Wie die Essener Stadtspitze seit Beginn Pandemie-Verharmlosung betreibt
Gesundheitsdezernent Renzel ist untragbar

Heute (13.3.) zitiert die NRZ den Gesundheitsdezernenten Renzel mit den Worten: „Israel hat eine Inzidenz von 275, aber kaum krankenhauspflichtige Corona-Fälle. Was schert einen dann die dritte Welle?“ Wer als Gesundheitsdezernent angesichts der sich aufbauenden dritten Welle solche verharmlosenden Äußerungen von sich gibt, müsste eigentlich sofort abgesetzt werden.

Denn in Israel ist die Lockerungspolitik des ultrareaktionären Machthabers Netanjahu erstens nicht unumstritten und zweitens nicht folgenlos. Erst Ende Februar wurde in Israel der weltweit längste Lockdown aufgehoben. Trotz hoher Impfrate droht aber schon wenige Wochen später ein neuer Lockdown.

Das alles ficht das Trio aus OB Kufen, Gesundheitsdezernent Renzel und Ordnungsdezernent Kromberg nicht an. Von Anfang an verharmlosten sie nicht nur die Pandemie und forderten ständig „Lockerungen“, sondern hintertrieben auch wirksame Maßnahmen, wie z.B. Luftreinigungsgeräte und Wechselunterricht an Schulen. Dazu mussten Schüler selbst einen Unterrichtsboykott organisieren. Ich erspare es mir hier, weitere Beispiele für die Unfähigkeit und politisch motivierte Unwilligkeit der Stadtspitze im Umgang mit der Pandemie aufzuzählen (insbesondere in der Frage des Testens) und zitiere stattdessen einen Leserbrief, der ebenfalls heute in der NRZ abgedruckt ist:
„Nun also wird Ordnungsdezernent Christian Kromberg und nicht mehr der Gesundheitsdezernent Peter Renzel bemüht, die neue Gratis-Test-Strategie in Essen als Schritt aus der Pandemie zu kommentieren. Nachvollziehbar, hat doch letzterer klargestellt, dass Essener erst dann getestet werden, wenn sie symptomatisch sind – also eine vollkommen konträre Anordnung, und sie stand auch schon damals im Widerspruch zur Empfehlung des RKI. Als Folge ist von einer sehr hohen Anzahl symptomfreier, aber ansteckender Corona-Infizierter auszugehen. Dezernent und OB sind somit mit hoher Wahrscheinlichkeit Mitschuld an der Erkrankung, vielleicht auch am Tod von einigen der 494 Mitbürger, für die am Dienstag Rathausfenster beleuchtet waren.“

Von dieser Verantwortung für Menschenleben können auch noch so provokante Lockerungssprüche nicht ablenken. OB Kufen schmückt sich ja auch gern mit seiner Freundschaft mit dem Virologen Hendrik Streeck. Tatsächlich hat Streeck während der gesamten Pandemie laufend falsche Prognosen und Einschätzungen geliefert, die er, wenn überhaupt, höchstens stillschweigend korrigierte. Ich verlinke dazu auf einen Artikel des medienkritischen Blogs „Übermedien“, der das diesem Medienstar detailliert nachweist: Hendrik Streeck - der Mann, der sich ständig irrte

Trotz aller Widersprüche folgt der Kurs der Stadtspitze dem Kurs der Regierung, der vor allem darin besteht: Die Wirtschaft muss brummen, damit die Profite stimmen. Dem muss sich die Gesundheit der Bevölkerung unterordnen. Oder wie es Michael Hüther, Chef des Institutes der deutschen Wirtschaft im Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ zynisch ausdrückte: „Im Grundgesetz steht die Würde des Menschen, nicht isoliert der Gesundheitsschutz.“ Corona-Todesfälle müsste man deshalb in gewissem Maße einfach hinzunehmen. „.. genauso wie es noch immer Grippe-Tote gibt“.
Nach diesem Mantra richteten sich auch die von Bundes- und Landesregierungen beschlossenen Lockdowns. Statt eines konsequenten mehrwöchigen Lockdowns, der zuerst und vor allem auch die nicht lebensnotwendigen Industriebetriebe stilllegt, wurden einzig die Masse der Bevölkerung und die kleinen Selbständigen im Bereich zahlreicher Dienstleistungen massiv eingeschränkt und zahlreich in den Ruin getrieben. Insbesondere der „Lockdown light“, der angeblich die zweite Welle brechen sollte, war verantwortungslos und fahrlässig. Während nach der ersten Welle die Zahl der Corona-Toten bis zum Ausbruch der zweiten Welle nur langsam auf 10.000 anstieg, stieg sie danach innerhalb weniger Monate auf über 70.000. Das ist die praktische Konsequenz solcher verharmlosenden Sprüche wie von Herrn Renzel. Der Mann ist untragbar und sollte gehen, am besten gleich die ganze Stadtspitze.

Autor:

Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord

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