Schulruinen in Essen Teil V
Ehemalige Walter-Pleitgen Schule vor Neustart oder Abriß ?
Sperrholz vernagelt im Wartestand
Wer nicht genauer hinschaut, könnte glauben, das Gebäude der früheren Walter-Pleitgen Gemeinschaftsgrundschule warte nur darauf, daß endlich wieder Schüler*innen hier für buntes Leben sorgen.
Die bereits 1904 erbaute Schule beherbergte ursprünglich, wie der Bürger- und Verkehrsverein Frintrop berichtet, pro Schulklasse rund 66 Schüler. Zuwenig Schulraum ist also kein neues Problem für Essen und Frintrop. Die waren jeweils in eigenen Schulräumen ordentlich nach Jungen und Mädchen getrennt.
( Protestanten und Katholiken hatten damals sowieso eigene Schulen, zumindest für Katholik*innen ist das in Essen nicht selten bis heute so ) .
In der Endphase des zweiten Weltkriegs hatten die Nationalsozialisten zwischen 1944/45 dort ein Sonderlager der Gestapo eingerichtet. Noch ist an der Schule dazu auch eine Gedenktafel angebracht.
Der katholischen Schulkonkurrenz erlegen
Ihren Namen "Walter-Pleitgen" erhielt die Schule 1968 , war lange evangelische, später dann eine Gemeinschaftsgrundschule. ( Was deren Namensgeber besonders ausgezeichnet hatte, war leider noch nicht zu recherchieren. ) Bei zeitweilig abnehmenden Schulanmeldungen und städtischem Spardruck war die Schule dann der Konkurrenz der katholischen Altfriedschule in Oberfrintrop erlegen und wurde 2013 geschlossen.
Bis vor gut zwei Jahren hatte hier die Folkwangmusikschule eine Außenstelle, noch davor diente die Schule als Übergangsheim zur Flüchtlingsunterbringung. Jetzt ist trotz extremen Mangels an Schulräumen in fast allen Essener Stadtteilen hier "Im Neerfeld" aber keine Renovierung vorgesehen.
Eigentlich möchte die städtische Planungsverwaltung mit ihrem Dezernenten Martin Harter das Gebäude "niederlegen" - also abreißen. Schon vor zweieinhalb Jahren wurde seitens der Bauverwaltung der 2013 geschlossenen Grundschule die Sanierungsfähigkeit der Gebäudesubstanz abgesprochen. Außerdem sei der Schulhof für eine angestrebte Dreizügigkeit zu klein. Noch etwas zurück in die Vergangenheit hatten sich städtische Schulverwaltung und damalige schwarz-rote Ratsmehrheit entschlossen, lieber die städtisch-katholische Grundschule "Altfriedschule" in Oberfrintrop auszubauen. Insbesondere Grüne und SPD hatten sich z.B. in der BV 4- Sitzung vom September 2021 deutlich dafür eingesetzt , auch in Unterfrintrop wieder eine Gemeinschaftsgrundschule einzurichten.
Neues Leben als zweizügige Grundschule gefährdet
Jetzt mit noch mehr Raumnot für immer mehr Schüler*innen sollte für etwa 50000 € eine Machbarkeitsstudie zur eventuellen neuen Schulnutzung erstellt werden. Geplant war auszuarbeiten, ob der über 100 Jahre alte Schulkomplex am Neerfeld zumindest wieder eine zweizügige Grundschule werden kann. Für diese Machbarkeitsstudie wird es voraussichtlich im nächsten Stadthaushalt aber doch kein Geld geben. Die Verwaltung hat entsprechende Anträge zurückgezogen.
Natürlich würden zum neuen Schulstart neue Farbanstriche und Schulmöbel allein nicht reichen. Sicherlich sind deutliche Investitionen in die Bausubstanz notwendig, auch der alte 2-stöckige Schulraumcontainer dürfte aktuellen Schulanforderungen nicht genügen.
Die existierende Schulalternative kann aber religiöse , bzw atheistische Probleme nach sich ziehen: In der bereits vergrößerten städtischen "Altfriedschule" in Oberfrintrop dürfen prinzipiell auch nicht-katholische Kinder unterrichtet werden. Das gilt allerdings nur, wenn neben den Anmeldungen katholischer Kinder noch Schulplätze übrig bleiben. Auch nicht-katholische Eltern müssen sich zu dem verpflichten, ihre Kinder in den katholischen Religionsunterricht zu schicken. Natürlich dürfen an dieser städtischen Grundschule nur katholische Lehrer*innen unterrichten.
Essen ist nun mal seit mehr als 60 Jahren katholischer Bischofssitz, da sind diese Erziehungsfeinheiten auch im 21. Jahrhundert weiterhin wichtig und unsere NRW-Schulgesetze sehen das seit Landesgründung 1946 so vor.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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