Stadionausbau mit Ecken
Grüne: Skepsis gegenüber Ausbauplänen fürs Stadion an der Hafenstrasse
Vor rund 10 Jahren wurde das traditionsreiche Georg Melches Stadion, das Rot-Weiss Essen bereits lange zuvor an die Stadt Essen verkauft hatte, durch den Neubau des heutigen "Stadion Essen" ersetzt. Die schwer verschuldete Stadt hatte trotzdem in der Bauausführung zur Eröffnung bereits die Grundlagen für 2 mögliche Ausbaustufen berücksichtigt. Heute gibt es dort vier einzelne Tribünenstücke mit Veranstaltungsräumen und VIP Lounges im südlichen Hauptzugangsbereich. Sowohl der Ausbau der noch leeren 4 Stadionecken, wie auch ein weiterer Kapazitätszuwachs durch Höherbauen der jetzigen Stadiongröße ist schon in den ursprünglichen Stadionplänen vorgesehen.
Jetzt ist RWE ein Club, der in der 3. Liga spielt und weitere Aufstiege in die Fußballbundesliga scheinen nicht mehr bloße Illusion zu sein. Das Frauenfußballteam der SGS spielt ja bereits seit vielen Jahren gesichert in der ersten Bundesliga. Für Bergeborbeck, Vogelheim und den Essener Norden könnte der Ausbau des Stadions an der Hafenstrasse sicherlich ein guter Schub für wachsendes Selbstbewußtsein
werden. Auch die jetzt selten genutzten Möglichkeiten für Konzert Groß-Events würden sich mit dem Ausbau verbessern.Vier Ecken für besseren Fußball
Mehr Zuschauerkapazität und Einnahmechancen, optische Architekturverbesserung, wie auch als Sperre gegen die heutige Windempfindlichkeit - den RWE- und SGS-Fußballfans dürften ettliche Gründe einfallen, warum die Stadt jetzt endlich weiterbauen soll. Allerdings hat die Stadt Essen fast unüberschaubar viele dringende Bau- und Investitionsaufgaben ( nicht nur im Schul-und Kitabereich) , die sie kaum erfüllen kann. Nach aktuellen Baukosten müssten für einen Eckenausbau des Stadions etwa 22 Mio € kalkuliert werden und für den zugehörigen Parkhausbau rund 5 Mio €. Hochwahrscheinlich notwendige wie sinnvolle Investitionen für eine verbesserten ÖPNV- Verbindung sind hier noch gar nicht enthalten.
Erst Kitas und Schulen, dann das Stadion
Der essener Kreisverband von Bündnis 90/ Die Grünen hat in einer Pressemitteilung zur Diskussion zu Stadionerweiterung , Eckenausbau oder einem Parkhausbau an der Hafenstrasse Fragen formuliert, die vor zustimmenden Ratsentscheidungen um Ausbauplanung und Baubeschlüßen geklärt sein müssen:
"Für die Grüne Partei steht fest, ein Stadionausbau darf keine höhere Priorität haben, als die dringend benötigten Schul- und Kitaplätze im Essener Stadtgebiet. Auch darüber hinaus bestehen bei der Grünen Partei bezüglich der Ausbauplanung noch viele offene Fragen:
- Besteht die Gefahr, dass der Stadionausbau den Schul- und Kitaausbau, sowie die energetische Sanierung städtischer Immobilien oder andere dringende Investitionen verlangsamt oder gar verhindert?
- Welche anderen bereits geplanten freiwilligen Maßnahmen müssten durch den Stadion-Ausbau zurückgestellt werden, aufgrund fehlender finanzieller Mittel oder Personalkapazitäten?
- Wie sieht der Klimaneutralitätspfad für das Stadion aus?
- Welche Nachhaltigkeitszertifizierung wird für das Projekt angestrebt?
- Wann ist mir einem nachhaltigen Mobilitätskonzept zurechnen?
- In welcher konkreten Höhe verringern sich im Zuge einer Investitionsentscheidung die jährlichen städtischen Zuschüsse? Diese fallen Jahr für Jahr in Millionenhöhe an, werden aus dem laufenden Haushalt finanziert und müssten sich als Folge einer Investitionsentscheidung verringern.
Die Grüne Partei unterstützt die Linie des Essener Rates, dass alle nötigen finanziellen wie personellen Mittel prioritär in den notwendigen Aus- und Neubau von Schulen und Kitas sowie die energetische Sanierung der städtischen Immobilien fließen.
Es ist die Aufgabe der Stadtverwaltung und des Oberbürgermeisters, den Essener*innen und Verantwortungsträger*innen im Essener Stadtrat zu erklären, welche Konsequenzen ein Stadionausbau auf den Ausbau von dringenden Infrastruktur-Maßnahmen in Essen hat.
Aufgrund der noch vielen offenen Fragen, hat die Grüne Ratsfraktion bereits Beratungsbedarf angemeldet. Eine Entscheidung im Stadtrat sieht sie daher frühestens nach den Sommerferien."Eckendiskussion schlägt Wellen in den Ratsparteien
Die Diskussion im Grünen Kreisverband geht Mitte Juni 2023 also noch weiter. Die kleine Ratsfraktion des Essener Bürgerbündnis EBB weiss schon jetzt, dass sie die ganz große Lösung wollen und ihr die geplanten 6500 Zuschauer Mehrplätze nicht reichen. Die Ratsfraktion der Linken hat sich angesichts der schulisch -sozialen Bauaufgaben bereits auf die Ablehnung festgelegt. Andere Parteien im Stadtrat diskutieren ihre Positionen noch.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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