Katernberg als Vorbild für Altenessen - wie vorgehen nach Befragung?
Sie hat etwas gedauert - die Auswertung der aufsuchenenden Befragung in Altenessen. Schließlich galt es 359 Interviews, in denen sich 401 Befragte äußerten, auszuwerten.
Die Ergebnisse, die Andreas Klink und Thomas Rüth vom Jugendhilfe-Netzwerk Nord gestern im Beisein von Kulturdezernenten im Altenessener Förderturmhaus präsentierten, sind detailreich. Die positive Nachricht vorweg: „Altenessen ist kein rechtsfreier Raum. Der Rechtsstaat funktioniert“, hält Projektleiter Rüth fest. Dennoch sind die Befunde zum Teil besorgniserregend.
Gefragt waren Bürger, Jugendliche, Geschäftsleute und Institutionen im Stadtteil. Die Frage nach der Sicherheit beantworteten sie wie folgt: Während knapp 48 Prozent die Sicherheitslage vor ihrer Haustür für bedenklich halten, fühlen sich weitere 47 Prozent in dem Quartier relativ bis sehr sicher.
„Es hält sich also die Waagschale“, fasst Andreas Klink zusammen. Der Diplom-Psychologe verweist jedoch darauf, dass die Befragung keineswegs repräsentativ sei. Es sei anzunehmen, dass Befragte gerade deshalb teilgenommen hätten,weil sie eben von Negativerfahrungen zu berichten wussten.
Nichtsdestotrotz sind diese Stimmen ernst zu nehmen. Immerhin zwölf Prozent gaben an, Kriminalität erfahren zu haben. Dass diese in Altenessen anzutreffen und im Vergleich zu anderen Stadtvierteln häufiger vorkommt, bestätigt die Polizei. Alarmierend seien die Zahlen aus ihrer Sicht allerdings nicht.
Doch worin liegt das Unsicherheitsgefühl der im Stadtteil Lebenden nun begründet? Auch hier gibt es keine allgemeingültige Antwort. Städtbauliche Mängel, fehlende (Bildungs-)Angebote für Jugendliche, problematische Familienstrukturen - all diese Komponenten spielen sicherlich eine Rolle.
Ein untergeordnete Rolle nehme dagegen die „Libanesenproblematik“ ein. Auch wenn Rüth zugibt: „Diese Vorfälle waren in der Außendarstellung natürlich besonders spektakulär.“ Der Sozialarbeiter bemüht die Statistik der jugendlichen Intensivstraftäter im Bezirk V. Unter 29 Jugendlichen mit mehr als fünf begangenen Straftaten befänden sich 20 Deutsche, aber nur drei jugendliche libanesischer Herkunft.
Das Jugendhilfe-Netzwerk, das vor allem in der Stadtteilentwicklung Katernbergs seine Meriten gesammelt hat, übergab der Stadt nicht nur die Ergebnisse der Befragungen, sondern auch einige Handlungsempfehlungen. Kulturdezernent Andreas Bomheuer und auch das Dezernat für Jugend und Bildung unter Peter Renzel bemühen sich, diese möglichst zeitnah umzusetzen. Zentraler Bestandteil der Sofortmaßnahmen dürfte die konsequent vorangetriebene Vernetzung von Ämtern,Institutionen und Vereinen sein. Vorbild ist der Nachbarbezirk VI mit seiner Katernberg-Konferenz.
Die Wünsche der Befragten lassen sich dagegen nur bedingt durchsetzen. Während die eine Hälfte für mehr Polizeipräsenz plädiert, hält die andere eine verstärkte Jugendarbeit sowie Bildungsangebote für wichtig.
Doch die finanziellen und personellen Ressourcen der Stadt sind knapp. Neue Stellen in der Sozialarbeit, wie vom Jugendhilfe-Netzwerk empfohlen, kündigte Bomheuer an, könnten derzeit nicht geschaffen werden. Man versuche jedoch, durch Umstrukturierungen in den einzelnen Fachämtern, diesen Empfehlungen nachzukommen.
In Sachen Polizeipräsenz hält Kulturdezernent Andreas Bomheuer dagegen fest: „Wir haben bereits im September die Präsenz der Doppelstreifen von Polizei und Ordnungsamt verdreifacht. Und das soll auch erstmal so bleiben.“
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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