Nachruf
Christine Weinbörner - Erinnerung an ein vielfältig engagiertes, kraftvolles und politisches Leben

Ein Foto von Christine Weinbörner aus jüngeren Jahren. | Foto: Walter Wandtke
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Christine Weinbörner, bisher stellvertretende Vorsitzende des Seniorenrats, wurde 74 Jahre alt. Am 5. April 1950 in Süddeutschland geboren, später über ihre Ausbildung als Sozialarbeiterin ins Ruhrgebiet gekommen, ist sie nach schwerer Krankheit am 25. August diesen Jahres hier in Essen gestorben.
Nicht nur in den Reihen des Essener Seniorenrats, sondern auch im Essener Kreisverband der Grünen, im Vereinsvorstand von "Donum Vitae" oder in der Gründergeneration des „Kinderhauses Villa Berkel e.V." fehlt jetzt ihre sozial engagierte wie erfahrene Stimme.
Christine Weinbörner, seit drei Jahren zweite Vorsitzende des Seniorenrats, hatte bis zu ihrem Tod im vergangenen Monat viele engagierte selbstbestimmte Lebensjahre. Sie war nicht nur Kämpferin eines gleichberechtigten Lebens für Frauen wie für Männer. Ihr eigenes Leben war ebenfalls mit jeder Menge Empathie für die Menschen ihrer Umgebung erfüllt. Das grüne, schwarze oder rote Parteibuch war für Christine Weinbörner deshalb auch nicht der wesentliche Maßstab für das Ernstnehmen ihrer Gegenüber.
Dass sie dabei viele positive Spuren hinterlassen hat, bewiesen die vielen politischen wie privaten Wegbegleiter*innen, die Mitte September bei der Abschiedsfeier für sie noch einmal wichtige Stationen ihres Lebens in die Erinnerung holen konnten.

Gründungsaktivistin in vielen Zusammenhängen

Kondolenzbuch für Christine Weinbörner, das auch für weitere Einträge während der letzten Mitgliederversammlung des Grünen Kreisverbands Essen auslag. In schwarz-weiß sehen wir das Gruppenfoto der oberen Listenplätze für den Stadtrat zur Kommunalwahl  1989 - Foto von Joachim Drell. In der Mitte hinter der Schubkarre ist sie als Spitzenkandidatin gut zu erkennen. Da leistete sie dann gut für eine halbe Ratsperiode als Mitsmitglied politishce Arbeit. Dann wechselte sie nach Krefeld, um dort als Gleichstellungsbeauftragte ein ganz neues Feld zu entwickeln. | Foto: Walter Wandtke
  • Kondolenzbuch für Christine Weinbörner, das auch für weitere Einträge während der letzten Mitgliederversammlung des Grünen Kreisverbands Essen auslag. In schwarz-weiß sehen wir das Gruppenfoto der oberen Listenplätze für den Stadtrat zur Kommunalwahl 1989 - Foto von Joachim Drell. In der Mitte hinter der Schubkarre ist sie als Spitzenkandidatin gut zu erkennen. Da leistete sie dann gut für eine halbe Ratsperiode als Mitsmitglied politishce Arbeit. Dann wechselte sie nach Krefeld, um dort als Gleichstellungsbeauftragte ein ganz neues Feld zu entwickeln.
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Die aktuellen Funktionen, die Christine Weinbörner als Motor der Arbeitsgruppe „Grüne Alte“ und als von den Grünen nominierte stellvertretende Vorsitzende des essener Seniorenrats in den letzten Jahren bekleidete, zeigen nur ein halbes Bild. Als evangelische Pfarrerstochter in den tiefsten 50ziger Jahren großgeworden, kam sie zum Ende ihrer Schulzeit und Ausbildung mitten in die beginnenden Auseinandersetzungen der 68ziger Jahre und der neuen Frauenbewegung.
Nicht zufällig war sie dann in den achtziger Jahren ein wichtiger Teil der Gründungsgruppe der GAL – der Grün-Alternativen Liste für Essen. Dieses Bündnis mit verschiedenen linken Gruppen, auch feministischen Bewegungen, ging weit über das damalige Spektrum der 1980 gegründeten Grünen Partei hinaus. Zur Kommunalwahl 1984 schaffte die GAL erstmals den Einzug in den essener Stadtrat. Christine Weinbörner nutzte die Chance, jetzt als hauptamtliche Geschäftsführerin der damals 7 Köpfe zählenden GAL-Ratsfraktion arbeiten zu können. Die Erfolgsaussichten von Anträgen der GAL gingen angesichts der damaligen absoluten SPD-Ratsmehrheit meistens gegen Null. Tatsächlich hatten ihre GAL-Vorlagen für Ratsausschüsse und Stadtrat und ihre Pressearbeit, die sich auch in den regelmäßig erscheinenden „Grünen Zeiten“ niederschlug, anscheinend trotzdem Gewicht.

GAL -Spitzenkandidatin Kommunalwahl 1989

Bei der folgenden Kommunalwahl 1989 bewarb sich Christine Weinbörner dann selbst um einem Stadtratssitz und gab später ihre Stelle als Fraktionsgeschäftsführerin dafür auf. Die GAL-Versammlung nominierte sie auf den ersten aussichtsreichen Listenplatz. Nach der erfolgreichen Kommunalwahl vertrat die GAL-Ratsfrau Christine Weinbörner dann im Stadtrat insbesondere die grün-alternativen Ziele, die nicht nur Erhaltung lebenswerter Natur, sondern auch Herstellung gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe und Armutsbekämpfung bedeuteten. Als im erstmals rot-grün regierten Krefeld innerhalb der Wahlperiode dann mit der Einrichtung einer kommunalen Gleichstellungsstelle und Beauftragten neue Möglichkeiten zum diskriminierungsfreien Umbau einer Stadtverwaltung geöffnet wurden, nutzte sie diese Arbeitschance. In Essen wurden unter der absoluten SPD-Mehrheit zu dieser Zeit ja weiterhin fast sämtliche Grünen Initiativen im Stadtrat blockiert. Ehrenamtlich und fundiert in Essen Stadtratspolitik zu gestalten und in Krefeld hauptamtlich die kommunale Gleichstellungsarbeit aufzubauen, wäre sicherlich eine unbefriedigende Überforderung für Christine Weinbörner gewesen. So ist sie denn mit ehrenamtlicher politischer Arbeit erst nach ihrer Pensionierung auch wieder in Essen sichtbar geworden. Ich und viele andere werden sie sicherlich in guter Erinnerung behalten .
Walter Wandtke

Einträge im Kondolenzbuch für Christine Weinbörner und ein Veranstaltungsfoto aus jüngerer Vergangenheit - hier gemeinsam mit Silas Haake, Ratsherr der Grünen Fraktion Essen | Foto: Walter Wandtke
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Der essener Seniorenrat und dessen Vorsitzende Suzanne Asche haben sich ebenfalls mit einem Nachruf von Christiane Weinbörner verabschiedet. Hier der veröffentlichte Text:

Nachruf des Seniorenrats auf die stellvertretende Vorsitzende Christine Weinbörner

Der Seniorenrat der Stadt Essen trauert um seine stellvertretende Vorsitzende Christine Weinbörner. Seit ihrer Wahl als Vertreterin der Grünen im Mai 2021 gehörte Christine Weinbörner dem dreiköpfigen Vorstand der Seniorenvertretung an und brachte sich bis zuletzt intensiv in die gemeinsame Vorstandstätigkeit ein.
„Der Einsatz für die selbstbestimmte aktive Teilhabe der Seniorinnen und Senioren am gesellschaftlichen Leben war ihr ein Herzensanliegen. So leitete sie mit großem Engagement und menschlicher Zuwendung den Arbeitskreis Mobilität des Seniorenrats“, sagt die Vorsitzende des Seniorenrats, Susanne Asche. Zuletzt habe sich Christine Weinbörner besonders den Themen der Einsamkeit und der sozialen und gesundheitlichen Sicherheit älterer alleinstehender Frauen gewidmet.
Sorge um Frauen in besonderen Lebenslagen
Die Sorge um Frauen in besonderen Lebenslagen habe Christine Weinbörner in ihrer früheren beruflichen und vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeit immer begleitet. So war sie über 20 Jahre lang bis zum Jahr 2012 hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Krefeld. Seit 2021 war sie zudem Vorsitzende des Vereins Donum Vitae Essen e.V. Am 25. August ist Christine Weinbörner im Hospiz Essen-Steele verstorben, teilt Susanne Asche jetzt mit. „Der Seniorenrat Essen verliert in ihr eine engagierte Streiterin für die Teilhabe der Menschen über 60 Jahre und wird sie immer in dankbarer Erinnerung bewahren.“

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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