Schulruinen in Essen Teil VIII
Kunstwerkerschule in Bergerhausen: Seit Jahren umkämpft - jetzt dem Schwamm verfallen ?
Das von außen noch leidlich ansehnliche Schulgebäude an der Kunstwerker Straße in Bergerhausen trägt mittlerweile den Pilz in sich. Ungeheizt nach viel zu langen Leerstandsjahren könnte jetzt der "echte Hausschwamm" den endgültigen Abriß der früheren Schule einleiten.
Bürger*innengruppen, die die Neunutzung der städtischen Immobilie als "Freie Schule" oder "Kita" voran zu treiben versuchen, dürften mit einer Schwamm-Sanierungsaufgabe finanziell überfordert sein. Falls doch noch einzelne Fassadenteile in ein Neubauprojekt integriert werden können, ist das eher ein ziemlicher Glücksfall.
Die wahrscheinlichste Zukunftsvariante wird einmal mehr die weitgehende Bebauung des noch von hohen Bäumen eingefassten Schulgrundstücks durch Eigenheime sein. Da wird dann auf den 3500 qm Schulgelände sicherlich nicht alles Grün kahlgeschlagen, ein bischen Siepental-Atmosphäre dürfte übrig bleiben.
Startschuß: Katholische Schule Nr. 35
Hier am unteren Ende des Tals, unweit der bereits zu schicken Lofts umfunktionierten, denkmalgeschützten ehemaligen Dinnendahlschen Maschinenfabrik von 1925, könnten künftig gediegene Einfamilienhäuser entstehen. Der gefundene "echte Hausschwamm" macht frühere Auflagen für Grundstückskäufer, in ihr Neubauprojekt auch das 100 Jahre alte Schulgebäude für besondere Nutzungen zu integrieren, wohl zunichte.
1910 auf Stadtplänen noch als "Katholische Schule Nr. 35" firmierend, seit den 40ziger Jahren einfach als "Volkschule" bezeichnet, wurde die Kunstwerkerschule bereits in den achtziger Jahren nicht mehr mehr für Unterrichtszwecke verwendet.
In Essen fanden dann einige kleinere Schulgebäude, die durch zurückgehende Einwohner- und Schüler*innenzahlen nicht mehr gebraucht wurden, mit günstigen Mieten eine Neuverwendung als Atelierhäuser für einzelne Künstler oder Künstlergruppen. Beim "Kunsthaus" in der Rübezahlstraße ist das bis heute so, bei der "Kunstwerker Schule" war dann der Vermarktungsdruck innerhalb der hochverschuldeten Stadt Essen wohl zu hoch.
Noch 2014 war das Grundstück Kunstwerker Str. 98 in der Stadtplanung zur schulischen Nutzung ausgewiesen, was dann aber gegen den Willen der Bezirksvertretung in Wohnbebauungsfläche umgewandelt wurde.
Schon 2016 konnten weder vorgeschlagene Kita-Nutzungen, noch Überlegungen für eine zeitweilige Flüchtlingsunterkunft den von der Stadt Essen forcierten Leerstand verhindern. Die Ateliernutzung war damals bereits auf einen kleinen unteren Teil des Gebäudes beschränkt.
Trotzdem versuchten Bürgerinitiativen z.B. mit Unterschriftenlisten und Stadtteilfesten wie im September 2017 die kommunalen Entscheidungen doch noch zugunsten deines Bildungsstandorts zu drehen. Immerhin hängen die Transparenten bis heute gut sichtbar am Schulzaun.
Obwohl dann 2019 ein schwarz-roter Stadtratsbeschluß für das frühere Schulgelände künftig eine Wohnbaufläche vorsah, hatte die zuständige Bezirksvertretung mehrheitlich für eine Mischung aus Wohnen und Bildung votiert. Eine Bürgerintiative und der Bürgerverein Bergerhausen wollten ebenfalls verhindern, daß dort nur Wohnungsbau entstehen könnte.
Jürgen Paas, ein mit bildnerischen Experimenten auch international bekannt gewordener Maler und Bildhauer, war lange ein Nachnutzer der Schule. Paas hatte sein Kunststudium von 1982 bis 87 in Essen absolviert und die Kunstwerkerschule für seine Arbeiten rund 25 Jahre von der Stadt mieten können. Eigentlich hatte die Stadt das Gebäude bereits in den neunziger Jahren abstoßen wollen, gelangte aber zu keinen attraktiven Verkaufsverhandlungen. Vor 5 Jahren erhielt Jürgen Paas dann aber doch die Räumungsklage von der Stadt Essen und musste die Kunstwerkerschule freiziehen.
Seitdem verfällt das 100 jahre alte Schulgebäude und wird natürlich für eine Nachfolgenutzung monatlich unattraktiver.
Wenn es dafür jetzt nicht sowieso zu spät ist . Wie könnte mensch sagen: Schwamm drüber!
Schöner Wohnen im Siepental braucht eben auch Platz.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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