Immer Ärger mit der Gelben Tonne? Da ist die Stadt machtlos

Für die Leerung der Gelben Tonnen sind nicht die Essener Entsorgungsbetriebe zuständig, sonder die Firma Alba. | Foto: Gohl
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Bei Schnee keine Müllabfuhr - diese (vielleicht noch immer verfrühte) Winterbilanz zieht so mancher Anwohner auch in dieser Saison. Besonders häufig schienen Beschwerden über die Nicht-Leerung der Gelben Tonne - verbunden mit der Frage, ob man da nicht grundsätzlich etwas verbessern könnte.

Man könnte schon, aber das ist schwieriger als die meisten wissen. Für die kleinen und großen Gelben sind nicht die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) zuständig, sondern die Firma Alba.
Muss ja nicht so bleiben, sagen viele Bürger. Ferdinand Bonsen etwa schreibt in einem Leserbrief: „Die Stadt Essen als Vertragspartner von Alba sollte sich überlegen, was sie mit solch einem Partner macht. Das hat man von ‚privat vor Staat‘!“
Doch die Stadt ist nicht Vertragspartnerin des Unternehmens Alba. Im Gegenteil. Als seinerzeit die Ausschreibung für die Leerung Gelben Tonnen lief, bewarben sich auch die EBE. „Den Zuschlag aber erhielt Alba“, sagt Reinhard Schlapka. Der Diplom -Ingenieur ist bei der Stadt als Leiter strategische Abfallwirtschaft. Als solcher hätte er gegen eine Änderung nichts einzuwenden, sie sichert schließlich Arbeitsplätze. Doch die Entscheidung liegt woanders.
„Das Duale System hat die Ausschreibung vorgenommen“, erinnert Schlapka. Und in der Tat kennt man aus der Entstehungszeit des Grünen Punkts auch den Namen Duales System Deutschland als bundesweit operierendes Unternehmen in Sachen Grün bzw. Gelb.

An der Zuständigkeit hat sich nichts geändert. Daher fehlt der Stadt Essen die Möglichkeit, Bürgern, die sich über die Zustände in und um die Gelben Tonnen beschweren, unmittelbar oder auch nur mittelbar zu helfen: „Wir haben keine Möglichkeit, da etwas zu ändern“, erklärt Reinhard Schlapka.
Die Interessen der Städte werden in dieser Hinsicht durch den Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertreten. Dieser bemüht sich seit längerem um eine Verbesserung der Regelung - nicht allein für Essen, sondern grundsätzlich. Es geht vor allem um die Frage, wie sinnvoll die Trennung in Recyclingabfälle für die Gelbe Tonne bzw. Restmüll für die Graue ist. Wertstofftonne lautet das Stichwort einer Kombination aus beiden. Nicht mehr der Anwohner trennt diesen Müll, sondern Firmen, die für die Entleerung der (vielleicht künftigen) Grau-gelben Tonne zuständig sind. 2015 könnte etwas daraus werden. Genaueres, so Schlapka, werde wohl erst nach der Bundestagswahl im September entschieden. Was schon einen Hinweis auf die Dimension des Ganzen gibt.

Bund, Länder, Kommunen - alle sind an der Diskussion beteiligt. Ende offen. Wie auch immer: Sollte eine erneute Ausschreibung anstehen, „gehe ich davon aus, dass die EBE sich wieder bewerben“, sagt Reinhard Schlapka. Ob aber mit mehr Erfolg als beim letzten Mal, das sei ungewiss. Schließlich zahle die Stadt Tariflöhne, private Unternehmen tun das oftmals nicht.
Über die Tonnenleerung klagende Anwohner sollten sich also überlegen, ob sie wollen, dass ihre Stadt sich einen Auftrag holt, indem sie den Mitarbeitern niedrigere Löhne zahlt.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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