In die Irre geführt? Lkw-Navigation der metropoleruhr sorgt für Stress am Stadthafen
Auf Stunden der Ruhe hoffen Anwohner im Stadthafengebiet vergeblich, tagtäglich scheppern Lkws über nahezu alle der dortigen Straßen. Befeuert wird diese Problematik noch durch ein Lkw-Navigationssystem der metropoleruhr. Ursprünglich als Lärm- und Umweltentlastung für die Anwohner gedacht, weist das Pilotprojekt die Brummis weiterhin durch die Wohngegenden.
„Fehlerhafte Routen, die in ein Wohngebiet führen oder Brummis durch die historische Altstadt lotsen, gehören der Vergangenheit an“, bewirbt die metropoleruhr ihr „stadtverträgliches Lkw-Navigationssystem“. „Wir fordern schon viele Jahr eine Entlastung vom Schwerlastungverkehr“, gibt Karl-Heinz Kirchner, SPD-Bezirksvertreter im Bezirk V, zu Protokoll. „Man muss an die Menschen denken, die hier leben!“ Geglückt ist das bisher nicht. Um Lärm, Abgase und in fremden Städten verlorene Lkw-Fahrer zu vermeiden, erarbeitete die Wirtschaftsförderung metropoleruhr gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern ein Navigationssystem für Brummifahrer. Probleme mit diesem System sieht auch EBB-Ratsherr Michael Schwamborn: „Da wird einfach etwas aus dem Boden gestampft und es ist wieder völlig am Bürger vorbeigegangen!“
Keiner war's!
Wie die Daten überhaupt in den Navis der Brummifahrer gelandet sind, ist weder einfach nachzuvollziehen noch sehr schlüssig. Im ersten Schritt fragte der Regionalverband Ruhr (RVR) – Träger des Auftraggebers metropoleruhr – von allen teilnehmenden Städten einen Satz für das Projekt entscheidender Daten an. Dabei sollte berücksichtigt werden, ob eine Straße im Wohngebiet liegt, Breite und Höhe der Strecke immer ausreichen oder Tunnel die Fahrt behindern können. Maßgeblich waren auch die Umweltzonen, im Fall des Gebiets um den Stadthafen spielt gerade die Messstation für Vogelheim an der Gladbecker Straße eine Rolle. Diese Daten wurden im zweiten Schritt von der metropoleruhr ausgewertet und schließlich an den Entwickler der eigentlichen Karten, Nokia-Tochter „HERE Deutschland“, weitergegeben. Auf kommunalpolitischer Ebene mussten das Projekt oder die Vorschläge durch keine Gremien, weil lediglich die nackten Zahlen ohne eine spezielle Empfehlung weitergeleitet wurden. In der Stadt Essen selbst wanderten die Daten vom Umweltamt in das Amt für Stadtplanung, von dort wurden sie an den RVR weitergegeben.
Optimal ist die gesamte Streckenführung nicht, in der Krablerstraße geht’s beispielsweise schon um 4 Uhr mit der Lärmbelästigung los. Für die Lkw ist diese Strecke von der Gladbecker zur Hafenstraße gerade sehr beliebt, weil hier im Gegensatz zu den Parallelstraßen Tempo 50 herrscht. Die Hafenstraße ist weiterhin stark befahren, der ständige Krach zehrt an den Nerven der Anwohner. Zum Teil ist das unvermeidlich, zum Teil fehlt dem System der Feinschliff: „Wenn da ein Gewerbegebiet ist, muss der dahin. Punkt aus!“, weiß Stefan Schulze aus dem Presseamt der Stadt Essen. Davon betroffen sind beispielsweise die Nebenstraße Welkerhude, die Krabler- und die Hövelstraße. Eine Ausnahme bildet die Hafenstraße, sie liegt nicht direkt am Gewerbegebiet, stellt aber den bisher einfachsten Weg zum Stadthafen dar.
Ab in den ASP
Eine Alternative weiß Michael Schwamborn, er hofft auf die Öffnung der am Rhein-Herne-Kanal gelegenen Strecke Am Stadthafen: „Die einzige Möglichkeit bleibt, durch das Stadthafengebiet zu führen.“ Bisher ist das kurze Verbindungsstück für Lkw gesperrt, der Weg von der A42-Abfahrt Bottrop-Süd führt deshalb zwangsweise erneut über die Hafenstraße. Diese sähe das Essener Bürgerbündnis gerne als Sackgasse, an der Daniel-Eckhardt-Straße wäre zudem eine veränderte Ampelphase nötig. Ein entsprechender Antrag ist beim EBB bereits in Planung und soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses Stadtentwicklung und Stadtplanung, am 20. August, eingebracht werden: „Es muss jetzt endlich etwas passieren, damit wir eine neue Verkehrsführung für den Essener Norden kriegen!“
In Stein gemeißelt sind die Lkw-Vorrangrouten nicht: „Wir liefern da auch nach“, erläutert Schulze. „Alle halbe Jahre können wir ergänzen und verändern.“ Dann lassen sich die Vorschläge in den verschiedenen Gremien berücksichtigen, auch Bürger, die ihrem Ärger durch die BV Ausdruck verleihen, haben so die Chance, in Sachen Lkw-Navi gehört zu werden.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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