Grüner Nordstammtisch am Veilchendienstag - nicht nur mit dem Thema „Flüchtlinge im Essener Norden“
Der grüne Stammtisch für die Bezirke V und VI (Zollverein) macht keine Karnevalspause und trifft sich am 9. Februar in der Zeche Helene an der Twendmannstraße. Ab 20.00 Uhr wird dort im Bistro „Orange“ durchaus ernsthaft darüber diskutiert, wie wir in unseren Stadtteilen von Altenessen, über Karnap, Stoppenberg oder Schonnebeck weitere Flüchtlingen unterbringen können, ohne damit zukunftsgerichtete Stadtplanungen im Grünbereich oder von Wohnbebauung und Gewerbe zu gefährden.
Natürlich stemmen wir uns als Grüne dagegen, Projekte einer positiven Stadtteilentwicklung, wie das so lange vorbereite Bauvorhaben einer Marina zwischen Nordsternstraße und Kanal leichtfertig aufzugeben. Stattdessen dort die jetzigen Forstersatzflächen abzuholzen, um Schlichtwohnungen zur zeitweiligen Flüchtlingsunterbringung aufzubauen ist keine Alternative. Ebenso kann es nicht sein, dass mit 400 und mehr Flüchtlingen an einem Standort bestimmte Stadtquartiere an die Grenzen ihrer Möglichkeiten herangeführt werden. Tasächlich eröffnet sich ja eine ganz andere Verteilungsmöglichkeit auf kleinere Grundstücke in der Stadt, wenn verfügbare Bauplätze genutzt werden, die ie aber nur für 200 oder 300 Menschen Raum bieten.
Das Boot ist nicht voll – aber schwer beladen
Im Gegensatz zu SPD-Ortsvereinen wie Karnap oder Altenessen, die schlichtweg behaupten, das „Boot im Norden sei voll“, oder „übervoll“, möchten wir allerdings bessere Unterbringungsmöglichkeiten durchsetzen. Der grüne Stammtischabend soll unter anderen dazu beitragen, die von uns bereits in die Ratsgremien eingebrachte Liste von Grundstücken und Immobilien ehrlich zu diskutieren, die zur Flüchtlingsunterbringung besser geeignet sind.
Wir glauben nicht, das der Norden sich jetzt einfach verweigern darf, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Allerdings müssen die Voraussetzungen für solche Standorte mindestens und unter sozialpolitischen Grundsätzen eigentlich noch ernsthafter geprüft werden, als das aktuell südlich der A 40 der Fall ist.
Viel Arbeit aber kein Katastrophenfall für Karnap
In diesen Wochen, wo sich in der Flüchtlingsdebatte vieles über das Beispiel Karnap zuspitzt, sollte ein Fakt auch erwähnt werden: Karnap ist nicht das Armenhaus von Essen. Wer einmal durch die verschiedenen Siedlungen geht, wird schnell erkennen, das hier zwar viele Migranten leben, an nicht wenigen Straßen aber recht propere Häuschen stehen und auch die PKW am Bürgersteig wohl keinen Hartz IV-Empfängern gehören. Ob also die ebenfalls vorhandene Armut über die in Holsterhausen, Freisenbruch oder das Westviertel hinausgeht, ist zum Glück fraglich.
Erfahrungsbericht zum Runden Tisch Karnap
Ein Teil des grünen Stammtischs soll auch den Erfahrungen des Runden Tischs zur Flüchtlingshilfe in Karnap gewidmet werden. Im Gegensatz zur Katastrophenstimmung, den die Karnaper SPD verbreitet, bzw. bestimmte örtliche Facebook-Gruppen ( gottseidank nicht alle Facebook-Gruppen in Karnap) leistet der Runde Tisch Karnap weiterhin konsequent und beharrlich seine Integrationsarbeit.
Diese verschiedenen Helfer*Innengruppen um das Flüchtlingslager im ehemaligen Mathias-Stinnes-Stadion haben viele Probleme in der alltäglichen Arbeit, die sie aber als lösbar sehen.
Das Flüchtlingslager ist auch kein Ort, vom dem etwa eine Gefahr für den Stadtteil ausgehen würde. Unter anderem scheint es zwar leider noch zu viele Bewohner zu geben, die entsprechende Angebote der Helfergruppen mit zu wenig Eigeninitiative beantworten. Zum zweiten nimmt die Frustration der CampbewohnerInnen darüber zu, dass amtlicherseits beim Thema Schule, Sprachkurse und Eröffnung von Asylanhörungen kaum Fortschritte merkbar sind.
Flüchtlings-und Integrationsarbeit ist nicht erfolglos
Wer aber die Stimmung z.B. am 2. Februar beim Runden Tisch im evangelischen Gemeindezentrum an der Hattramstraße in Karnap erlebt hat, konnte auch mitnehmen, dass die Arbeit sehr wohl Erfolge zeigt. Die Menschen, die sich dort um Sprachangebote, Spielgruppen für Kinder, Sportmöglichkeiten oder Nähkurse kümmern, waren nicht am Ende der Kraft. Bei allen kleineren Schwierigkeiten schienen alle Willens weiterzumachen, eben, weil sie auch viele Erfolgserlebnisse mit nach Hause nehmen konnten.
Das dürfte sich die Nord-SPD durchaus zu Herzen nehmen – im nicht kleinen Kreis von gut 50 Personen war erkennbar leider niemand von der SPD anwesend. Ein Runder Tisch zur Flüchtlingsbetreuung und der Chance zur direkten Nachfrage bei den offiziell Verantwortlichen für das Flüchtlingscamp wäre die bessere Alternative als das Organisieren von Demonstrationen grundsätzlich gegen weitere Flüchtlinge im Norden.
Walter Wandtke
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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