, damit die Schüler sich keinen Spaß mehr daraus machen können, von innen abzuschließen und dann über die Türen zu klettern. Mittlerweile hat man aber eingesehen, dass dies auch keine Lösung ist. „Wir benutzen die Toiletten gar nicht mehr, sondern nur noch die Pissoirs“, erklärt Muhammed, der eigentlich nur so gerade eben an die Urinale herankommt, die Konsequenz.
Feuchte Ecken, fehlende Ausstattung
Doch die Toilettentüren sind nur ein kleines unter den vielen Ärgernissen auf den stillen Örtchen. Es schimmelt in den Ecken, die Tapeten lösen sich aufgrund der Feuchtigkeit von den Wänden ab. Auch um die Sauberkeit ist es nicht besonders gut bestellt. Und eine Ausstattung gibt es im Grunde gar nicht. Statt fest integrierter Seifenspender und Handtrockner, gar Schränken für Ersatz-Klopapier, bringen sich die Schüler ihr Equipment selbst bei jedem Gang mit, im klasseneigenen Eimer. Und noch etwas frustet vor allem die Jungen: „Wir haben keine getrennten Lichtschalter und die Mädchen lassen uns öfter im Dunkeln stehen.“ Kein Wunder, dass sogar ein Türsteher auf dem Wunschzettel steht, den 4a und 4b in Gemeinschaftsarbeit verfasst und mit einem persönlichen Anschreiben versehen dem Oberbürgermeister übermittelt haben.
„Allerdings ist genau dieses Plakat hinter mein Sofa gefallen und so hat es ein bisschen länger gedauert mit der Reaktion“, entschuldigte sich Norbert Orzesek kürzlich bei den Schülern, nicht ohne Bienenstich, Schokokuchen und Pausenäpfel zu vergessen. Der Leiter des Kinderforums hatte die Kinder bereits im Frühjahr zu Besuch und begleitet sie in ihrem Kampf für schönere Schultoiletten. „Ich zeige ihnen aber nur die Mittel und Wege auf, aktiv werden müssen sie schon selbst“, erklärt Orzesek die Intention hinter der Jugendamts-Einrichtung. Mitbringen konnte er vom Essener Verwaltungs-Chef ein herzliches Danke und Autogrammkarten für alle. Zuständig ist dieser natürlich nicht direkt.
Bisher keine Sanierungspläne
„Genauso wenig wie die Bezirksvertretung“, weiß die Bezirkskinder- und Jugendbeauftragte Margot Ackermann. Auch sie unterstützt die Herbartschüler, wo sie nur kann, „aber mir sind hier die Hände gebunden“. Keine guten Nachrichten gab es auch von Karlheinz Schnare von der Immobilienwirtschaft der Stadt. Der teilte bereits Ende März Schulleiterin Angelika Sass-Leich schriftlich mit, nach umfassender Analyse zum Zustand der Schülertoiletten im Sommer 2012 sei kein Sanierungsprogramm beschlossen worden, „da alle Anlagen in einem technisch funktionierenden Zustand sind“. Die Hoffnung aufgeben, dass aus dem städtischen Etat vielleicht noch ein paar Euro aufzutreiben sind, wollen Schüler, Lehrer und Hausmeisterin deshalb aber noch lange nicht.
DAS KINDERFORUM
- Gründung: Das Kinderforum der Stadt Essen wurde im Jahr 2000 gegründet. Es wird geleitet von Norbert Orzesek.
- Inhalte: Im Kinderforum treffen Kinder auf Erwachsene. Das Forum ist Vermittler zwischen den Welten. Kinder sollen lernen, ihre Interessen darzustellen und dafür einzutreten. Hierbei bekommen sie Unterstützung von Erwachsenen aus Politik, Schule und von Fachkräften.
- Angebote: Im „Kinderforum Rathaus“ lernen Kinder Ratsherren und die Stadtämter kennen; im „Kinderforum Stadtteil“ geht es um konkrete Lokal-Projekte etc.
- Kontakt: Tel. 88-88548; Email: kinderforum-rathaus@jugendamt.essen.de
Fotos: Renate Debus-Gohl
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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