"Dann fang ich an zu weinen" - Bürger diskutierten über Altenessens Entwicklung
Ein „aktivierende“ Wirkung sollte die Bürgerversammlung zum Thema Sicherheitsempfinden in Altenessen entfalten. Gefragt waren die Anregungen der direkt betroffenen Anwohner.
Rund 130 Interessierte fanden am Mittwoch den Weg in die ehemalige Turnhalle der Zeche Carl, wo sie zunächst umfangreich über die Ergebnisse der aufsuchenden Befragung in Altenessen aufgeklärt wurden. Danach bot sich die Gelegenheit, eigene Lösungsansätze zu formulieren oder aber Fragen an die Experten aus Verwaltung, Ordnungsbehörde oder Sozialer Arbeit zu richten. Rede und Antwort standen unter anderem Andreas Bomheuer, Beigeordneter für Integration, Kultur und Sport, Stadtentwickler Günter Berndmeyer und Rainer Kunze vom Ordnungsamt.
Dabei erwiesen sich die Einlassungen der Anwesenden, wie auch die Befragungsergebnisse selbst, als äußerst differenziert. Einige Bürger wiesen erneut auf Probleme mit der libanesischen Gemeinschaft hin, andere machten Versäumnisse in der Stadtplanung für die negative Entwicklung im Stadtteil verantwortlich. „Mit seiner Anbindung ist der Schweinemarkt doch ein Filetstück“, bemerkt ein Diskussionsteilnehmer, „doch wenn ich sehe, was damit geschieht, dann fang ich an zu weinen.“ Auch die Rolle der Presse wurde von mehreren Rednern kritisch kommentiert. „Meine Bekannten haben Mitleid mit mir, weil ich in Altenessen wohne. Dabei ist unser Stadtteil lebenswert“, findet eine Anwohnerin.
Bei aller Kritik war die Grundstimmung der Veranstaltung optimistisch. Ausschlaggebend war hierfür auch die Anwesenheit von Vertretern der libanesischen Familienunion und des Fußballclubs Al-Arz Libanon, die den Altenessenern die Hände reichten: „Wir wollen die Situation gemeinsam mit euch in den Griff kriegen.
Kommentar:
Den guten Willen, den kann man der Versammlung auf Carl ohne Widerrede bescheinigen. Ob sie eine „aktivierende“ Wirkung entfaltet, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Dass die Institutionen und Vereine im Bezirk - und insbesondere die waren auf Carl zahlreich vertreten - offen für Veränderungen sind, war jedenfalls bereits im Vorfeld bekannt. Von neun (!) Redebeiträgen hatten mindestens fünf einen institutionellen Hintergrund. Und wenn der „einfache“ Bürger mal eine Frage (nach der Vermarktung des Schweinemarkts z.B.) stellte, wurde die nicht immer angemessen beantwortet. Doch die straffe Veranstaltung bot auch Lichtblicke: Eine erste Annäherung zwischen den Migrantenvereinen und der Öffentlichkeit beispielsweise.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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