Abbruch und Neuaufbau an anderer Stelle: Wäre das die Rettung für den Hallo-Saal?
Gaststätte und Saal Am Hallo bilden ein historisch bedeutendes Ensemble im Bezirk VI Zollverein. Der Saal entstammt der Jugendstilepoche und ist denkmalwürdig. Doch Bedeutung schützt nicht vor Verfall. 1953 wurde der Saal ein letztes Mal benutzt, Schießstand und Gaststätte an der Hallostraße brachten es bis ins dritte Jahrtausend. Doch auch sie sind geschlossen, sind Verfall und Vandalismus ausgesetzt. Was nun?
„Seit zehn Jahren versuchen wir, eine Lösung zu finden“, beschreibt CDU-Ratsherr Siegfried Brandenburg die Bemühungen der Kommunalpolitik, einen Käufer aufzutun. Der mögliche Denkmalschutz aber schrecke ebenso ab wie die Auflagen, wenn eine größere Gastronomie angesiedelt werden sollte. „Dann müssten Parkplätze für 300 Besucher geschaffen werden“, beschreibt der Schonnebecker eines der Hindernisse. Eine zu hohe Investition, zumal das Gebäude als solches ja schon genug Probleme bereite.
Jetzt macht eine Überlegung die Runde, die es vor vielen Jahren schon einmal gab: den Jugendstilsaal zu retten, indem man ihn ab- und an anderer Stelle wieder aufbaut. Wäre das die Lösung?
Auf der Homepage der Stadt Essen wird unter den Sehenswürdigkeiten des Stadtteils Stoppenberg aufgeführt: „Gaststätte Hallo mit Schießstand von 1909, Jugendstilsaal“. Ein Besucher, der den Weg dorthin findet, wird sich veralbert fühlen, denn das Gebäude ist nicht nur unansehnlich, sondern auch geschlossen. Ob es an dieser Stelle nochmal geöffnet wird, ist fraglich. Aber vielleicht an anderer?
"Translozierung" nach Zollverein?
In den letzten Jahren wurden in Bezirksvertretung und Ratsausschüssen diverse Modelle erwogen, doch verwirklichen ließ sich keines. Im Gegenteil, immer mehr Gebäudebereiche wurden dicht gemacht. „2013 dann wurden Strom und Gas außen abgedreht“, berichtet der Ratsherr.
Dabei stelle dieses große, wenn auch unscheinbare Haus ein bedeutendes Gebäude im Bezirk VI Zollverein dar. Deshalb wird offiziell nach wie vor ein Investor gesucht, der es zum Beispiel als Gastronomie, vielleicht mit einem Hotel, nutzt. Besonders realistisch scheint der Wunsch jedoch nicht.
Ebenso wenig wie die Idee, dort einen Veranstaltungssaal als Bürgertreffpunkt einzurichten - so groß der Bedarf im Bezirk auch sein mag, wie Brandenburg weiß. Inzwischen gibt es Überlegungen, eine Stiftung zu gründen, um einen Treffpunkt zu betreiben. Angesichts des Zustandes, in dem sich der Hallo-Komplex befindet, zweifelt aber auch der Ratsherr: „Vielleicht ist es dafür zu spät.“
Denkmalwürdigkeit schreckt Investoren ab
Nicht zu spät wäre es für eine Translozierung des denkmalwürdigen Jugendstilsaales, die ebenfalls diskutiert wird. Darunter ist eine Gebäudeversetzung zu verstehen: Abbauen mit genauer Dokumentation und an anderer Stelle wieder aufbauen - etwa auf Zollverein unter Zuständigkeit des Ruhr Museums.
Auch diese Idee wäre aufwändig und teuer, weshalb man sie vor rund 20 Jahren, als sie ähnlich erwogen wurde, nicht weiter verfolgte. Ohne einen Sponsor dürfte sie kaum realisierbar sein. Siegfried Brandenburg mag die Hoffnung dennoch nicht aufgeben: „Es kann nicht sein, dass auf Zollverein jeder Stein saniert wird, während dieses letzte historische Gebäude unseres Stadtteils womöglich bald abgerissen wird.“
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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