Post von Thomas Kufen oder: Über die Schwierigkeit, die Wähler zu erreichen

Persönlich adressierte Briefe erhielten jetzt viele Essener vom Oberbürgermeister-Kandidaten der CDU, Thomas Kufen. Doch nicht alle Adressaten wohnen noch an der Adresse, andere sind lange schon verstorben.
  • Persönlich adressierte Briefe erhielten jetzt viele Essener vom Oberbürgermeister-Kandidaten der CDU, Thomas Kufen. Doch nicht alle Adressaten wohnen noch an der Adresse, andere sind lange schon verstorben.
  • hochgeladen von Sabine Pfeffer

Ich habe Post von Thomas Kufen. Oder nicht? Das Schreiben liegt in meinem Briefkasten, aber adressiert ist es an meine vor 16 Jahren verstorbene Mutter.

Werbebriefe an sie oder auch an meinen vor noch viel mehr Jahren verstorbenen Vater treffen gelegentlich ein. Manchmal schicke ich sie zurück mit einem süffisanten „Na, da hat Ihnen aber jemand ganz alte Adressen verkauft.“ Manchmal bekomme ich eine betretene Antwort, meistens nicht.

Aber Thomas Kufen?! Oberbürgermeister-Kandidat, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, Landtagsabgeordneter und was nicht alles - sollte der nicht auf der Höhe der Zeit und der Essener Wählerschaft sein? Die Frage konnte ich seinem Wahlkampfleiter Richard Röhrhoff nicht ersparen und bekam interessante Antworten. Unsereiner steckt ja in so einem Werbebrief nicht drin und weiß nicht, wie das abläuft.

Post oder Einwohnermeldeamt

Nehmen wir also an, Sie sind OB-Kandidat und möchten möglichst viele Wähler ganz persönlich anschreiben. Dann gibt es zwei Möglichkeiten:
a) den Weg über das Einwohnermeldeamt, von dem Sie die Adressen zweier Dekaden erhalten können, zum Beispiel die 20- bis 30-Jährigen und die 50- bis 60-Jährigen. Macht nicht wirklich Sinn.
b) den Weg über die Deutsche Post. Der geben Sie demographische Kriterien - Alter, Beruf, Verdienst usw.- sowie einen Musterbrief. Die Adressdaten bekommen Sie selbst nicht zu sehen, die Briefe versendet die Post an Personen, die Ihren Kriterien entsprechen (könnten).

Verstorben, verzogen und rätselhaft ausgewählt

Aber an längst Verstorbene? Oder - auch das kam in Essen vor - an längst Umgezogene? Oder - ganz oft - an nur einen Wähler im Haushalt, nicht an alle?
Die Post, so erklärt Richard Röhrhoff, verfüge über jede Menge Adressdaten. Aber selbst, wenn die auf dem neuesten Stand wären, würden sie das nicht unbedingt bleiben. Denn die Post verkaufe nicht nur den Versand solcher Briefe, sie kaufe auch: Datensammlungen von anderen. Von Vereinigungen etwa, die über Spenderdateien verfügen. Und auf diese Weise könnten immer mal alte, nicht mehr gültige Adressen sich ins große Ganze mischen.

"Fehlerquote bei 0,1 Prozent

Röhrhoff sieht es realistisch: „Die Post spricht von einer Fehlerquote von 3 bis 5 Prozent.“ Bei der Briefaktion schätzt er sie nur auf 0,1 Prozent. Nicht nur deshalb ist er von der Versandaktion überzeugt: „Die persönliche Ansprache ist Thomas Kufen sehr wichtig. Mit allen Wahlberechtigten ist das aber nicht machbar - und auch nicht bezahlbar.“

Na, ich werde den Brief dann mal öffnen. Habe ihn ja quasi geerbt.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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