Serie
Altenessen neu denken - Teil 2
Manchmal hat man das Gefühl, als dürfe man in Altenessen nicht einmal davon träumen, was woanders als völlig normal gilt. Stellen sie sich einfach mal die Frage, warum es in Altenessen kein Museum gibt. Ja, warum eigentlich gibt es das nicht? Hat man hier das Träumen längst aufgegeben?
Lassen sie uns kurz gemeinsam träumen. Auf dem ehemaligen Kutel-Gelände wird ein Museum gebaut, ach, was sage ich, wir bauen direkt zwei Museen, es ist doch schließlich ein überaus attraktives Örtchen dort am kaiserlichen Park.
Wir müssen nicht mal lange suchen, denn das einzigartige Schaustellermuseum und das Soul of Africa-Museum rufen schon lange nach einer neuen Heimat. Eine neue Heimat suchen auch die friedlichen Sikh, die einen neuen Tempel bauen möchten.
Sehen sie es schon vor ihrem inneren Auge? Links der Kaiserpark und rechts ein Gebiet, das sich als attraktiver Anziehungspunkt anbietet. Hören sie mal hin, da ruft schon einer „Hier muss ein Eiscafé hin, so eines wie einst das Dolomiti am Altenessener Bahnhof.“ „Ja, und eine Sauna, so wie sie gerade im Grugapark neu gebaut wird.“ ruft ein anderer. Was würden sie sich für diesen Platz wünschen?
Friedensträger oder Schusswaffenträger?
Frieden, Toleranz und die Gleichberechtigung aller Menschen, das sind Werte, die insbesondere im Essener Norden aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden müssen als südlich der A40. Ich fände es jammerschade, wenn die Sikhs, die genau diese Werte vertreten, ihren Tempel nicht im Essener Norden bauen können.
Mehr als erschreckend für Altenessen empfinde ich das, was ich jüngst über das Kutel-Gelände lesen musste. Da enthüllte der WAZ-Journalist Wolfgang Kintscher in einen Artikel mit dem Titel „Wenn der Investor mit dem Sturmgewehr kommt“ erschreckende Hintergründe. Von Spuren in dubiose Kreise wird berichtet und von einem Investor, der sich bei Schießübungen im T-Shirt der türkischen Polizei-Spezialkräfte präsentiert und mit dem Sturmgewehr in der einen und der Pumpgun in der anderen Hand posiert. Zitat: „Die Frage, woher das Geld kommt“, stellen wir auch bei anderen nicht.“ Vielleicht will man das im Einzelnen auch gar nicht so gern wissen. „Geld ist eine Waffe...“, schreibt Taner A. bei Facebook unter ein Foto, bei dem er aus einem fetten Benz steigt, „...Politik ist zu wissen, wann man abdrückt!“
Wer vertritt hier eigentlich die Bürger?
Für mich wirft sich die Frage auf, welche Rolle die Bezirksvertreter im Essener Norden beim Thema "Kutel-Bebauung" gespielt haben. Warum sind sie nicht viel lauter hörbar gewesen, als es um ein „riesiges Stück Altenessens“ ging? Haben sie überhaupt genau hingeschaut oder wurde das Bürgerinteresse, wie so oft in den letzten Jahrzehnten, mal wieder hinter gesamtstädtisches Interesse gestellt?
Schon oft mutete es in Altenessen so an, als würde nach dem Motto „Hauptsache, hier investiert irgendeiner“ verfahren und wenn der Investor dann da war, las man von Politikern Mitteilungen mit dem Satzanfang „Wir begrüßen…“. Meine Güte, was hier schon so alles begrüßt wurde und uns als Leuchtturm angekündigt wurde. Altenessen müsste längst paradiesisch aussehen. Dass es das nicht tut, liegt meiner Meinung nach womöglich am fehlenden strukturellen Denken einer „verkrusteten nördlichen Politikerschar“. Ein Großteil der Bürger ist indessen ebenfalls über die Jahre immer mehr in fortschreitende Resignationszustände verfallen.
Führen sie sich einfach mal vor Augen, was in Rüttenscheid los war, als es um die Bebauung ähnlicher Areale ging.
2020 ist Kommunalwahl und schon jetzt schaue ich mit Argusaugen auf das, was die Kandidaten aller Parteien präsentieren. Was ich dabei nicht vergesse: Die uralten hiesigen Probleme und die Tatsache, dass es hier Politiker/Parteien gibt, die schon sehr lange an den Schalthebeln sitzen und dennoch die strukturellen Probleme über all die Jahre nicht gelöst haben.
Es ist Wahljahr und der Traum von einem besseren Altenessen lebt weiterhin in den Köpfen der Bürger. In ihren Händen liegt es, ob Träume wahr werden.
Autor:Susanne Demmer aus Essen-Nord |
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