Letzte Ruhestörung: Wie vorgehen gegen den Edelmetallklau auf Friedhöfen?
Pietätloser geht‘s nimmer: Der Edelmetallklau macht noch nicht mal vor der Friedhofsmauer kehrt. Besonders hart traf es im vergangenen Winter den Friedhof am Hallo.
Zerbrochene Grabschalen, verschleppte Laternen und abgetrennte Grabaufschriften: Die ehrlosen Langfinger ließen alles mitgehen, was sich irgendwie veräußern lässt. Für die Hinterbliebenen kommt eine solche Entdeckung einem Schock gleich.
Politiker und Verwaltung trafen sich kürzlich am „Tatort“. Der zweite Vorsitzende der CDU Schonnebeck, Rudi Vitzthum, zeigt sich vom Ortstermin „enttäuscht“. Schließlich weiß der Bezirksvertreter um die Größe des Areals sowie die personellen Ressourcen der Stadt: „Um solche Vorfälle zu verhindern, müsste jemand rund um die Uhr vor Ort sein und aufpassen. Das wird nicht passieren. Und selbst wenn, gäbe es keine hundertprozentige Sicherheit.“
Vor welcher Hürde der Kampf gegen die Friedhofskriminalität wirklich steht, verdeutlicht Hans-Joachim Hüser, Sachgebietsleiter für Friedhöfe bei Grün und Gruga: „Edelmetalldiebstahl ist ein generelles Problem: Wir sorgen uns um 23 städtische Friedhöfe, 256 Hektar und 200 Kilometer Friedhofswege.“
Seit zwei, drei Jahren vermelde Grün und Gruga einen Anstieg der Delikte. „Wir arbeiten verstärkt mit der Polizei und dem Ordnungsamt zusammen“, so Hüser. Doch wie immer gilt: Kontrolle ist nur punktuell möglich.
Deshalb ist die 1994 vereinbarte, unbegrenzte Öffnung der städtischen Friedhofe nicht mehr unumstritten. Von einer nächtlichen Schließung der Anlagen hält der Experte allerdings wenig: „Seit 1994 sind die Meldungen über Vandalismus insgesamt rückläufig, schwarze Messen gibt es auf unseren Friedhöfen nicht mehr.“ Dadurch, dass es Trauernde und Spaziergänger auch zu späten Stunden auf den Friedhof ziehe, sei eine gewisse soziale Kontrolle gewährleistet. Zudem: „Wer auf den Friedhof steigen will, der lässt sich nicht von einem 1,80 Meter hohen Tor abhalten.“
Derzeit prüfe man bei Grün und Gruga den Einsatz von Videoüberwachung. Nicht ganz unproblematisch: Schließlich wären Persönlichkeitsrechte in einem höchst sensiblen Raum betroffen. Und ein umfassender Schutz wäre auch hier utopisch: „Wir werden die Kameras nur punktuell absegnen können“, prognostiziert Hüser schon jetzt. In der Hoffnung, dass dies zur Abschreckung beiträgt.
Erweiterung:
Seit 1972 existiert auf dem Friedhof am Hallo ein muslimisches Grabfeld, auf dem mehr als 1.400 Verstorbene beigesetzt wurden. Nun wird das Grabfeld erweitert, wie auf dem Ortstermin zu erfahren war, eine Fläche im oberen Teil des Friedhofs wird bereitgestellt. Während Politiker nun eine verschärfte Parkplatzsituation entlang der Langemarckstraße befürchten, geht Grün und Gruga davon aus, dass die Trauergäste weiterhin über die Hallostraße auf den Friedhof gelangen.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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