Holzernte am Loskamp
Kitabau statt Walderhalt - Bildungslösungen aus dem letzten Jahrhundert

Holzernte am Loskamp in Altenessen: Wo jetzt noch ein Harvester die Bäume zu meterhohen Stapeln ordnet, wird in wenigen Monaten eine Kindertagesstätte samt Parkplätzen entstehen. Fraglich, ob hier wirklich ein alternativloser Standort bebaut wird  | Foto: Walter Wandtke
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  • Holzernte am Loskamp in Altenessen: Wo jetzt noch ein Harvester die Bäume zu meterhohen Stapeln ordnet, wird in wenigen Monaten eine Kindertagesstätte samt Parkplätzen entstehen. Fraglich, ob hier wirklich ein alternativloser Standort bebaut wird
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Waldrodung für Kita in Altenessen - Trauerspiel nach Bebauungssplänen von 1980

Im essener Norden führt die Unterversorgung an Plätzen in Kindertagesstätten viele spätere Grundschüler*innen oft schon in der Startphase zu schlechteren Bildungsergebnissen. Um das zu ändern, müssten aber weder mit Axt noch Motorsäge  gesunde kleine Wälder gerodet werden.
Altenessen ist im Gegensatz zu Stadtteilen wie etwa Rüttenscheid nicht so zugebaut, dass es wirklich nur heißen könnte: zusätzliche Kita- und Schulpavillons statt Grünflächen- & Walderhalt.

Keine alternativlose Kitaentscheidung

Über 400 Unterschriften Altenessener Bürger*innen, Vorsprachen in der Bürgersprechstunde  und Anträge der Grünen Fraktion in der Bezirksvertretung 5 konnten leider nichts mehr bewirken. Der Wald am Loskamp, der sich in vierzig Jahren ohne Erlaubnis der Planungsverwaltung am Nordfriedhof in Altenessen breitgemacht hatte, wurde bereits in Festmeter Holz geschrumpft.
Andere Kita-Standortvorschläge zum Erhalt des Wäldchens erhielten keine ernsthafte Prüfung.
Zwei Beispiele: Das aufgegebene Lidl-Discountergrundstück an der Ostseite der Altenessener Straße wurde ebenso außer Betracht gelassen, wie für Beerdigungszwecke nicht mehr benötigte Reserveflächen des Nordfriedhofs. Rot-Schwarz-Blau in der Bezirksvertretung 5 wollte nur noch schnell bauen - Naturschutz und Walderhalt störten hier nur.

Die Stadt Essen rodet für die neue Kita "Am Loskamp" in Altenessen einen Wald. Seit Jahren war diese vor 40 Jahren getroffenen Planung im Stadtteil umstritten. Allerdings ist eine rot-schwarz-blaue Mehrheit in der Bezirksvertretung 5 weiterhin der Meinung, dass derzeit keine anderen Flächen in Altenessen für Kitabauten  verfügbar wären. | Foto: Walter Wandtke
  • Die Stadt Essen rodet für die neue Kita "Am Loskamp" in Altenessen einen Wald. Seit Jahren war diese vor 40 Jahren getroffenen Planung im Stadtteil umstritten. Allerdings ist eine rot-schwarz-blaue Mehrheit in der Bezirksvertretung 5 weiterhin der Meinung, dass derzeit keine anderen Flächen in Altenessen für Kitabauten verfügbar wären.
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Rodung vor drohenden Fällverboten

Knapp vor den Fällverboten in der Frühlingswachstumsphase wurde noch das Loskampwäldchen erledigt. Nach mehr als 4 Jahrzehnten Wartezeit muss nach städtischem Willen genau hier auf dem Waldgrundstück die Kita gebaut werden. Das künftige Gebäude mit zugehörigen Parkplätzen und Andienungsflächen wird einen über 40 Jahre gewachsenen Wald ersetzen.
Aber beim Stadtratsbeschluß für den Bebauungsplan im Jahr 1980 , als Horst Katzor Oberbürgermeister von Essen war, ahnte noch niemand, dass auf dieser früheren Acker/Weidefläche des Bauern Kuhlhof ganz ohne Aufforstungskosten ein vitaler Wald entstehen würde. Kaum jemand hatte sich damals vorgestellen können, hier im Ruhrgebiet im Sommer öfters mit Temperaturen um die 40 Grad kämpfen zu müssen und dann für jeden kühlenden Schatten unter Waldbäumen dankbar zu sein.
Kleiner Umweltrückblick auf 1980
Massenhafte Flächenversiegelung in der Industriestadt wurde 1980 noch nicht als Problem ernstgenommen.  Zwar gab es städtische Projekte, wie die "Grüne 14", die vereinzelte verbliebene Grünflächen vernetzten wollte. Das aber Autobahnausbauten  wie die  "A52" durch die Nordstadtteile oder die "DÜBODO" im essener Süden noch mehr PKW und Emissionen ins Stadtgebiet ziehen würden, schien SPD wie CDU nebensächlich zu sein. Die Grünen als Partei waren in Essen noch in ihrer Gründungsphase und ohne Vertretung in Rat oder Bezirksvertretungen.


Naturfreundliche Zukunftsvision

Ein Kahlschlag wie beim Loskampwäldchen darf sich bei kommenden Bauprojekten der Stadt Essen nicht wiederholen. Die Stadt Essen muß beim Naturerhalt Vorbildcharakter beweisen. Wie sollen wir sonst die viel zahlreicheren privaten Investoren davon überzeugen, dass artenreiche Naturflächen ein schützenswertes Gut sind - gesetzliche Bestimmungen allein werden nicht reichen.
In der Bezirksvertretung für Altenessen, Karnap und Vogelheim wartet da noch viel Arbeit: Der Antrag der Grünen in der BV 5, als Gegenmittel zu aktuellen Kahlschlägen und Bodenversiegelungen das unbebaute städtische Grundstück nordöstlich der Hövel- und Gladbeckerstraße zu einem kleinen Waldstück aufzuforsten, wurde von SPD; CDU und AFD abgelehnt.
Der in der Planungssprache "Tiny Forest" genannte Miniwald hätte zumindest für die vielen Anwohner*innen im dortigen Quartier jährlich sich steigend mehr Sauerstoff; Kühlung und CO2 Bindung in Altenessen-Süd erzeugen können.
Solche "Tiny Forest" Konzepte wurden für andere essener Stadtteilen ( Bochold) bereits beschlossen. Immerhin muss mensch der BV-Mehrheit zugute halten, das auch das Alternativkonzept der AFD , auf dem Grundstück mindestens 20 neue Parkplätze anzulegen, ebenfalls abgelehnt wurde.
Fazit aber bleibt - mehr grün für Altenessen scheint noch ziemlich chancenlos zu sein.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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