Ein Platz am Helenenpark: Barrierefreies Generationenwohnen statt maroder Turnhalle
Sanierungsbedarf, Leerstand, suspekte Hausgäste: Ein solches Dasein fristete die ehemalige Turnhalle an der Twentmannstraße, Ecke Kleine Rahmstraße, in Stoppenberg seit 2008. Im letzten Jahr nahm sich das Bauunternehmen Zenk der alten Immobilie an. Auf dem Gelände direkt gegenüber der Zeche Helene werden jetzt barrierefreie Wohnungen für Senioren und Familien entstehen. Das Bauvorhaben geht gerade in die heiße Phase, denn der Abriss läuft. Sollte alles nach Plan gehen, könnte der neue Wohnraum bereits im Frühjahr 2015 bezugsfertig sein.
Leerstand, der einiges kostet: Beachtliche 80.000 Euro aus städtischen Geldern verschlang die Sporthalle an der Twentmannstraße seit 2008 jährlich. Bis dahin wurde sie unter anderem von den Turnern des TuS Helene und der Tischtennisabteilung des TV Stoppenberg genutzt. Im Rahmen des Masterplan Sport der Stadt Essen zogen alle Vereine aus und über Jahre hinweg wurde die Kombination aus Halle und Gaststätte ihrem Schicksal überlassen.
Das Ziel lautet Barrierefreiheit
Konkrete Pläne für die Nutzung des Grundstücks entwickelten die Investoren Rainer Bober und Philipp Zenk: Ein Mehr-Generationenhaus, barrierefreies Wohnen inklusive. Für Stoppenberg und die Stadt sind solche Maßnahmen eine Notwendigkeit, erklärt Werner Dieker, Seniorenbeauftragter des Bezirks VI: „Es ist ganz wichtig, dass Altenwohnungen gebaut werden, weil wir rund 30 Prozent Senioren in Essen haben. Ich selbst werde häufig nach solchen Wohnmöglichkeiten gefragt: Das zeigt die Dringlichkeit.“ Vor allem regt sich etwas, argumentiert Michael Zühlke, Bezirksbürgermeister Bezirk VI Zollverein: „Die Entwicklung stellt einen Gewinn dar, weil hier über Jahre und Jahrzehnte Stillstand herrschte. Das Gelände sollte gerettet werden, weil mit dem Ensemble eine angenehme Wohngegend entwickelt wird.“
Wohl aus diesen Gründen erhielten Zenk und Bober den Zuschlag. Die Abrisskosten von 250.000 Euro übernehmen die Bauherren, nachdem die Stadt diese vom eigentlichen Grundstückpreis von knapp 350.000 Euro abgezogen hat. Insgesamt belaufen sich die Investitionen für das Projekt auf über 2,8 Millionen Euro. Was für diese Summe entsteht, verrät Zenk: „Wir bauen Mehrfamilienwohnhäuser mit 20 öffentlich geförderten Wohnungen. 14 Wohneinheiten sind für ältere Menschen ab 60 gedacht, sechs sind Familien mit Kindern vorbehalten.“
Gerade Barrierefreiheit wird von den Bauherren groß geschrieben: Den Weg in jedes der drei Stockwerke erleichtert ein Aufzug, Duschen sind ebenerdig und die Türen für Rollstühle breit angelegt. Nicht nur das: Zusätzlich befindet sich im Umfeld eine Kita und auf der anderen Straßenseite ein Kinderspielplatz – gute Ergänzungen der Familienwohnungen. Auch sonst ist die Lage optimal, wie Stefan Schwarz, Amtsleiter Stadterneuerung und Bodenmanagement, findet: „Die Infrastruktur hier ist sehr gut. Von der nahen Bushaltestelle kommt man direkt zum Markt und zu einem Lebensmittelhandel.“
Selbstbestimmes, bezahlbares Wohnen dieser Art muss wegweisend für die Zukunft sein, meint Zühlke: „Die Senioren sollen sich hier wohl fühlen und im normalen Leben integriert bleiben.“
Wanderung aus der Zechensiedlung?
Um die Twentmannstraße herum befinden sich viele Zechenwohnungen, in denen zu einem großen Teil Senioren leben. Hier bestünde die Chance für einen Wandel: Die junge Generation bezieht die Eigentumswohnungen, die ältere kann den Komfort an der Twentmannstraße genießen, ohne sich abgeschoben zu fühlen. Nicht nur deshalb laden Bauherren, Politik und Stadt Essen trotz der Fertigstellung 2015 schon jetzt dazu ein, frühzeitig Interesse an den Wohnungen zu bekunden. Die Kaltmiete für die 67 bis 82 Quadratmeter großen Wohnungen liegt bei 5,10 Euro/Quadratmeter. Wegen der öffentlichen Förderung ist dieser Mietpreis bindend, aber die Stadt hat ein Mitspracherecht bei der Vergabe. Informationen unter Telefon 0231 42 50 311.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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