Rat live im Internet: Curryfarben und verschluckte Wörter
Am Mittwoch tagte der Essener Rat und ließ sich dabei erstmals via Internet live zuschauen und zuhören. Wer aber die Ratssitzung ruckelfrei sehen und vor allem hören wollte, musste bis zur Aufzeichnung warten. Live genügte zumindest der Ton nicht unbedingt den Ansprüchen.
Dass das Bild der Ratssitzung einem kleinen Foto entspricht, ist zu verschmerzen, und das nicht nur, weil es in Farbtöne getaucht ist, die den Currysorten in einem Asia-Geschäft Ehre machen würden. Vielleicht haben die Macher schon auf Handy-Größe programmiert, obwohl das technisch noch nicht verfügbar ist.
Auch dass die Kamera sturheil an ein und demselben Platz verharrt und dass Bild und Ton live nicht unbedingt synchron waren, störte nur den, der unverwandt hinschaute. So mancher lauschte bei der Direktübertragung wohl eher nebenher, aber genau da war das Problem. Der „ruckelnde“ Ton verschluckte nicht nur halbe oder auch ganze Worte, sondern manchmal kurze Sätze. So konnte man teils nur vermuten, was der Redner soeben gesagt hatte.
Praktisch ist es, dass neben dem Bild die Tagesordnung aufgeführt wird. Live kann man sehen, dass man noch fünf Punkte lang was anderes machen kann, bis schließlich der Punkt, der einen besonders interessiert, ansteht. Um, wenn es soweit ist, zu erfahren, dass der abgesetzt wurde. Müsste sich das in der eingeblendeten Tagesordnung nicht kenntlich machen lassen?
Wer auf solche Weise seine erste Ratssitzung verfolgte, weiß jetzt, was regelmäßigen Gästen in jenem Gremium oder auch in den Bezirksvertretungen längst bewusst ist: Die Diskussionsdauer eines Tagesordnungspunktes einzuschätzen, ist extrem schwierig.
Was dem distanzierteren Zuhörer als dicker Brocken erscheint, ist oft in fünf Minuten abgehandelt. Die augenscheinliche Kleinigkeit dagegen will kein Ende nehmen.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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