Braunkohle Bagger stoppen - Hambacher Forst retten - Demonstration an den RWE-Zentralen in Essen

An der Kreuzung Altenessener- und Beisingstr. - politischer Protest für Klimaschutz und für den Hambacher Forst gegen die CO2-lastige Firmenpolitik des RWE. Genau hier wurde an der früheren Zeche Viktoria Mathias im Eltingviertel die Keimzelle des Energiekonzern RWE gegründet und genau hier will RWE seinen neun Firmencampus für die künftigen Jahrzehnte bauen.
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  • An der Kreuzung Altenessener- und Beisingstr. - politischer Protest für Klimaschutz und für den Hambacher Forst gegen die CO2-lastige Firmenpolitik des RWE. Genau hier wurde an der früheren Zeche Viktoria Mathias im Eltingviertel die Keimzelle des Energiekonzern RWE gegründet und genau hier will RWE seinen neun Firmencampus für die künftigen Jahrzehnte bauen.
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Das Bündnis "Klima Netzwerk Ruhr" hatte für den späten Freitag Nachmittag zur Kundgebung und nachfolgender Demonstration eingeladen. Gekommen waren viele Umweltaktivisten und auch Mitglieder der Grünen oder der Linken. Gegenüber der Zentrale von RWE am Opernplatz war zwar keine riesige Menschenmenge, aber eine ebenso entschiedene wie fröhliche Demonstrationsrunde erschienen.
Die andauernden Räumungsaktionen, bei denen die NRW-Polizei auf Anordnung von CDU-Innenminster Reul die restlichen der ehemals über 4000 Hektar großen, jetzt noch verbliebenen Waldbestände  zur Rodung freimachen soll, fordern natürlich auch in Essen am Hauptstandort des RWE-Konzerns zum Protest heraus.

Essen - die Stadt der Energiekonzerne

In Essen sitzen die Zentralen der EON ( die frühere Ruhrgas) und des Kraftwerksbetreibers STEAG, hier wurde der RWE Konzern gegründet und konnte zur heutigen Größe und Einfluß auf die NRW- und Bundespolitik gekommen. Noch mehr als viele andere Ruhrgebietskommunen hält Essen auch nicht unbeträchtliche Aktienpakete dieses klimaschädigenden Energieriesen in ihrem Eigentum. Die Hoffnung auf weder steigende Aktienkurse und endlich wieder satte Dividenten für den notleidenden Stadthaushalt in früheren Jahrzehnten üblich, läßt Umweltschutzfragen leicht im Hintergrund verschwinden.Es gibt da wenig Unterschied zwischen SPD und CDU Oberbürgermeistern.
Grüne wie Linke haben trotzdem in den vergangenen Jahren wiederholt, aber gegen die schwarz-roten Mehrheiten im Stadtrat leider vergeblich gefordert, sich von ihren RWE Aktien zu trennen.
Vor diesem Hintergrund setzten sich die Organisator*innen der Demo sich für ein breites Bündnis ein. Sie wollen Vernetzung in Essen, statt viele eigene köchelnde Süppchen!

"Tausche Kohle gegen Zukunft!"

Der schnellstmögliche Abschied von den Braun- und Steinkohlekraftwerken, hin zu erneuerbaren Energien dürfte mit dem RWE wohl bis auf weiteres nicht zu machen sein.
Deshalb war "Tausche Kohle gegen Zukunft!" auch eine der übergreifenden Parolen dieser Protest- und Solidaritätskundgebung zum Erhald des Hambacher Forstes.
Zum Teil an die 40 jahre alte Braunkohlekraftwerke stoßen riesige Mengen an CO2 aus, für Strom, der in dieser Menge gar nicht gebraucht wird. Für diese ineffiziente Braunkohleverbrennung werden weiterhin etliche Quadratkilometer bester Ackerboden und artenreiche Wälder vernichtet. Nach den Wünschen des RWE und der schwarz-gelben Landesregierung soll dieser Landschaftsfraß auch noch die nächsten 20 Jahre so weitergehen.

"Es gibt kein Recht auf Braunkohlebagger fahren!"

Aber Protest, der von zu pessimistischen Aussichten ausgeht, kann leicht seine motivierende Kraft verlieren. Deshalb sind heiter-ironische Sprüche oft sehr hilfreich: "Es gibt kein Recht auf Braunkohlebagger fahren!".  So und ähnlich hören und rufen wir an diesem Nachmittag deshalb die lockeren Variante für eine klimafreundliche Energieversorgung.
"Wir werden laut, bunt und stören alle, die uns Bäume nehmen wollen. - RWE will Profit, wir wollen dass der #hambibleibt." lauteten weitere skandierte Rufe in dieser Demo.
Zum Glück exisitiert der dauerhafte Widerstand gegen diese RWE gesteuerte, fossile Energiepolitik nicht nur am Hambacher Forst und den dort vom Braunkohletagebau bedrohten Gemeinden, sondern auch in Essen und im ganzen Ruhrgebiet.

"Wehrt auch, leistet Widerstand - gegen den Braunkohleabbau im Land!"

Dieser Widerstand muß allerdings auch lauter werden und wird weiterhin Ausdauer beweisen müssen!  Der Kampf um den Erhalt des an die 10000 Jahre alten, früher "Bürgewald", jetzt nur noch nach dem Braunkohletagebaubetrieb Hambach benannten Naturreservats hat viele Aspekte.
Der Bürgewald/ Hambacher Forst gehört einerseits zu den absolut wenigen in Deutschland übrig gebliebenen Urwälder. Naturschützer*innen kämpfen hier darum, zumindest den Kern eines unvergleichen Stücks noch weitgehend intakter Natur zu erhalten. Zum anderen geht es natürlich auch um das Symbol, hier tatsächlich die deutsche Energiepolitik zum Richtungungwechsel hin zu erneuerbaren Energien zu steuern und nicht endlos nur davon zu reden. CDU, CSU, SPD, FDP und die AfD natürlich erst recht, wollen anscheinend so weiterwurschteln wie bisher.

Erinnerung an Erfolge gegen die Atomwirtschaft 

In vielen Kommentaren wird darum immer wieder der Vergleich mit der letztlich durch langjährige Massenproteste verhinderten Atomwirtschaft gezogen, als eine riesige atomare Wiederaufbereitungsanlage im bayrischen Wackersdorf gebaut werden sollte. Wenn selbst die bayrische CSU-Staatsregierung sich hier letztlich eines besseren Besinnen mußte, sollte das im Fall der Braunkohle unter den jetzt überdeutlichen Auswirkungen des Klimawandels auch in NRW unter schwarz-gelb möglich sein.
Wir brauchen also auch in den nächsten Jahren Kreativität und Ausdauer. Wir werden aufpassen müssen, keine Vorwende zu liefern, dass diese Bewegung für erneuerbare Energieversorgung und Klima- wie Menschenschutz als gewalttätig verunglimpft werden kann. 

Schweigeminuten für Steffen Horst Meyn

Hier waren auch die Schweigeminuten in der Schlußkundgebung wichtig: Am 20. September war im Baumhausdorf Beechtown im Hambacher Forst der Bewegungsjournalist, Blogger und Aktivist Steffen Horst Meyn gestorben. Er stürzte beim Versuch, eine laufende Räumungsaktion durch das Sondereinsatzkommando der Polizei (SEK) zu dokumentieren, von einer Hängebrücke aus ca. 20 m Höhe.
Auch in seinem Sinne wäre wohl gewesen, die Bäume, Pflanzen und Tiere im Hambacher Forst jetzt nicht widerstandlos den Sägen und nachfolgenden Abbaubaggern für ein mehrer hundert Meter tiefes Loch zu überlassen.

Nächste Großkundgebung gegen die Waldrodung: Samstag, 6. Oktober 2018

Aus den Pressemitteilungen von Campact e.V.:
Nachdem RWE vergangene Woche mit der Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst begonnen hat, ziehen auch Umweltschützer ihre Proteste vor. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Campact, Greenpeace und die NaturFreunde Deutschlands verlegen ihre gemeinsame Demonstration gegen die Rodung des Waldes auf Samstag, 6. Oktober 2018, um RWE vor dem möglichen Start der Abholzung ab 15. Oktober 2018 ein klares Stopp-Signal zu senden. ...Über die Zulässigkeit dieser Rodung wird aktuell wegen einer Klage des BUND vor dem Oberverwaltungsgericht Münster verhandelt. Vor der gerichtlichen Entscheidung Fakten zu schaffen, ist eine Provokation von RWE, die auch die Arbeit der Kohle-Kommission in Berlin schwer belastet. Auf Druck des Gerichtes hat RWE erklärt, nicht vor dem 14. Oktober 2018 mit den Baumfällarbeiten zu beginnen.
Schon jetzt regt sich breiter Protest gegen die Abholzung. An die 450.000 Menschen unterstützen den Appell "Hambacher Wald: Retten statt roden", in dem die verantwortlichen Politiker im Bund und in Nordrhein-Westfalen aufgefordert werden, sich für den Erhalt des Hambacher Waldes einzusetzen. Zu den sonntäglich stattfindenden Waldspaziergängen reisen bereits jetzt tausende Menschen an, um persönlich ein Zeichen zu setzen.

Demonstration: Wald retten! Kohle stoppen!
Datum: 06. Oktober 2018, 12 Uhr,
Ort: Bahnhof Buir, Hambacher Wald

Appell "Retten statt roden": www.campact.de/kohleaus

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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