Schulruinen in Essen Teil IX
Dellwig: Leeres Schulgebäude Helmstrasse vor dem Abriß?

Der frühere Schulhofbereich der ehemaligen Förderschule an der Helmstrasse wird seit etlichen Jahren nur noch als Parkplatz und Zugang für die "Werkstatt Dellwig"  der städtischen GSE gebraucht.  | Foto: Walter Wandtke
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  • Der frühere Schulhofbereich der ehemaligen Förderschule an der Helmstrasse wird seit etlichen Jahren nur noch als Parkplatz und Zugang für die "Werkstatt Dellwig" der städtischen GSE gebraucht.
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Mehr als 20 Jahre ist es jetzt her, dass in der Helmstraße Nr. 5 tatsächlich Schulunterricht stattfand. Wo nach dem Ende des regulären Förderschulbetriebs für einige Jahre noch der "Büffel e.V." und nach dessen Insolvenz der "Kinderschutzbund DSKB" außerschulische Förderangebote durchführen konnten, passierte danach nichts mehr.  Auch 2016 bei der akribischen Suche der Stadt nach möglichen Übergangsheimen für Flüchtlinge  wurde die Helmstraße 5 geprüft aber verworfen.
Jetzt allerdings mehren sich die Empfehlungen der Schulverwaltung, das Altgebäude doch abzureissen, um dort eine der dringend benötigten Grundschulen neu zu bauen. Den Dellwiger Schulkindern ist eine rundum neue Schule aus vollem Herzen zu wünschen.

Die ehemalige Förderschule an der Helmstraße ist im aktuellen Zustand sicherlich kein attraktiver Schulstandort. Warum hier aber in der Vergangenheit nicht mit relativ wenigen Investitionsmitteln ein Gebäude wieder zu einer funktionierenden kleinen Schule saniert werden konnte, bleibt ein Rätsel.  | Foto: Walter Wandtke
  • Die ehemalige Förderschule an der Helmstraße ist im aktuellen Zustand sicherlich kein attraktiver Schulstandort. Warum hier aber in der Vergangenheit nicht mit relativ wenigen Investitionsmitteln ein Gebäude wieder zu einer funktionierenden kleinen Schule saniert werden konnte, bleibt ein Rätsel.
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Über Jahre hinweg hatte sich die Schulverwaltung an stetig sinkende Einschulungszahlen gewöhnt. Vor allem hatten Kommunalpolitik und Verwaltung kalkuliert, wie lange einzelne Schulgebäude in bestimmten Stadtvierteln noch funktionieren müssen, bevor sie zugemacht werden können. Investitionen in alte Schulgebäude wurden zur seltenen Ausnahme. Das war keine Unfähigkeit der Schulverwaltung , sondern vor allem der Druck der Düsseldorfer Bezirksregierung und deren überörtlicher Schulaufsicht, die bei überschuldeten Kommunen mit Nothaushalten die Ausgaben zu senken hat. 
Die städtische Aufgabe dieses Jahrzehnts, mit den vielen nicht vorausberechneten Schüler*innen fertig zu werden, sogar die Pflicht, ihnen attraktive Bildungsangebote zu machen, kann schnell schiefgehen.  Hier den früheren schulpolitischen Rückwartsgang bei Bau und Personal wieder heraus zu nehmen, braucht riesige Anstregungen.
(In Boom wie in Krisenzeiten prozentual mehr Geld für Bildung als für andere Bereiche auszugeben, ist ja leider eine Idee, die eher in Skandinavien als in Deutschland aufzufinden ist.)

Seitensicht auf das Gebäude der früheren Förderschule an der Helmstraße in Dellwig. Als Förderschule ist das Gebäude schon über 20 Jahren nicht mehr in betrieb.  Die Stadt Essen hatte dann Vereinen wie "Büffel e.V." und dem "Kinderschutzbund - DSKB"  Klassenräume für außerschulische Förderprojekte wie "Lernen, wie man lernt" überlassen.  | Foto: Walter Wandtke
  • Seitensicht auf das Gebäude der früheren Förderschule an der Helmstraße in Dellwig. Als Förderschule ist das Gebäude schon über 20 Jahren nicht mehr in betrieb. Die Stadt Essen hatte dann Vereinen wie "Büffel e.V." und dem "Kinderschutzbund - DSKB" Klassenräume für außerschulische Förderprojekte wie "Lernen, wie man lernt" überlassen.
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Trotzdem taucht die Frage auf, wieso städtische Schulgebäude ( nicht nur in Dellwig)  oft so lange leerstehen, ohne dass Stadtpolitik oder Verwaltung über Zukunft oder endgültigen Abriß entscheiden. Natürlich:  wenn ein Gebäude lang genug leer steht oder nur noch in kleinen Teilen genutzt wird, beantwortet Bauphysik diese Frage. Selbst wenn alle Fenster heilbleiben, reicht fehlendes Heizen irgendwann aus, mit zunehmender  Feuchtigkeit und Schimmel sowohl Wände wie technische Einrichtung marode werden zu lassen. Sanierung ist wird dann teuerer als Abriß.
Wie bei zu vielen anderen städtischen Immobilien passierte aber nichts davon. Selbst die Gelder für den Abriß unsanierter, vielleicht wirklich nicht mehr brauchbarer städtischer Gebäude gab und gibt der Haushaltplan unserer verschuldeten Stadt nicht her. Lieber setzt Essen darauf, dass neue Grundstückkäufer diese Aufgabe selbst übernehmen. Das ist allerdings nicht ohne deutliche Abschläge bei den jeweiligen Grundstückverkaufspreisen zu haben.

Die frühere Förderschule in Dellwig an der Helmstraße,  nutzungslos leer und soll möglicherweise bald abgerissen werden . Warum für eine neue Zweckbestimmung z.B. als Grundschule hier weder Sanierung oder Modernisierung und eine Schulerweiterung möglich war, ist schwer nachvollziehbar.  | Foto: Walter Wandtke
  • Die frühere Förderschule in Dellwig an der Helmstraße, nutzungslos leer und soll möglicherweise bald abgerissen werden . Warum für eine neue Zweckbestimmung z.B. als Grundschule hier weder Sanierung oder Modernisierung und eine Schulerweiterung möglich war, ist schwer nachvollziehbar.
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Dellwiger Schultradition seit 125 Jahren

Insgesamt aber kann der heutige Schulruinenstandort Helmstraße ein Jahrhundert Bildungsgeschichte vorweisen. Schon Ende des 19. jahrhunderts gab es hier eine Schule, die später als evangelische Schule, später als "Volksschule" geführt wurde. Im heutigen Nachkriegsbau arbeitete dann nach den NRW-Schulreformen mitte der 60ziger Jahre die "Hauptschule an der Dellwiger Straße". Schließlich wurde der Standort aber zur Förderschule umgewandelt, die hier aber auch nicht dauerhaft blieb. Grundsätzlich hatten wir in Nordrhein-Westfalen ja zeitweilig den guten Vorsatz, im Zuge der Inklusion separierte Förderschulen weitgehend abzubauen. Unter Mithilfe deren besonders qualifizierten Förderschul-Lehrkäfte und sollten ehemalige Förderschüler*innen besser in den regulären Schulen gemeinsam mit den anderen Schulkindern lernen.
Vielleicht sollte deshalb an Helmstraße eine bewußt inclusiv geplante Grundschule entstehen. Natürlich sollte der Gesamtbau dann als "Haus des Lernens"  auch eine Kita integrieren.
Es ist zu wünschen, daß nach dem erschreckend langen Schattendasein als Schulruine ein besonderer Dellwiger Bildungsstandort für alle entsteht. Am schlechtesten wären sicherlich weitere Jahre als Leerimmobilie.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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