Landmarke oder Problemzone? Pro und contra Abriss des Bahnstellwerks
Für die einen ist es eine Landmarke und „Stadttor“ auf dem künftigen Radschnellweg, für die anderen ein Ärgernis, das abgerissen werden sollte: das Bahnstellwerk am Viehofer Platz. Ob es in Zukunft Anziehungskraft für Radfahrer ausstrahlen wird, ist fraglich. Sicher ist, dass seine Anziehungskraft in der Gegenwart Probleme bereitet.
Wer zu dem markaten Gebäude hinauf schaut, das den hohen Bahndamm am Viehofer Platz krönt, kann nachvollziehen, warum im Internet Stimmen gesammelt werden, um den Abriss zu verhindern. Das Stellwerk ist ein Hingucker. Den Anwohnern nördlich der alten Bahnlinie nützt das allerdings wenig. Wenn sie nach unten gucken, sehen sie die unangenehmen Auswirkungen.
Zwischen Damm und Kleine-Stoppenberger-Straße befindet sich einer der wenigen kostenlosen Parkplätze im Innenstadtbereich. Für die Anwohner im Eltingviertel - dem Wohnbereich nördlich des Bahndamms - wurde der Parkplatz aber eine Zumutung.
Weniger Drogen, mehr Sauberkeit im Nordviertel
„Auf zwei Bewohnerversammlungen wurden die Zustände auf dem Parkplatz und dem angrenzenden Bahngelände als große Einschränkungen in deren Wohn- und Aufenthaltsqualität beschrieben“, berichtet Gabi Wittekopf. Sie hat im Rahmen des Stadtteilprojekts Altenessen-Süd/Nordviertel die Stadtteilmoderation inne.
Das Stellwerk, so schildern es auch Kommunalpolitiker, hat sich zum Treffpunkt für Drogenabhängige entwickelt, die sich vom steilen Aufstieg zum Bahndamm nicht schrecken lassen. Spritzen finden sich dann im Gebüsch und auf dem Parkplatz, wilder Müll kommt hinzu.
Erste Maßnahmen zur Verbesserung wurden ergriffen, weitere sollen folgen. Grundreinigung, Rückschnitt des undurchsichtigen Grüns am Bahndamm, Aufstellung von Papierkörben und mehrfach pro Woche eine Reinigung des Parkplatzes zählt Gabi Wittekopf auf.
Bezirksvertretung plädiert für Abriss
Mit ihrer Maßnahme „Opti“ sorgt die Suchthilfe Direkt jetzt für Sauberkeit auf dem Gelände. Ferner werden in diesen Tagen Bewerbungsgespräche für einen „Kümmerer“, einen Quartiershausmeister, geführt. Finanziert vom Programm Soziale Stadt soll er die Anwohner einbeziehen in das Bestreben, das Wohnviertel sauber zu halten. Einer der vielen Bestandteile des Versuchs, das Eltingviertel und sein Umfeld aufzuwerten.
Dazu muss nach Überzeugung nicht nur der Bezirksvertretung I die Deutsche Bahn beitragen. Einstimmig beschloss das Gremium einen Antrag der SPD-Fraktion, in dem die Bahn aufgefordert wird, sich um ihre Flächen, die „als Problemzone identifiziert worden“ seien, zu kümmern. Stellwerk abreißen und die obere Bahndammfläche umzäunen, so lauten die hauptsächlichen Forderungen aus der Politik.
So mag man das Stellwerk als sinnbildlich für das Nordviertel sehen: zwischen neuer Attraktivität und alten Problemen.
Internet-Petition für den Erhalt
Unter www.openpetition.dewerden Stimmen gesammelt, um zu verhindern, dass die Deutsche Bahn den von der Bezirksvertretung I geforderten Abriss des Stellwerks in die Tat umsetzt. Die Initiatoren sehen das Gebäude als „Landmarke“. In der Machbarkeitsstudie des Radschnellwegs werde es als “außergewöhnlicher Zeuge der Eisenbahngeschichte” genannt. Eine Prüfung der Nutzung als “Rast- oder Service-Station” werde vorgeschlagen.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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