Omma Krause und dat doofe Europa

2016 - Jahr der Trinkhalle - Omma Krause ist mit dabei. Und zwar laut wie immer.
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  • hochgeladen von Susanne Demmer

Omma Krause hat ma widder getobt anne Bude. "Booh, ich kannet nich mehr hörn, weder die dauernden Nachrichten von der bestussten Heidi Klum, noch dat Gesülze von Europa. Ich bin Essen, maximal Deutschland, mehr is da grade nich drin bei mir."

Bei Omma Krause zu Hause hängt ein in Leder eingfasstes Bild im Glasrahmen. Man sieht eine Berglandschaft und liest die Worte "Gruß aus dem Zillertal". In ihrer Vitrine stehen zwei Mini-Porzellan-Holzklotschen-Imitate mit typisch holländischem Muster. Ihre handgemachte Wolldecke aus Portugal hat sie im Flüchtlingsdorf abgegeben.
Was hat Omma Krause gegen Europa?

Zu Hause hasse genuch zu tun...

"Ich hab keinen Bock mehr, mir vonne Politiker einreden zu lassen, ich müsse gez dauernd dieset gebastelte Europa hochjubeln, als wär ich grade persönlich bei de Hochzeit von Lady Di. Drauf geschissen, ich hab da gar keine Zeit zu. Wat glaubt die Merkel denn, wat ich den ganzen Tach so umme Ohren hab?
Meine Rente is fürn Arsch und ich leb in Essen. Da, wo dat Trinkwasser am Teuersten is, wo de mehr fürn Taxi zahls als woanders und wo se gez die Grundsteuer erhöhen wollen. Glaubse, dat mich da dat Merkelsche Europa interessiert? Die kann mir den Buckel runter rutschen mit ihrem Gequatsche übber de Vorteile vonne offenen Grenzen. Ob dat Chanel Nummer 5 nun am Freitach odder erst übbernächsten Mittwoch inne Regale landet, is mir scheiß egal. Viel schlimmer is, dat et hier keinen gescheiten Bäcker mehr umme Ecke gibt. Da kommen heutzutage die Teiglinge morgens aus Polen angefahren und sonne Grütze fress ich nich. Mir tun die Blagen leid, die nix anderet kennen.

Immer schön langsam mitte jungen Pferde...

Mein letzter Urlaub übbrigens war 1999, da war ich in Brakel. Da war kein Europäer zu sehen. Nur der Schmitt aussem Bergischen und die Müllers aus Osnabrück. Von wegen, dat würden so viele nutzen mitte offenen Grenzen. Quatsch is dat. Dat is gar nich sonne Menge. Und wenne ma anne Grenzen warten muss, kannze dabei ma schön zur Ruhe kommen. Sind doch eh alle krank vor Stress hier. Und anne Flughäfen scheint die ganze Warterei ja auch kein Problem zu sein.

Wat machen die da in Brüssel?

Und wat mich so richtich auffe Palme bringt: Die EU-Akrobaten in Brüssel kriegen doch selber kaum wat auffe Kette. In Sicherheitsfragen kocht jeder sein eigenet Süppchen, Deutschland wird übberschwemmt von Billichscheiß und wenn ich ne Beschwerde am Telefon abzusondern hab, lande ich in Togo-West odder so. Dat is doch Kappes und macht dat Volk völlich bekloppt. Hier fressen doch immer mehr Psychopharmaka und anderet Zeuch für de kaputte Seele. Also, alle mal tief inne Buchse atmen, erstma Europa schön machen und dann guck ich ma. Bis dahin bin ich nett zu allen netten Europäern, die ich treffe. Und zu den anderen auch.

Früher, als noch kein Europa war, war auch schön...

Früher, als noch kein Europa war, ich mein gez dat konstruierte, war noch der Tankwart da. Da habbich dem Sparkassen-Beamten vertraut, der Postbote gehörte fast zur Familie und et gab gescheite Metzger. Da brauchtesse keine Mortadella aus Portugal. Braucht auch heute kein Schwein. Und der Mensch auch nich.
Und den geklauten Kadett vom Jürgen hätten se anne Grenze vielleicht auch widder eingesackt.

Wieviel Europa darf's denn sein?

Echt, ich weiß et doch auch nich, wat man da gez machen soll. Ich mach abber keinen auf Europa-Bejublerin auf Ansage. Wenigstens nich so richtich. Klar guck ich mir weiter die Illustrierten an und les ma wat übber de Königshäuser und die Tabletten aus Frankreich nimm ich auch weiter, abber dat ich gez sonne Europa-Flagge an dat Fenster hänge, nee, soweit isset noch lange nich. Ich hab ja noch nichma ne Deutschland-Flagge im Haus. Kauf ich abber noch. Für de EM.

Fußball-Europameisterschaft guck ich gerne. Und übbrigens: Da laufen se ja auch nich alle rum mit ein und demselben Trikot. Da muss also doch wat dran sein, wenn man son bissken erstma nur dat Deutsche an sich ran lässt.

Und noch wat: Wegen de beschissenen Taxipreise muss ich gez zum Arzt latschen. Dat sind 3 Kilometer. Danach bin ich sowat von im Arsch. Und da soll ich noch ganz Europa im Kopp haben? Dat sind satte 67.770,9 km Küstenlinie. Hömma, geht's noch? Dat latscht noch nichma der sportliche Enkel vonne Elsbeth Schuster ab. Noch nichma im Kopp. Und dat is en schlauet Kerlchen, der war sogar schonn beim Schüleraustausch in Spanien.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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