Beispiel Baedeckerhaus: Zuwenig Rückendeckung für Denkmalschutz in Essen
Umbau des Baedeckerhaus in der Innenstadt
Zuwenig Rückendeckung für Denkmalschutz in Essen
Die grüne Ratsfraktion bedauert die Entscheidung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland, im bisher denkmalgeschützten Baedekerhaus einen weitgehend auflage-freien Umbau durch Peek & Cloppenburg zuzulassen.
Dazu erklärt Walter Wandtke, Sprecher für Denkmalschutz der grünen Ratsfraktion:
„Natürlich freuen sich auch Grüne über eine mögliche Neunutzung dieses Gebäudes im unmittelbaren Kernbereich der Innenstadt. Allerdings bedeutet der nun bewilligte Umbau eine Zerstörung des traditionellen Haupteingangs sowie eines historischen Treppenhauses. Der Erhalt lediglich einer äußeren Fassade und das Tieferlegen des bisherigen Erd-geschosses wird der historischen Bedeutung des Gebäudes für die Essener Buchhandels- und Architekturgeschichte im 20. Jahrhundert nicht gerecht. Das Baedekerhaus bildet mit der Lichtburg als ältestem Kino Europas, dem neu gestalteten Burgplatz und dem Essener Dom ein wichtiges Ensemble, das erhalten bleiben muss.
Gefährdetes Bauensemble am Burgplatz
Unsere Kritik richtet sich weniger an die Denkmalbehörde, sondern vor allem an die Planungsverwaltung und Teile der Essener Politik. In Essen fehlt die Rückendeckung für den Denkmalschutz, egal ob bei Baedeckerhaus oder der aktuellen Diskussion um die Denkmalschutzwürdigkeit von ThyssenKrupp-Hochhaus oder Grugabad. In den beiden ersten Jahrzehnten des Nachkriegsaufbaus wurden viele öffentliche wie private Bauten erstellt, die es Wert sind, weiteren Generationen erhalten zu bleiben. Wenn Essen seine Rolle als Ruhrgebietsmetropole und Kulturstadt ernst nehmen will, sollte die Stadt sensibler mit den denkmalwürdigen Gebäuden in der Stadt umgehen.“
Die schlichteste, billigste Lösung für Immobilienbesetzer und Investoren ist fast immer Abriss und Neubau von Objekten. Auch wenn dabei vor entkernten Gebäuden teilweise einzelne Fassaden erhalten bleiben, führt dieses Vorgehen zu gesichtslosen, austauschbaren Zentren. Wenn damit gerade im Essener Stadtkern die historische Stadtentwicklung selbst des 20. Jahrhunderts weiter verblasst, wird die Stadt für Bewohner wie Kunden uninteressant.
Kruppstrasse ist nicht auf dem Weg zur Museumsinsel
Auch die mögliche Denkmalwürdigkeit des ThyssenKrupp Hochhauses, das 1960 an der Kruppstraße als erstes Hochaus in Essen erstellt wurde, würde sicherlich nicht die künftige Stadtentwicklung behindern. Dort wie die CDU wegen des bereits unter Denkmalschutz stehenden Postscheckamtes von der Gefahr einer "Museumsinsel" sprechen, verkennt die erwiesene Leistungssfähigkeit der Essener Abbruchunternehmen. In den fünfziger bis siebziger Jahre waren die Abrißhämmer, häufig mit ausdrücklichem Willen der damaliegn Stadtratsmehrheiten gerade dort in Betrieb, wo die Bombardements des 2. Weltkriegs noch historische Bausubstanz übrig gelassen hatten.
Hier darf nicht bloß ans neogotische alte Essener Rathaus erinnert werden, sondern z.B. auch an die Kruppsche Hauptverwaltung, oder die in Jugendstilarchitektur gehaltenen Gebäudegruppen der früheren Kruppschen Krankenanstalten in Rüttenscheid, die Planierung des Steeler Stadtkerns usw.
Den Erhalt des Saalbaugebäudes und dessen denkmalgerechter Umbau zur Philharmonie ebenso wie die Sanierung der Lichtburg zum modernen cineastischen Schmuckstück statt dessen Umfunktionierung zur Shopping-Mall verdanken wir keinen klassichen Ratsmehrheiten. Ohne den massiven Protest engagierter Bürgergruppen die das Instrument "Bürgerentscheid" für sich und die Stadt nutzen konnten, hätte Essen mindestens zwei Kulturelle Ankerpunkte weniger.
Im Gegensatz zur CDU halten Grüne es deshalb für eine gute Perspektive, Essen hätte wie Berlin in seiner Mitte eine Museumsinsel, die durch Optik wie Inhalt die Touristenmassen anzieht. Aber mit, wie ohne Museum wäre ein saniertes, modernisiertes ThyssenKrupp Hochhaus sicherlich eine gute Geschäftsadresse für neue Firmen in unserer Stadt.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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