Kapitelwiese: Anwohner-Initiative nennt Asylstandort unzumutbar
Es war zu erwarten: Wohl kaum ein geplanter Standort für eine Asylbewerberunterkunft - ob dauerhaft oder kurzzeitig - geht ohne Protest durch. Und so hat sich nach dem Nord Anzeiger-Bericht vom Mittwoch in Stoppenberg bereits eine Initiative gegründet.
Alte Hauptschule als Übergangslösung
Wie berichtet ist unter anderem geplant, die leer stehenden Schulgebäude der Hauptschule an der Kapitelwiese 35 und 68 in Asylunterkünfte umzuwandeln. Diese sollen als Zwischenlösung dienen, bis dauerhafte Standorte eingerichtet sind.
Anwohner nennen das unzumutbar - für beide Seiten: „Zunächst sind die Gebäude für 140 Bewohner völlig ungeeignet und menschenunwürdig.“ Darüber hinaus befinde sich eines zwischen einem Kindergarten und der Nikolausschule. Das Bischöfliche Schulzentrum am Stoppenberg und weitere Kindergärten seien sich ebenfalls in der Nähe.
Die Initiative befürchtet, dass die in Stoppenberg trotz zahlreicher Probleme stattgefundene „positive Entwicklung“- bedingt durch die Nähe zum Weltkulturerbe Zollverein und den damit verbundenen Strukturwandel - gefährdet werde: „Der Zuzug vieler junger Familien hat den Stadtteil ebenfalls aufgewertet.“ Protest äußern sie auch, weil weder Lokalpolitiker noch Bürger in die Planung einbezogen wurden. Der Vorwurf: Sie seien „offenbar bewusst spät informiert“ worden. Eine kritische Auseinandersetzung und Diskussion werde so erheblich erschwert.
Treffen am 30. Juni vor Kapitelwiese 35
Bezweifelt wird schließlich, dass es angesichts der Zahl von Asylbewerbern bei einer Übergangslösung bleibt:
„Diese ist sicherlich auf Dauer angelegt.“ Für Interessierte gibt es am Montag, 30. Juni, um 19 Uhr - zwei Tage vor der entscheidenden Ratssitzung - ein Treffen an der Kapitelwiese 35.
Auch von Seiten der Politik kommt Kritik an den Plänen des Essener Verwaltungsvorstandes. Die Grünen bemängeln zum einen, man habe kurzfristig billigere Lösungen gewählt statt langfristig integrativ wie wirtschaftlich günstigere Standorten. Die „Schaffung von Massenunterkünften außerhalb von Siedlungen“ (gemeint sind die für Kaufcontainer vorgesehenen Flächen) fördere Ghettobildung statt Integration. Den Zeitdruck allerdings habe, so die Grünen, die Ratsmehrheit im Februar selber verschuldet, da sie keine Standortentscheidung treffen wollte.
Grüne kritisieren Standortauswahl
Als Folge sei „eine vernünftige Befassung aller Bezirksvertretungen ... wegen des Handlungsdrucks nicht mehr möglich. Außerdem müssen jetzt erneut Schulen in der Tiegelstraße, Hatzperstraße und Kapitelwiese als Behelfsunterkünfte belegt werden.“
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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