Grundwasser-Tour Karnap: SPD-Ratsherr Guido Reil sammelt Unterschriften für Drainage
Erst vor kurzem machte er Schlagzeilen, weil er die eigenen Wahlplakate von den Laternen pflückte, jetzt ist SPD-Ratsherr Guido Reil gemeinsam mit Ralf Böing unterwegs, um den Bau der Drainage zu sichern, die zukünftig die Karnaper Keller vor dem Grundwasser beschützen soll. Ob Wahlkampf oder nicht - die Arbeit am Bürger bringt Resultate.
Schon seit vielen Jahren bereitet das Grundwasser in Karnap Bürgern und Offiziellen Kopfschmerzen. Bereits in den 90ern ein Problem, brachte die Schmelze des extremen Winters 2010 das Fass - und die Keller - zum Überlaufen. Als Lösung einigten sich Stadtwerke und Emschergenossenschaft auf den Bau eines komplizierten Drainagesystems, das überflüssiges Wasser unter Karnap zum Pumpwerk an der Emscher leiten sollte. So weit, so gut.
Für das Vorhaben war es notwendig, die betroffenen Straßen aufzureißen, die Bürgersteige wären zur Arbeits- und Lagerfläche geworden. Damit die jeweiligen Bereiche genutzt werden konnten, brauchten die Stadtwerke einen Gestattungsvertrag von jedem einzelnen Eigentümer - und das gestaltete sich schwieriger als erwartet.
Ingesamt geht es um rund 100 Haushalte, von denen bis April gerade einmal knapp 33 unterschrieben hatten. So drohte das Karnaper Pilotprojekt zu scheitern oder sich doch um Jahre zu verzögern. Für den SPD-Ratsherrn Guido Reil eine inakzeptable Situation: „Das kann doch nicht sein. Wir kennen diese Leute persönlich.“ Zusammen mit dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister Ralf Böing machte sich Reil deshalb auf, im direkten Gespräch mit den Anwohnern herauszufinden, warum die Unterschrift abgelehnt wird. „Wir sind dazu da, den Bürgern ihre Ängste vor dem Projekt zu nehmen“, fügt Böing hinzu.
Manche Anwohner habe der Vertrag nicht erreicht
Zwei Wochen lang zogen die beiden jeden Tag von 17 bis 19 Uhr durch ihr Heimatviertel - so wollten sie Zuspruch für die Drainage finden. Die Gründe für die fehlende Unterschrift sind dabei verschieden: Manche Anwohner berichten, dass sie das entsprechende Schreiben der Stadtwerke gar nicht erst erreicht habe. Andere scheitern an dem Vertragswerk oder stolpern über Fragen zum Entschädigungsaufwand.
Die größte Schwierigkeit jedoch, auf die Reil und Böing bei ihren Touren stießen, war, dass die Leute mit Wasser unterm Haus selten ihren Segen zum Bau der Drainage geben müssen, sondern die nicht Betroffenen. Besonders extrem das Beispiel Batenbrocker Straße: Unterschriften werden von den Eigentümern der Neubauhäuser benötigt - diese wurden wegen der lange bekannten Probleme mit dem Grundwasser schon ohne Keller angelegt.
So war Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit von den beiden SPD-Mitgliedern gefordert: Besonders am Herzen lagen den Karnaper Anwohnern ihre Gärten und Garagen. „Wenn die Tulpen aus dem Beet entfernt werden, gehen die in diesem Jahr nicht mehr auf“, schildert eine Anwohnerin ihre Bedenken. Reil und Böing leisten Aufklärungsarbeit und schließlich stimmt die Frau zu, den Vertrag zu unterzeichnen - einzige Voraussetzung ist, dass sie ihren Garten wenigstens im nächsten Jahr im alten Zustand wiederbekommt. Weiterhin problematisch bleibt die Klage der Anwohner, dass sie ihre Garagen wegen der Baugeräte auf dem Bürgersteig nicht erreichen können.
Schon 80 von rund 100 Haushalten wären dabei
Trotzdem zeigt die Aktion von Reil und Böing Schritt für Schritt Wirkung: Nach ihren Aussagen sind mittlerweile schon rund 80 der 100 Parteien bereit, den Gestattungsvertrag zu unterschreiben. Nachprüfen können die Politiker die Aussage nicht, denn die Verantwortung unterliegt den Stadtwerken Essen.
Erfüllen sich die Hoffnungen der SPD-Mitglieder jedoch, könnte sogar alles so klappen wie ursprünglich angedacht, erläutert Guido Reil: „Ist die Sache bis Sommer im Sack, bleibt das Bauvorhaben noch im Zeitplan.“ Dann könnten die Arbeiten im Herbst beginnen und eine Fertigstellung im Jahr 2016 wäre noch machbar.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.