Flüchtlingsverlegung: Desintegration statt Integration
Flüchtlinge brauchen Selbstorganisation und Vertretungsmöglichkeiten
Die Ratsfraktion DIE LINKE. kritisiert die Verlegung von Familien aus dem Zeltdorf „Am Volkswald" und bewertet sie als integrationshemmend. Dazu erklärt Ulla Lötzer, für DIE LINKE im Sozialausschuss:
„Die Spannungen in Großunterkünften lassen sich nicht dadurch beheben, dass Flüchtlinge wie Waren hin- und hergeschoben werden. Damit wurde eine gut funktionierende Struktur zwischen Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und Flüchtlingen zerstört, um Spannungen in anderen Zeltdörfern zu lösen. Soziale Bindungen wurden gekappt, Schüler aus dem Unterricht gerissen, Deutschkurse für diese Menschen beendet. Das ist Desintegration statt Unterstützung von Integration, denn diese beginnt bereits im Zeltdorf und nicht erst in der Wohnung, wie Teile der Verwaltung glauben machen wollen."
Skandalös findet die Ratsfraktion DIE LINKE auch die fehlende Kommunikation im Vorfeld. Flüchtlinge, Ehrenamtler und Mitglieder des ASAGI wurden von der Verlegung überrumpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt. Die sozialpolitischen SprecherInnen aller Fraktionen hatten noch zwei Tage vorher zusammen über Lösungen für die Spannungen im Karnaper Zeltdorf diskutiert, wo Sozialdezernent Peter Renzel mit keinem Wort die Verlegung, die er für eine Lösung hält, angesprochen hat. Deshalb macht DIE LINKE die Geschehnisse auch zum Thema in der nächsten Ratssitzung.
„Um Spannungen in den Unterkünften zuvorzukommen, halten wir eine Selbstorganisation der Flüchtlinge sowie Vertretungsmöglichkeiten und die Ernennung von Ombudspersonen für bitter nötig. Außerdem sind wir wegen der auftretenden Spannungen gegen Massenunterkünfte und stattdessen für eine dezentrale Unterbringung. Besonders lobenswert finden wir aber die Reaktion der Initiative ,Werden hilft!‘, die auch die neuen Bewohner willkommen heißt und ihr Engagement den neuen Bedürfnissen entsprechend modifizieren will. Wir hoffen, dass dieses Engagement nicht nochmal ,kalt‘ ausgebremst wird“, so die Fraktionsvorsitzende Gabriele Giesecke abschließend.
Autor:Thorsten Jannoff aus Essen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.