Ein Name fürs Karree: Von „Bernegalerie“ bis „Südkurve“
Als nicht wirklich mehrheitsfähig bewerten Politiker und Planer den Begriff „Schweinemarkt“ für ein neues Dienstleistungszentrum, das, wie berichtet, an der Altenessener-/Ecke Lierfeldstraße entstehen wird. Zwar handelt es sich um das Gelände des früheren und landesweit bedeutsamen Schweinemarktes, doch sagt der Begriff vielen jüngeren und neu zugezogenen Stadtteilbewohnern wenig. Auf der Suche nach einem Namen für das Karree sind bereits diverse Nord Anzeiger-Leser fündig geworden.
Das Karree in seine Umgebung einbinden möchte beispielsweise Birgit Amelie mit dem Namen „Bernegalerie“. Nur wenige Meter entfernt Richtung Osten fließt die Berne, ein Nebengewässer der Emscher, durch Altenessen. Der kleine Flusslauf wird im Rahmen des Emscherumbaus gerade renaturiert und könnte zeitgleich mit dem Südkarree fertiggestellt werden. Amelie stellt sich vor, wie die Kunden des Karrees an einem sonnigen Tag mit einem Stauder entspannt auf den Fluss blicken.
Durch historisches Wissen und etymologische Kenntnisse punktet Thomas Goerkes Vorschlag „ALDEN ESSENDE2“. Der Geschichtsfreund berichtet, dass sich am ganz in der Nähe gelegenen Hölteberg vor der Industrialisierung eine kleine Ansiedlung von mehreren Bauernhöfen befand: die Höfe Hölte, Niehusmann, Seumann, Beckmann, Gahmann und Niemöhlmann. Sie nannten die Ansiedlung „ALDEN ESSENDE“, was so viel bedeutet wie „ein Kern von mehreren“.
Sportbegeistert ist Stephanie Breuer, ihr Vorschlag ist „Südkurve“. Das Karree liegt an einer Kurve - der Lierfeldstraße -, die Bezirkssportanlage Bäuminghausstraße ist direkt gegenüber und im Essener Norden ist schließlich sowieso jeder Fußballfanatiker.
Für die Jüngeren: Geschichte des Schweinemarkts
Mit der Vollendung der Köln-Mindener-Eisenbahn (1847) war das an einer großen Nord-Süd-Landstraße gelegene Altenessen zu einem wichtigen Verkehrsanker der umliegenden Gemeinden geworden. Diese günstige Verkehrslage in Verbindung mit dem Umstand, dass Altenessen eingesessene Viehhändlerfamilien wohnten, sorgte dafür, dass am Bahnhof Altenessen ein Schweinemarkt für Aufzuchtschweine entstand, welcher sich rasch zum größten Markt- und Umschlagsplatz Deutschlands entwickelte. 1897 wurden 450.000 Schweine abgefertigt, was zur Folge hatte, dass in der Nähe von Hauptstraße und Bahnhof ein geeignetes Grundstück für die Marktanlage erworben und mit der Eisenviehrampe durch verbunden wurde. Im Sommer 1912 wurde dann mit einem Neubau der Stallungen begonnen, die 119 Meter lange, überdachte Verladerampe bot Raum für 34 Buchten, an diesen konnten zur gleichen Zeit 40 Eisenbahnwaggons entladen werden. Im zweiten Weltkrieg wurde der Schweinemarkt während eines Fliegerangriffs im Jahr 1943 fast vollständig zerstört, die Schweinehändler bauten ihn hinterher wieder auf. Geschlossen wurde der Schweinemarkt schließlich Anfang der 1960er-Jahre.
Der Beitrag stammt von Andreas Dozcekala aus „Altenessen 1915-2015. Von der Gemeinde zum Stadtteil - Abbruch oder Aufbruch?“, erhältlich in verschiedenen Altenessener Geschäften.
Die Verantwortlichen zählen auf Sie!
Wer sich durch diese tollen Vorschläge berufen fühlt, Taufpate des Südkarrees zu werden, kann auch weiterhin seine Vorschläge an die E-Mail-Adresse redaktion@nordanzeiger-essen.de senden oder einfach kurz unter der Telefonnummer 0201 804 1885 seine eigene Idee loswerden.
Ein Plädoyer für den Alten Schweinemarkt hat BürgerReporterin Susanne Demmer verfasst, alle Infos zum neuen Südkarree gibt's hier.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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