Erhöhte Einschulungszahlen - eine Atempause gegen das Grundschulsterben
Grüne zeigen sich erleichtet, dass zum neuen Schuljahr keine Grundschule geschlossen werden muss, da für unsere Schulen 117 Kinder mehr als im Vorjahr angemeldet wurden.
Trotzdem spüren die mehr als 80 Essener Grundschulen noch immer die Nachwirkungen der durch die frühere schwarz-gelbe Landesregierung verfügten Aufhebung verbindlicher Schulbezirke zur Einschulung. Die tatsächlichen Anmeldezahlen an den einzelnen Grundschulen sind seitdem immer mehr zu einem Lotteriespiel geworden.
Deshalb ist von Glück zu sprechen, dass wir laut der ersten Anmeldezahlen für das Schuljahr 2013/14 an den Grundschulen nicht genötigt sind, weitere „schulorganisatorische Maßnahmen“, also Schulschließungen einzuleiten. Das gibt der Essener Schulplanung die notwendige Atempause, einzelne in den Stadtbezirken gefährdete Gemeinschaftsgrundschulen zu stabilisieren.
Mehr konfessionelle Schulen als in Nachstädten
Zudem gibt es mit der im vergleich zu Nachbarstädten deutlich höheren Zahl konfessioneller städtischer Grundschulen ein spezielles Essener Problem. Viele Eltern, die ansonsten kaum noch Kontakt mit der Kirche pflegen, betreiben auch zum neuen Schuljahr einen Run hin zu städtisch-katholischen Grundschulen, der ausgewogene Schulplanung in diesen Stadtteilen vor zusätzliche Probleme stellt.
Wo oft noch das Vorurteil grassiert, dass wegen des geringeren Migrantenanteils an katholischen Schulen automatisch auch das Lernniveau höher sei, muss die Schulpolitik noch viel Überzeugungsarbeit leisten, damit sich die Gemeinschaftsgrundschule nicht tatsächlich zum schwächeren Partner der Konfessionsschule entwickelt.
An dieser Stelle ist kommunale Schulpolitik leider nur gegrenzt entscheidungsfähig, da sie aktuell nur mit der festgelegten Zügigkeit, also der Schülerzahlobergrenze einzelner Standorte, die Schülerströme gerechter steuern kann.
Mehr Steuerung für die Schullandschaft wäre sicher auch dann gegeben, wenn die Angebote von Grundschulen angrenzender Stadtteile der Nachbarstädte deutlich in die Schulplanung eingearbeitet würden. Kurze Wege und gute Schulausstattung sind manchmal auch kurz hinter der Stadtgrenze zu finden. Das kann eine für Schüler wie auch die städtischen Schulträger gute Lösung sein, muss aber vorher auch öffentlich kommuniziert werden.
Bei der Debatte um Anmeldezahlen Essener Kinder in Oberhausener Schulen und die jetzt leider abzuwickelnde Walter-Pleitgen-Schule in Unterfrintrop wäre z. B. ein früher offizieller Austausch der Schulämter sicher ein Konflikt vermeidendes Mittel gewesen.
Walter Wandtke
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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