Tut mir leid, August ...
Gottschalk, eine "von allen respektierte Integrationsfigur" verliert gegen ehemaligen Friedhof
Lieber August Gottschalk,
ich lebe in dem Viertel, wo auch du einst gewohnt hast. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich im Jahr 2020 las, dass bei uns beiden „umme Ecke“ eine neue Schule gebaut werden soll und das nicht irgendwo, sondern auf einem ehemaligen Fußballplatz. Sofort dachte ich an dich und posaunte ins Internet: Unsere neue Gesamtschule - Meine "August Gottschalk Gesamtschule".
Ich erklärte, warum ich diese Idee für gut befinde und war mal wieder so naiv, dass ich ernsthaft glaubte, dass die auf Stadtpapier verbriefte Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung und der Ruf nach engagierten, motivierten Bürgern nicht nur dummes Geschwätz sei.
Unser Schuldezernent schrieb mir damals:
"Meine Empfehlung wäre mit der Namensgebung zu warten bis die Schulfamilie dort eingezogen ist. Die Namensfindung ist immer auch ein Teil der Identifikation und kann ausserdem zur Profilbildung dienen. Und wenn man die Schule nach einer Persönlichkeit nennen möchte, würde ich persönlich zuerst einen Frauennamen suchen. Diese sind bisher noch deutlich in der Minderzahl. Und bei diesem Prozess würde man wieder eine Menge lernen, denn ich bin sicher, es gibt weit mehr Frauen, die dafür in Frage kommen, als viele denken."
Ich antwortete:
"Es war genau der Punkt der Identifikation, der mich veranlasste, diese Idee einfach mal in den Raum zu werfen. August Gottschalk ist einer der berühmten Bürger Altenessens, der den Norden nie verlies. Die überaus große Geschichte des Fußballs im Essener Norden hat August Gottschalk in diversen Vereinen mit geprägt. Die verbindende und integrierende Wirkung des Sports als eines der Leitmotive einer Schule ist mir durchaus sympathisch. Dass die Schule auf einem ehemaligen Fußballplatz stehen wird, auf dem ein großer Teil der Stadtteilgeschichte Altenessen-Süds geprägt wurde, spricht ebenfalls für eine Markierung des Ortes unter dem "Sportstempel". Natürlich freue ich mich zuerst einmal auf die neue Schule und die Namensfindung soll natürlich ein ergebnisoffener Prozess sein, jedoch habe ich einfach mal aus Leidenschaft und Heimatverbundenheit den Ball aufs Spielfeld kicken müssen.
Ich freue mich auf die neue Schule in Altenessen-Süd und hoffe, dass wir vor der Namensgebung diesbezüglich einen großen Bürgerbeteiligungsprozess erleben werden.“
Lieber August, es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass die Würfel schon längst gefallen sind. Die WAZ teilte heute mit, dass die neue Schule „Schule am Park“ (bitte nicht verwechseln mit der Parkschule, ebenfalls Altenessen) heißen soll. Woher dieser nichtssagende Name kommt, weiß ich nicht. Man hat sich hier schon lange von Politikerseite entschieden, nicht mit mir zu reden. Es gab traurigerweise keinen Anpfiff für mich, um Paul Nikelskis Worte über dich zu zitieren: „Ein echter Kapitän. Ein Dirigent, der auf dem Spielfeld die Richtung bestimmte. Wenn er auf dem Platz seine Kommandos gab, kuschte selbst ein Individualist wie Helmut Rahn, der gewiss nicht nach jedermanns Pfeife tanzte. Auch außerhalb des Spielfeldes galt sein Wort. Ohne August lief nichts. Bei ihm musste alles seine Ordnung haben. Er wies den jüngeren Mitspielern im Bus die von ihm vorgesehenen Sitzplätze zu, und selbst beim gemeinsamen Essen rührte keiner die Gabel, bevor er sein ´Mahlzeit` empfohlen hatte. Und nach den Spielen bemühte sich der Mannschaftsführer um eine familiäre Atmosphäre, indem er die Spielerfrauen einlud. Gottschalk war die von allen respektierte Integrationsfigur.“
Ach „Eussi“ (ich weiß, wer dich so nannte), wie gerne hätte ich mich für dich ins Zeug gelegt, für deinen Namen geworben, aber in Altenessen ist es üblich, dass viele Menschen bereits gefoult werden, bevor sie überhaupt den Platz betreten haben.
Eussi, du wirst immer mein Nachbar bleiben, ein wunderbarer Altenessener, einer, dem man ehrenvoll gedenken wird. Komm, ich nehme dich jetzt gedanklich mit und dann spazieren wir über den ehemaligen Friedhof (heute Park) zu „Juspo“ an die „Bamlerroad“ und quatschen über die legendären Pfingstturniere, die Osterfeuer, das „alte“ Altenessen und deine Zeit als Spieler.
Liebe Grüße & NUR DER RWE
Susanne
Autor:Susanne Demmer aus Essen-Nord |
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