Schonnebeck: Wohin mit der "Keimzelle" Aldi?
In der Huestraße 89 hat alles angefangen: Hier eröffnete die Familie Albrecht ihren ersten Tante-Emma-Laden; von hieraus nahm die erfolgreiche Aldi-Geschichte ihren Lauf. Wie es mit dem Ur-Aldi weitergehen soll, damit befassen sich derzeit die ansässigen Politiker und Geschäftsleute.
Eine Bauanfrage für einen Lebensmittelmarkt für die Straßenecke Huestraße/Portendieckstraße brachte Bewegung in den Stadtteil . Aldi wolle sich hier niederlassen und dafür ihre „Keimzelle“ im Ortskern - nach heutigen Vorgaben für Discounter zu klein - leerziehen, befürchteten die ersten Politiker und Gewerbetreibenden. Dabei betonten die Gebrüder Siepmann, die Eigentümer des Plangebietes, dass man nicht mit Aldi direkt, sondern mit einem Investoren verhandele. Wer letztendlich den Zuschlag erhalte, entscheide er.„Uns ist es im Prinzip egal, ob entweder Penny, Rewe oder Aldi hier baut“, beteuert Klaus Siepmann. Auch dass die Familie Siepmann verwandtschaftlich mit der Albrecht-Familie verbunden ist (die Mutter der Aldi-Brüder Karl und Theo war eine geborene Siepmann), spiele eine untergeordnete Rolle.
„Wir werden durch den Verkauf nicht zu Millionären“, so Klaus Siepmann weiter. Im Gegenteil: Das Grundstück gehöre einer Erbengemeinschaft von sechs Brüdern, zudem müsste die im Hof gelegene Friedhofsgärtnerei von Bruder Josef weichen. „Und Aldi bliebe in Schonnebeck. Viele unsere Kunden begrüßen das“, berichtet Christoph Siepmann, Inhaber des Blumenladens an der Ecke Hue-/Portendieckstraße.
Wenn es nach den Siepmanns ginge, könnten die Bauarbeiten schon bald begingen. „Die Bauvoranfrage erfüllt alle Auflagen“, ist sich Klaus Siepmann sicher. Verkehrsanbindung, Abstände, Bauweise etc. - all dies sei bereits geregelt. Es sind allerdings keine Einwände baulicher Natur, die sich aus Politik und Wirtschaft erheben. „Uns ist wichtig, dass [...] die Senioren nicht den Ophoffberg erklimmen müssen“, lässt SPD-Ratsherr Klaus Pomorin beispielsweise verlauten. Und dass sich Siegfried Brandburg, Vorsitzender des Schonnebecker Werbeblocks, um die Attraktivität des Ortszentrums sorgt, versteht sich von selbst.
Die Ablehnung erfolgt nicht aus dem hohlen Bauch heraus: Der Masterplan Einzelhandel schützt das Geschäftsleben im Ortszentrum, indem es ortsferne Ansiedlungen verbietet. Selbstredend, dass die Beteiligten unterschiedliche Auffassungen haben, wenn es darum geht, das genaue Zentrum Schonnebecks zu ermitteln.
Die Verwaltung jedenfalls hält eine Bebauung an der oberen Huestraße für unzulässig. Ein Bebauungsplan, der die Ansiedlung von Gewerbe an dieser Stelle verbietet gibt es noch nicht - soll aber nachgeschoben werden.
Mit Hilfe eines entsprechenden Aufstellungsbeschlusses könne die Entscheidung über die Bauanfrage für die Dauer eines Jahres ausgesetzt werden, wie Steffen Lenze von der Stadtentwicklung der Bezirksvertretung VI berichtete. Da die politischen Gremien dieser Stadt diesem Vorhaben noch vor der Sommerpause zustimmten, sei dieses Thema nun auch vom Tisch, wie Siegfried Brandenburg, der für die CDU-Ratsfraktion dem Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung angehört, anmerkt.
Bleibt die Frage: Was passiert, wenn Aldi Nägel mit Köpfen macht und sich vergrößern möchte? Nicht nur der SPD-Fraktionssprecher im Bezirk VI André Vollmer verweist auf laufende Gespräche. Er sieht Aldi „in der Pflicht, das Zentrum zu verstärken“. Die örtliche Politik bietet ihrerseits an, bei der Suche nach neuen Entwicklungsflächen behilflich zu sein. Alternative Standorte am Markt und in der unteren Huestraße stehen zur Debatte.
Über den Stand der Dinge möchte die SPD am kommenden Freitag, 22. Juli, in einer Bürgerversammlung in der Gaststätte Husmann, Schonnebeckhöfe 25, berichten. Ab 19 Uhr wird sich auch ein Vertreter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung zu Wort melden.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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