Glosse

Altenessen – Wildpferde, Höfe, Wilhelm Nieswandt und das historische Essener Rathaus

Wenn man sich mit seiner Heimat beschäftigt, offenbart ein Blick in die Geschichte manchmal neue Sichten. Selbst der oft gehörte Name „Wilhelm Nieswandt“ erscheint da plötzlich in einem anderen Licht.

Dass Altenessen einmal rein landwirtschaftlich geprägt war, ist heute nicht mehr in aller Munde, genauso wenig ist bekannt, dass hier früher Wildpferde lebten, die für ihre Zähigkeit berühmt waren. Viele Straßennamen erinnern aber noch heute an einst hier lebende Bauern. Ein Landwirt scheint jedoch komplett in Vergessenheit geraten zu sein, vielleicht auch deshalb, weil es die nach ihm benannte Hömannstraße nicht mehr gibt. Sie verschwand im Zuge eines flächenumgreifenden Umbaus in dem Bereich, wo heute die Wilhelm-Nieswandt-Allee entlang führt.

Wilhelm Nieswandt? Ein Altenessener?

Längst nicht jedem Essener ist bekannt, wer diese Person überhaupt war und man redet auch nicht mehr über die einst umstrittene Benennung einer Straße nach ihm.
Wilhelm Nieswandt wurde im ostpreußischen Kröligkeim geboren, starb in Rüttenscheid und ist auf dem Südwestfriedhof begraben. Als er mit 21 Jahren nach Essen kam, bezog er eine Wohnung in der Aachener Straße.
In der Altenessener Zeitung „Mittendrin“ aus dem Jahr 1990 ist zu lesen:
„Wilhelm Nieswandt war SPD-Oberbürgermeister von 1956 bis 1969. Man sagt, dass er dadurch auffiel, dass er nicht auffiel. Er war ein typischer Wirtschaftswunderoberbürgermeister. Er weihte dieses und jenes städtebaulich bedeutende Bauwerk ein und ließ auch manches abreißen, so zum Beispiel sein eigenes historisches Rathaus. Sicher ist, dass er der SPD angehörte und bisher noch keine Straße nach ihm benannt worden ist. Mit solchen Leistungen kann der alte Hömann natürlich nicht konkurrieren. Dieser wohnte zwar schon 1551 in Altenessen, … , gehörte aber sicher nicht der SPD an. Pech für den alten Hömann, denn sein Name wird im Sommer bei der Eröffnung der Nieswandt-Allee gelöscht.“