Alter Möbelbahnhof endgültig stillgelegt?
Nächster Halt: Möbelbahnhof - in seiner vergangenen Sitzung ebnete der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung den Weg für die Vermarktung der Gewerbebrache an der Stankeitstraße (Altenessen).
Gedankenspiele, die gab es an der Stankeitstraße immer wieder, zur Realisierung gereichten sie allerdings nie. Frühere Verhandlungen scheiterten unter anderem an den unterschiedlichen Preisvorstellungen der drei Privateigentümer.
Diese Differenzen scheinen nun jedoch überwunden, die Verwaltung berichtet von einem konkreten Interesse der Deutschen Reihenhaus AG. Das Kölner Unternehmen hat unlängst den Essener Norden für sich entdeckt: Die Wohnparks „Alte Brennerei“ (Altenessen) und „An der Zeche Zollverein“ (Katernberg) befinden sich in der Bau- bzw. Vermarktungsphase.
Der rechtskräftige Bebauungsplan für das Grundstück zwischen der Altenessener Straße und dem Kaiser-Wilhelm-Park enthält Baurechte für Doppelhäuser, Reihenhäuser sowie mehrgeschossige Familienhäuser. Demnach seien bis zu 90 Wohneinheiten realisierbar. Neuere Planungen gehen jedoch von 60 Wohneinheiten aus.
Die Verwaltung sieht nun die Chance, „einen über Jahre hinweg bestehenden städtebaulichen Missstand zu beseitigen“. Bezirksvertreter Friedel Frentrop (Essener Bürgerbündnis) wohnt in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Möbelbahnhof. Auch er atmet auf: „Damit gehört der Schandfleck bald der Vergangenheit an. Dabei ist das Grundstück an sich ein Filetstück.“
Allerdings - da stimmen Friedel Frentrop und sein Fraktionssprecher Michael Schwamborn überein - könne der Möbelbahnhof nur ein Anfang sein. „Städtebaulich muss sich in Altenessen noch einiges tun“, fordert Schwamborn. Ein entsprechender Arbeitskreis unter der Leitung des Büros Stadtteilentwicklung, dem auch Lokalpolitiker Frentrop beiwohnte, benennt unter anderem den alten Milchhof, die ehemaligen Ford Fischer- Hallen sowie den Schweinemarkt am Altenessen Bahnhof (den die Stadtverwaltung aus Imagegründen als „Altenessen City Süd“ bewirbt) als Problemzonen. Das erste Aufräumen am Bahnhof (Abriss von Widerlager und Autopavillon) sei zwar positiv zu bewerten. „Noch aber steht da eine riesige Investitionsruine“, gibt Frentrop zu bedenken. In der Immobilie, die sich seit Jahren im Rohbau befindet, sollte zwischenzeitlich eine Fahrradstation unterkommen.
Neue & alte Pläne im ASP
Der Ausschuss für Stadtplanung (ASP) hat insgesamt drei Projekte für den Essener Norden in das Arbeitsprogramm aufgenommen. Nicht nur für die Entwicklung des Möbelbahnhofs wurde in der vergangenen Sitzung die planerische Basis geebnet. Neu im Programm sind nun offiziell der neue Aldi-Markt an der Saatbruchstraße (Schonnebeck) sowie ein Parkhaus an der Segerothstraße mit rund 300 Stellplätzen für die geplante Zentrale der WAZ-Mediengruppe in der grünen Mitte. „Kein weiterer Planungsbedarf“ besteht für den HBF, für die Bebauungspläne Kruppstraße (Stadtmitte/neues Hochhaus) und Lanfermannfähre (Heisingen/Einfamilienhäuser).
Vom "E-Werk" zum Möbelbahnhof
Der Name des Ensembles erinnert an ein langjähriges Möbelgeschäft, das heute allerdings längst nicht mehr ist. Doch was war der Möbelbahnhof ursprünglich? Vieles weist daraufhin, dass er damals nicht als Umschlagplatz genutzt wurde, wie viele Bürger aufrund seiner direkten Lage an der ehemaligen Trasse der Rheinischen Bahn (heute ein Fuß-/und Radweg) vermuten. Der eigentliche Halt auf dieser Strecke fand ein paar hundert Meter weiter nördlich statt, und zwar am Bahnhof Essen-Altenessen-Rheinisch auf Höhe der Zeche Carl. Heute verläuft hier die Wilhelm-Nieswandt-Allee. Werner Bussick vom Altenessener Geschichtskreis geht davon aus, dass der Möbelbahnhof früher ein „Elektrizitätswerk“ war. „Was allerdings nur Spekulation ist“, wie Bussick einschränkend anmerkt. Was für seine These spricht: Auf einer alten Stadtkarte von 1910 ist das Gebäude an diesem Standort tatsächlich als „Elektrizitätswerk“ verzeichnet.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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