Der Tatort "Brüder" verzerrt die Realität - mit fatalen Folgen
Tatort Bremen – Essen?
Der Tatort "Brüder" verzerrt die Realität - mit fatalen Folgen
Die Geschichte des Bremer Tatorts "Brüder" vom 23.02.2014 und das dort dargestellte kriminelle Milieu ist natürlich in keinster Weise repräsentativ für die aus dem Libanon stammenden Menschen, die in Bremen oder jeder anderen Großstadt in Deutschland leben. Und dennoch werden die dargestellten Verhältnisse mit ihnen in Verbindung gebracht. In dem Tatort wird eine Gruppe von Menschen völlig undifferenziert dargestellt und steht nun unter Generalverdacht. Das schafft kein gutes Klima für diejenigen, die sich in die deutsche Gesellschaft integrieren wollen - und davon gibt es sehr viele.
Gerade junge Leute brauchen echte Perspektiven und benötigen dazu Unterstützung.
Unterstützung und Perspektiven bieten Initiativen wie das Integrationsprojekt der Stadt Essen „Chancen bieten, Grenzen setzen“. Mit diesem Projekt erreichen seit 2008 Ämter der Stadt Essen gemeinsam mit der Polizei und Universität aus dem Libanon stammende Bürgerinnen und Bürger mit Hilfsangeboten, wie Sprachkursen und Beratungen. Das Projekt deckt viele Bereiche ab wie Schule, Kinder- und Jugendarbeit, soziale Beratung und Betreuung, Seniorenarbeit, Qualifizierung und Beschäftigung, Wohnen, Jugendkriminalität und das Thema „interkulturelle Konflikte“. Insbesondere der sensible und von Respekt geprägte Dialog zwischen Polizei und der Community hat dazu geführt, dass sich aus dem Libanon stammende Bürgerinnen und Bürger engagieren. So hat beispielsweise die Absprache mit der Polizei zum friedlichen Ablauf der Altenessener Stadtteilfeste beigetragen. Ich halte die gelungene Präventionsarbeit der Essener Polizei für einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Essener Modells. Daher finde ich es bedauerlich, dass in dem Tatort nicht nur die aus dem Libanon stammenden Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Polizistinnen und Polizisten schlecht wegkommen: Ein Beamter will Rache am Clan nehmen und nimmt die Sache selbst in die Hand.
Während das Konzept der Chancen und Grenzen bei der Förderung der Integration und der Sanktionierung von Kriminalität Wirkung zeigt, wird durch die Essener Ausländerbehörde eine ganz andere Grenzen gesetzt, die das gesamte Essener Integrationsmodell in Frage stellt: Die Grenze, die durch Duldung und Fiktionsbescheinigung gezogen wird. Sie macht chancenlos, verbaut jegliche Perspektive und verhindert somit Integration. Für ein ganzheitliches und wirkungsvolles Konzept der Stadt Essen ist wesentlich, dass die Bedingungen für Integration zunächst geschaffen werden, damit Projekte wie das Integrationsprojekt greifen können.
Für Initiativen wie dem Essener Integrationsmodell ist der am Sonntag ausgestrahlte Tatort damit ein Rückschlag. Ich freue mich daher, dass sich für den Fall Bremen der Staatsrat und Ex-Polizeipräsident Holger Münch in einem Interview mit Radio Bremen zu Wort meldet und weitaus differenzierter argumentiert. Er stellt fest, dass in Bremen die Zahl der jungen Kriminellen deutlich zurückgehe: „Wir haben positive Vorbilder wie Ärzte und Unternehmer aus der Gruppe, die mehr und mehr bereit sind, sich zu engagieren“ (Quelle: http://www.radiobremen.de/politik/themen/tatortinterviewfamilienclan100.html).
Das macht mir Hoffnung und ich wünsche der Stadt Bremen und ihren Bürgerinnen und Bürger, dass sie so sachlich und nüchtern an die Thematik herangehen, wie ihr ehemaliger Polizeipräsident. Und für den Tatort würde ich mir wünschen, dass einmal die Rolle des Bürgermeisters oder der Hauptkommissarin mit einer aus dem Libanon stammenden Person besetzt ist.
Ahmad Omeirat B90/Die GrünenZum #ARD #Tatort #BrüderRadio Bremen Interview
Autor:Ahmad Omeirat aus Essen-West |
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