Qualifizierungen für Geflüchtete
Das Pilotprojekt „Eine Chance für Geflüchtete“ zeigt eine positive Rückmeldung. 22 Bewerber sammeln erste Erfahrungen im medizinischen Fachbereich.
Das Pilotprojekt „Eine Chance für Geflüchtete“ begründet von der KAUSA Servicestelle Essen und unterstützt von der Ärztekammer Nordrhein und ihre Kreisstelle Essen, dem Jobcenter Essen und der Agentur für Arbeit trägt seine ersten Früchte. Bei dem Projekt geht es vor allem um die Einbindung von Geflüchteten in das deutsche Ausbildungssystem. Die Integration wird somit nicht nur gesellschaftlich gefördert, sondern auch wirtschaftlich. Die jungen Geflüchteten sind an einem Prozess beteiligt, der eine Vorstufe zu einer regulären Ausbildung zum „medizinischen Fachangestellten“ ist.14 der insgesamt 22 Bewerber haben einen Vertrag für eine „Einstiegsqualifizierung Plus“ (EQ+) erhalten und können voraussichtlich im Ausbildungsjahr 2018 eine Ausbildung als „medizinische/r Fachangestellte/r“ antreten. Zwei der Bewerber konnten direkt eine Ausbildung starten, zwei weitere bekamen Bundesfreiwilligenverträge und vier machen zurzeit ein Praktikum am Alfred-Krupp-Krankenhaus.
Die Herausforderungen vor dem die Verantwortlichen des Projekts standen waren groß, denn geflüchtete Menschen denken nur selten an eine bis zu drei Jahren andauernde Ausbildung, meint Bodo Kalveram vom Jobcenter Essen.
Wie wurde ausgewählt?
Nach einem Auswahlprozess von der KAUSA konnten 60 Interessierte an einem Speed-Dating teilnehmen. „Uns war es wichtig die geeigneten Kandidaten zu finden, die sowohl Interesse an dem medizinischen Fachbereich haben, als auch die passende Persönlichkeit für diesen Job aufweisen“, erklärt Abdulkader Sadek von der KAUSA Servicestelle Essen. Dabei wurde direkt der Kontakt geknüpft zwischen den Arztpraxen und den jungen Menschen. „Ich war positiv überrascht von den guten Deutschkenntnissen der Interessierten“, erzählt Dr. med. Ludger Wollring, Augenarzt aus Altenessen. In seiner Praxis arbeiteten bereits viele Menschen mit Migrationshintergrund. So auch die 20-jährige Syrerin Daood Halas, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Nach einem Deutschkurs tritt sie nun ihre Qualifikationszeit in der Praxis von Herrn Dr. med. Wollring an. „Eine Ausbildung im medizinischen Bereich hat mich schon lange interessiert, weshalb ich mich sehr gefreut habe, als ich vom Jobcenter die Einladung zum Speed-Dating bekam“, erzählt Daood Halas.
Eine Idee wächst heran
Yunus Ulusoy von der KAUSA sieht einige verbreitete Vorbehalte gegenüber Menschen, die innerhalb der letzten zwei Jahren nach Deutschland gekommen sind. Der medizinische Bereich stellt für viele eine sensible Schnittstelle dar. Daher soll das Projekt auch eine Vorbildfunktion einnehmen. „Wenn Ärzte jungen Geflüchteten in diesem sensiblen Bereich Vertrauen schenken, warum sollte man diesen nicht auch einen handwerklichen Beruf anvertrauen?“, erklärt Ulusoy. So könnte aus einer Chance viele werden.
Autor:Katharina Wieczorek aus Essen-West |
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