Radschnellweg RS1 und das Eltingviertel – die neue Lage
RS1 wird auf dem Bahndamm geführt
Die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und –planung (ASP) und die vorhergehende Pressekonferenz mit OB Kufen haben deutlich gemacht, dass die Stadt den Radschnellweg auf dem Bahndamm kreuzungsfrei führen will. Damit sind sowohl die Variante eines vollständigen Abrisses des Bahndamms (Gerd Mahler, SPD), als auch eine von Stadtdirektor Hans-Jürgen Best favorisierte Stelzenvariante vom Tisch. Best verwarf diese Variante nun ausdrücklich.
Dies ist erst mal eine gute Nachricht für Radverbände und GRÜNE, zumal der Weiterbau im Bereich von Evonik sich nicht verzögern wird, da eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich ist. Der Grünschnitt in diesem Bereich hat begonnen
Zeitrahmen und Hindernisse
Die Stadt möchte bis April/Mai eine Entscheidung über den RS1 und die weitere Planung im Eltingviertel herbeiführen. Dieser Rahmen wurde im November bei einem Treffen von Best mit Landesverkehrsminister Michael Groschek, dem RVR und dem Landesbetrieb Straßen NRW festgelegt. Dem konnten sich im ASP alle anschließen.
Problematisch ist erstens, dass von Straßen NRW noch keine Planung für die Y-Brücke über die Gladbecker Straße vorliegt. Angesichts der Erfahrungen mit der Planung von Brücken könnte diese einen langen Realisierungszeitraum benötigen. Ein schneller Baubeginn kann daher nicht erwartet werden.
Außerdem ist das zweite Problem der Bahnbetrieb von Evonik, die ein Gleis bis hin zum Bahndamm im Eltingviertel zum rangieren für ihre Anlieferung täglich zwei Mal benutzt. Beide Probleme müssen von Straßen NRW zeitnah gelöst werden.
Letzteres ließe sich mit einem Trennzaun regeln. Als Vorbild kann die Lösung dienen, die für die Trasse Altendorf-Borbeck Bahnhof gefunden wurde. Erwogen wird auch eine Variante, die Gleise insgesamt auf das Betriebsgelände von Evonik zu verlegen. Dies wäre zwar aufwendiger, würde aber mehr Gestaltungsraum für Grün und Wohnraum bieten.
Die Brücke über die Gladbecker Straße beeinflusst die zeitliche Planung für die Fertigstellung des RS1 maßgeblich und ist entsprechend wichtig. Sie hat eine Schlüsselstellung für den gesamten Zeitrahmen.
Wegen der Verzögerungen beim Bau des RS1 in diesem Bereich werden demnächst die Umgehungsstrecken über Blumenfeldstraße/Hangetal usw. als provisorischer RS1 erfolgen. Diese Strecke soll ausschließlich bereits vorhandene Fahrradrouten nutzen.
Aufgabe der Stadtverwaltung ist es nun, die Planung im Eltingviertel zügig im vorgesehenen Zeitrahmen bis April/Mai abzuschließen. Unsere Aufgabe als Grüne besteht darin, hierzu weiter stetig zu „motivieren“.
Varianten für die Führung des RS1
Straßen NRW hatte im November der Stadt Essen eine Planung vorgelegt, in der der RS1 auf gerader Strecke auf direktem und kürzestem Weg diagonal über den Bahndamm führte. Diese Planung hätte der Stadt wenig Spielraum für Wohnbebauung und Stadtentwicklung gelassen und passt somit am wenigsten zu den Wohnbauzielen. Alle sechs vorgestellten Varianten sehen eine Verschwenkung des RS1 an den südlichen Rand des Bahndamms vor, mittels einer entsprechenden S-Kurve, die direkt nach der Brücke an der Gladbecker Straße beginnen soll. Der Kurvenradius soll möglichst großzügig gestaltet werden.
Eine Variante spielte mit der Möglichkeit, den RS1 mit einer Kreuzung an der Altenessener Straße zu planen mit entsprechenden Rampen. Die Altenessener Straße sollte demnach in diesem Bereich für den Autoverkehr gesperrt werden um so einen Platz anzulegen. Weil diese Variante aber nicht kreuzungsfrei ist, sollte sie von uns Grünen nicht befürwortet werden.
Da die grundsätzliche Festlegung auf eine Führung des RS1 mit einer Verschwenkung an der Gladbecker Straße Konsens ist, sollte diese Planung der weiteren Planung von Straßen NRW zu Grunde gelegt werden. Die Feststellung der Linienführung als Voraussetzung der Brückenplanung ist durch den ASP zügig zu beschließen.
Wie viel Wohnbebauung und wie viel Grünzug wollen wir?
Bei allen Varianten geht es um den Umfang der Wohnbebauung oder darum, wie viel oder wenig Grünfläche vom Bahndamm am RS1 übrig bleibt.
Die Stadt will die Parkplätze an der Kleinen Stoppenberger Straße bebauen. Das ist unproblematisch, da bereits versiegelte Flächen benutzt werden. So sehen die Varianten I und III eine relativ lockere Bebauung vor, die viel Platz für Grün bietet und wenig Fläche des Bahndamms beansprucht.
Alle anderen Varianten arbeiten mit mehr oder weniger großen, geschlossenen Häuserblöcken und lassen kaum Grünbestand vom Bahndamm übrig. Dabei handelt es sich um erste Planungsskizzen und keine architektonische Planung. Bis zu 400 Wohneinheiten maximal sind in dem Bereich denkbar. Stadtdirektor Best verkauft dies als das neue Eltingviertel. Die Innenstadtnahe Wohnlage sei attraktiv – ähnlich dem Univiertel. Eine Lösung ohne jegliche neue Wohnbebauung macht in dieser attraktiven Lage auch aus Grüner Sicht keinen Sinn.
Essen braucht ca. 20.000 neue Wohnungen und deshalb wird die entscheidende Auseinandersetzung im Eltingviertel darüber stattfinden, wie verdichtet dort gebaut wird.
Die Anbindung des Eltingviertels an den RS1 –die Verbindung für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen durch das ganze Ruhrgebiet unabhängig vom Autoverkehr -ist für das Quartier eine zusätzliche Chance. Die Y-Brücke mit einer eigene Rampe sind angedacht.
Die Idee, Teile des Bahndamms, die für den RS1 nicht benötigt werden, als begehbaren Grüngürtel zu entwickeln und den Damm entsprechend zu modellieren und teilweise abzutragen, bleibt charmant und naheliegend. Das wäre eine echte Wohnumfeldverbesserung und würde auch die Qualität einer moderaten Bebauung entsprechend attraktiv machen.
Das Tor zum Eltingviertel
Das eigentliche Tor zum Eltingviertel ist die Altenessener Straße, die gleichzeitig für Fuß- und Radverkehr die zentrale Verbindung zur Innenstadt bildet. Wenn man die Verbindung des Viertels zur City verbessern will. Insofern wirbt Best zu Recht an dieser Stelle für eine filigrane neue Radfahrbrücke mit größerer Länge als die bisherigen Eisenbahnbrücken (Beseitigung der Widerlager der Eisenbahnbrücken). Eine entsprechende Umgestaltung dieses Bereiches wird geplant und ist grundsätzlich zu befürworten, da hierdurch eine neue Sichtachse geschaffen würde.
Der RS1 hat eine bundesweite Pilotfunktion und ist für das gesamte Ruhrgebiet eine wichtige umweltfreundliche Verkehrsachse mit erheblichem Potenzial. Insofern ist es wichtig, den Zeitdruck hoch zu halten und auf schnelle Lösungen zu drängen.
Ein provisorischer Ausbau des RS1 unter Einbeziehung der alten Eisenbahnbrücke macht keinen Sinn. Einerseits stellt sich die Frage der zusätzlichen Finanzierung und andererseits hat der Abschnitt allein nur einen Nutzwert, wenn die Brücke über die Gladbecker Straße gebaut ist – dies erfolgt aber eben nicht von heute auf morgen!
Deshalb ist es jetzt neben der Fertigstellung der Planung für den RS1 im Bereich Eltingviertel vordringlich, den tatsächlichen Bau des RS1 im östlichen Teil der Stadt zu beginnen und dann die Verbindung zur Uni aus östlicher Richtung voranzutreiben.
Es gibt eine breite Unterstützung für das Projekt, das kaum jemand in Frage stellt. Deshalb sind wir Grüne davon überzeugt, dass das Projekt RS1 bis 2020 wie geplant auch zum Abschluss kommt. Hierfür werden wir weiterhin alles tun.
Joachim Drell
Veranstaltungshinweis: Die Grünen planen am 28.2. um 19.00 Uhr eine Veranstaltung zum RS1 mit dem RVR-Planungsdezernenten Martin Tönnies und einer Vertreter*in des Stadtplanungsamtes im Grünen Zentrum, Kopstadtplatz 13
Autor:Joachim Drell aus Witten |
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