Kreativität statt 1A-Lage: die Nord-City auf spannendem Weg
Wer sich nur hartnäckig genug um die Aufwertung seines Stadtviertels bemüht, wird letztlich Erfolg haben. Am Beispiel der nördlichen Innenstadt und ihrer Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) jedenfalls könnte man das beweisen.
Gerade erst sind die Pläne fürs Kreuzeskirchenviertel erstmal gescheitert, weil sich Wolff-Gruppe und Allbau AG nicht einig werden konnten. Wer aber glaubt, die ISG-Mitglieder ergingen sich in Klageliedern, täuscht sich. Die Bilanz für die jüngste Entwicklung gibt Anlass zum Optimismus, und das nicht nur, weil mit dem GenerationenKult-Haus an der Viehofer Straße 38 gestern erst ein neuer ‚Leuchtturm‘ eingeschaltet wurde.
Zufrieden ist man bei der ISG, weil die Zielsetzung, die man seit Jahren verfolgt, sich als richtig zu erweisen scheint und weil die Impulse dazu aus dem Viertel selbst kommen. „Im Tagesgeschäft werden wir nie eine 1A-Lage werden“, sagt Frank Baumeister (Geschäftsführer des „maze“). Das aber bedeutet nicht Resignation, sondern Nutzung der Potentiale, nämlich der Kreativwirtschaft. Mit ihrer Hilfe und verwandter Branchen hat der Bereich vom Kopstadtplatz bis Friedrich-Ebert-Straße einen Sprung nach vorne gemacht.
Das Viertel, so Baumeister, habe überregional angesagte Veranstaltungsorte - vom GOP-Varieté bis zum „turock“: „Da gibt es viele Beweger.“ Ganz viel bewegt Reinhard Wiesemann. Bekannt ist sein Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert-Straße. Jetzt ist das GenerationenKult-Haus (GeKu) hinzu gekommen mit Wohnungen, WG, Läden, Gastronomie und mehr. Und schon hat Wiesemann ein weiteres Gebäude erworben. An der Rottstraße 24 soll das „ClubShaus“ Gruppen und Vereinen Räume bieten, die sich im Unperfekthaus zusammengefunden haben und sich nun langfristiger ‚niederlassen‘ wollen.
Stolz auf diese Entwicklung äußert sich der Senior der Immobilien- und Standortgemeinschaft, Eberhard Brecklinghaus, dessen Lederwaren-Geschäft zu den wenigen noch verbliebenen Traditionsunternehmen in der Nord-City gehört. Er und andere der ISG machen aber klar, dass man bei aller Eigeninitiative auch die Hilfe der Stadt benötige. Das reiche von einer energischen Suche nach Alternativen für den Bereich Kreuzeskirche bis zur Parkraumbewirtschaftung. Obwohl keine 1A-Lage, verlangen die Parkautomaten an der Rottstraße und Umgebung 1A-Gebühren.
Parken ist ein Stichwort, das vor allem auch das GOP betrifft. Geschäftsführer Matthias Peinige erinnert daran, dass eine Lösung der Parkhausfrage schon vor Jahren zugesagt worden sei. Die steht aber immer noch aus. Ob sie gemeinsam mit neuen Investoren für den Weberplatz gefunden oder für sich angegangen wird, ist offen.
Insgesamt, so Karl-Heinz König als Geschäftsführer der Essen Marketing GmbH, sei die nördliche Innenstadt gut beraten, „nicht auf den einen Investor zu warten“. Aber selbst wenn das Kreuzeskirchenviertel wunschgemäß entwickelt würde, kämen dadurch die Impulse für Rott- und Viehofer Straße nicht von selber. Die ISG wird also am Ball bleiben müssen, ist dazu aber auch entschlossen. „Wir sind noch kein kreatives Künstlerviertel, aber auf dem Weg dahin“, sagt Frank Baumeister.
Reinhard Wiesemanns Prinzip, mit dem er im Quartier Erfolg hat, lautet: „Es ist nicht alles nur im Internet, wir brauchen reale Orte.“ Von denen hat die nördliche Innenstadt noch eine ganze Reihe, die weiteren Entwicklungen unterschiedlichster Art Raum bieten. Zwar nicht auf dem Weg zur 1A-Lage, aber zu einem Viertel, das in der Stadt seinesgleichen sucht.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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