Schulruinen in Essen Teil VI
Lentorfschule in Kray-Leithe - Existenz nur noch wegen Mobilfunk?
Viele städtische Immobilien, nicht nur die Lentorfschule, sind in beklagenswerten Zuständen. Seit langem verfügt die Stadt über zuwenig Mittel, um ihren Gebäudebestand großflächig zu erhalten und den permanenten Wertverlust zu stoppen. Gerade für Schulgebäude wurden über etliche Schuljahre hinweg die Erhaltungsinvestitionen oft radikal beschnitten. Begründet wurden die Einsparungen mit stetig zurückgehenden Schüler*innenzahlen; eine Entwicklung, die sich im letzten Jahrzehnt schnell ins Gegenteil verkehrte.
Geld für Messeausbau statt für Schulbau
Ihr knappes Haushaltsgeld hatte die Stadt nach der Jahrtausendwende mehrheitlich lieber in andere Vorhaben wie den Ausbau der Messe Essen stecken wollen. (Was dann zum Glück durch ein erfolgreiches Bürgerbegehren doch noch kräftig reduziert werden konnte).
Lange glaubten die Stadtväter, die scheinbar überflüssigen alten Schulgebäude und Grundstücke besser für Reihenhausprojekte, Umbau zu Wohnungen, Abriß und ähnliches vermarkten zu können. Das hatte auch mal die Folge, dass frühere Schulgebäude und ihre Flachdächer nur noch als hochgelegene Standorte zur Mobilfunkversorgung dienen. Mehr als fraglich, ob sich derartige Nutzungen wenigstens über Mieteinnahmen noch positiv für den städtischen Haushalt auswirkten können.
Kurze Schulgebäudegeschichte
Im 6. Teil der essener Schulruinenserie schauen wir jetzt auf eine Höhe tief im Osten der Stadt unmittelbar an der S-Bahnlinie Richtung Wattenscheid. Die Lentorfschule in Kray-Leithe begann ihr Bildungsleben in den frühen sechziger Jahren wohl als städtisch- evangelische Volksschule, später zur Hauptschule umgewandelt. Unterschiedlichste Schulnutzungen, sei es in den achtziger Jahren kurzfristig als Außenstelle fürs Berufskolleg oder für Förderschulen, folgten in den Jahrzehnten danach. In Zuge der Jugoslawienkriege in den neunziger Jahren wurde sie dann zur Flüchtlingsunterbringung gebraucht, später wurde die Lentorfschule zeitweiliger Wohnstandort für Spätaussiedler. Jetzt steht sie bereits sehr viele Jahre leer.
Intakte Außenfassade -inneres Chaos ?
Vor außen macht das Schulgebäude noch einen halbwegs intakten Eindruck, einige kapute Glasscheiben in den Fenstern, Sperholz gesicherte andere Fensterfronten zeigen allerdings - hier gibt es keinen Unterricht mehr. In bestimmten Räumen der oberen Etagen scheinen noch Dinge in vielen Pappkartons gelagert zu werden. Reste alten Schulmobiliars und einzelne Stahlschränke sind beim Blick durch gespliiterte Fensterscheiben zu erkennen. Im Schulhofbereich ist immerhin die großflächigen Glasfronten des Treppenhauses intakt. Über Informationen aus einer Facebookseite Leither Bürger*innen mit Infos über den Stadtteil ist jedoch zu erfahren, dass im Gebäudeinneren durch Einbrücke wohl etliche Metallinstallationen gestohlen wurden. Wahrshceinlich sei innen wohl zerstört, dass eine Sanierung zu aufwendig würde.
Warum aber entscheidet dann trotz heftigstem Schulraummangel niemand aus Rat oder Verwaltung, das Gebäude endlich auch abzureissen oder eben doch für neuen Unterricht zu sanieren?
Ruienchronologie:
November 2010:
Grüne BV 7: Anfrage zur Zukunft des Lentorfschulgebäudes
Schon im November 2010 fragten z.B. die Grünen Mitglieder Kray/Steeler Bezirksvertretung nach, welche Verwendungsabsichten die Stadt mit der Lentorfschule habe. Große Einhelligkeit bestand darin, sie nicht wieder als Übergangsheim für Flüchtlinge zu nutzen- Der Stadtteil habe bereits mehrere Standorte zur Flüchtlingsunterbringung. Bei BV-Debatten im Februar 2014 wiederholte Hartmut Pelz für die Stadtverwaltung essen die Einschätzung, der Standtort Lentorfschule sei als Flüchtlingsheim ungeeignet.
März 2021:
SPD Anfragen zur ehemaligen Lentorfschule
Nachfragen an die Stadtverwaltung zur beabsichtigten Zukunft des Lentofschulgebäudes, schon 2010 mehrheitlich in der BV 7 unterstützt, wurden auch im März 2021 diesmal von der SPD gestellt. Leider gibt es bis heute im November 2023 keine wirkliche Antwortet durch die Stadt Essen. Städtische Ansätze zur Neuverwendung von Gebäude oder Grundstück sind ebenfalls nicht erkennbar. Die Lentorfschule, bzw. ihr Flach bleibt ein bis auf weiteres bloßer Antennen- und Senderdort.
Sehr schade: An der Lentorfstraße sind weder Sanierung noch Abriß oder eine Planung z.B. für Wohnbau ernsthaft im Gespräch.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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