Aus acht mach vier - Polizei reduziert Jugendkontaktbeamte

Jugendkontaktbeamte sorgen mit dafür, dass das Klima auf dem Schulhof stimmt. Politiker und Pädagogen fürchten nun, dass sich die Reduzierung der Beamten nachteilig auf das Zusammenleben auswirken könnte. | Foto: Foto: Gohl
  • Jugendkontaktbeamte sorgen mit dafür, dass das Klima auf dem Schulhof stimmt. Politiker und Pädagogen fürchten nun, dass sich die Reduzierung der Beamten nachteilig auf das Zusammenleben auswirken könnte.
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„JUGENDSCHUTZ wird bei uns groß geschrieben“, heißt es auf der Internetseite der Essener Polizei. Da verwundert es doch, dass die Zahl der im Stadtgebiet tätigen Jugendkontaktbeamten halbiert wird.

„Grundsätzlich wird es eine personelle Veränderung geben“, bestätigt Tanja Horn aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums. Derzeit sind acht Jugendkontaktbeamte im Dienst, jeweils zwei für eine der insgesamt vier Polizeiinspektionen. Die Behörde plant nun, vier Beamte anderen Aufgabenbereichen zuzuführen - und das voraussichtlich noch in diesem Jahr.
„Es wäre fatal, diese Stellen zu streichen“, urteilt Michael Schwamborn, Sprecher des Essener Bürger Bündnisses im Bezirk V. Seine Fraktion hat für die Oktobersitzung einen Antrag vorbereitet, der nach den Gründen für diese Personalentscheidung fragt.

Der Bezirksvertreter äußert eine Reihe von Bedenken: „Einige Eltern lassen - unabhängig von der Nationalität - die Erziehung ihrer Kinder schleifen. Das führt zu Problemen an den Schulen.“ Einige Pädagogen hätten sich bereits sorgenvoll bei ihm zu Wort gemeldet.

Nicht immer seien Lehrer auf Extremsituationen vorbereitet, führt Schwamborn weiter aus, zudem seien sie nicht unbedingt die ersten Ansprechpartner, wenn es zu Gesetzesüberschreitungen kommt. „Wenn es schlecht läuft, steht der Jugendliche mit einer Strafanzeige da, die ihm seinen weiteren Werdegang verbaut. So weit muss es aber nicht kommen. Unsere Kontaktbeamten haben bewiesen, dass sie solche Situationen entschärfen können.“

Tatsächlich heißt es in den Leitlinien zum Konzept der Jugendkontaktbeamten im Internet: „ [Häufig] sind Sanktionen der Strafverfolgungsbehörden nicht nötig, da andere gesellschaftliche Erziehungsmechanismen dazu führen, dass die Begehung einer Straftat überwiegend ein einmaliger Vorfall bleibt.“

Auch Tanja Horn bestätigt die Ausführungen Schwamborns: „Die Beamten werden freilich frequentiert.“ Doch warum werden die Beamten dann abgezogen?
Von einer Einsparung könne keine Rede sein, erklärt die Polizeisprecherin: „Bislang waren die acht Kollegen sowohl als Jugendkontaktbeamte als auch als Sachbearbeiter tätig. Nach der personellen Umstrukturierung sind die vier verbleibenden Kontaktbeamten von der Sachbearbeitung befreit.“ Heißt: Die vier übernehmen die Gebiete ihrer ehemaligen Kollegen.

Ob das ausreicht? Tanja Horn kann das Misstrauen nachvollziehen, betont jedoch: „ Die Jugendkontaktbeamten besitzen eine hohe Außenwirkung, allerdings wissen viele nicht, was im Hintergrund abläuft.“ In Essen beschäftigten sich insgesamt 30 Beamte mit dem Jugendschutz, darunter eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe. „Der Jugendschutz hatte schon immer ein großes Gewicht bei der Polizei - und dabei wird es auch bleiben.“

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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