Essener Stadtgeschichte aufhellen
100 Jahre Ernst Schmidt - Ehrung eines kritischen, wie sorgsamen Staatsbürgers und Stadthistorikers

Bereits 1979 veröffentlichte Ernst Schmidt mit seinem Buch "Lichter in der Finsternis" eine umfängliche Sammlung kleiner Biograpfhien unterschiedlicher Widerstandsgruppen und Einzelpersonen, die ihre Opposition gegen die NS-Diktatur oft mit ihrem leben bezahlten. Diesen ersten Buch mit über 330 seiten folgten später 2 weitere Bände "Lichter in der Finsternis". Die Folgebände beschrieben dann auch den Widerstand z.B. der "Bibelforscher" - heute als Zeugen Jehovas bekannt, verfolgter Homosexueller , von sinti und Roma, schließlich auch der erschossenen Wehrmachtdeserteure und auch der Opfer des Stalinismus" anhand essener Beispiele.  | Foto: Walter Wandtke
  • Bereits 1979 veröffentlichte Ernst Schmidt mit seinem Buch "Lichter in der Finsternis" eine umfängliche Sammlung kleiner Biograpfhien unterschiedlicher Widerstandsgruppen und Einzelpersonen, die ihre Opposition gegen die NS-Diktatur oft mit ihrem leben bezahlten. Diesen ersten Buch mit über 330 seiten folgten später 2 weitere Bände "Lichter in der Finsternis". Die Folgebände beschrieben dann auch den Widerstand z.B. der "Bibelforscher" - heute als Zeugen Jehovas bekannt, verfolgter Homosexueller , von sinti und Roma, schließlich auch der erschossenen Wehrmachtdeserteure und auch der Opfer des Stalinismus" anhand essener Beispiele.
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Der 12. Oktober 2024 ist der 100. Geburtstag von Dr. Ernst Schmidt. Der Borbecker Jung mit dem unauffälligen Namen hat zu seinen Lebzeiten viel für die kritisch-demokratische Geschichtskultur unserer Stadt erreichen können. Der am 12 Oktober 1924 in Borbeck geborene und  vor 15 Jahren im Dezember 2009 verstorbene Ernst Schmidt hinterlässt dabei weiterhin positve Spuren in unserer Stadt Essen.

Hitlerjunge, Gläubiger Kommunist; Sozialdemokrat

In seinem bewegten Leben hatte er sehr unterschiedlichen Idealen angehangen. Für uns heute in Essen lebende bleibt dabei vor allem bemerkeswert, daß er wichtige Widerstandsmomente und Schicksale aus der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und des Grauens im 2. Weltkrieg vor dem Vergessen retten konnte. Im Nationalsozialismus großgeworden, war Ernst Schmidt nach seiner Selbsteinschätzung noch bis Kriegsende sowohl gläubiger evangelischer Christ wie auch Hitleranhänger. Erst die Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion und später eine dortige Antifa-Schule brachten hier einen Wandel. Der anschließende langjährige Glaube an Stalin und darin, daß die Partei immer recht hat, überstand dann aber die sechziger Jahre nicht mehr. Eine demokratischen Sozialisnmus konnte er in der neugegründeten DKP nicht finden. Schließlich wurde und blieb Ernst Schmidt in seinen letzten Lebensjahrzehnten Mitglied der SPD. 
Mit detailreichen Recherchen hat er Geschichte der Arbeiterbewegung in Essen und auch den Kampf insbesondere der bergarbeiter gegen den Kapp-Lüttwitz Militärputsch vom März und April 1920  aufgearbeitet.

Drei mal "Lichter in der Finsternis"

Mit vielen Lebensbildern hat er oppsitionelle Menschen und Widerstandsgruppen in der Hitler-Diktatur dem Vergessen entrissen. Dabei kümmerte er sich um unterschiedlichste Verfolgtengruppen und Opfer des nationalsozialistischen Terrorstaats. Bezogen auf die Stadt Essen schaute er auf Schicksale des kommunistischen wie des sozialdemokratischen Widerstands. Er beschrieb sowohl kirchliche Widerstandsaktionen, auch die der Zeugen Jehovas - damals "Bibelforscher" genannt. Er vergaßt aber auch die Homosexuellenverfolgung, die Sinti und Roma oder hier erschossene Deserteure nicht, die den sinnlosen Krieg in der Wehrmacht nicht mehr weiterführen wollten. Letztlich schaute er auch genau hin, welche Opfer der Stalinismus unter vielen seiner treugläubigen Anhängern gekostet hat. Insgesamt 3 Bücher unter dem Titel "Lichter in der Finsternis" hat er mit essener Menschenschicksalen gefüllt, die im letzten Jahrhundert Opfer gewaltbereiter Diktaturen wurden.
Gerade mit seiner besonderen Lebensgeschichte konnte Ernst Schmidt diese schweren Erinnerungsschätze an die Öffentlichkeit bringen. Es lohnt auch, in seine weiteren bis heute nachwirkenden Bücher schauen. Solche Bücher mit Bezug auf Menschen die früher in unseren Stadtteilen lebten, die damals mutig an Orten handelten, die wir auch heute regelmäßig nutzen, sollten uns helfen können, den Kampf für eine lebendige humane Demokratie zu gewinnen.

Veranstaltungen des Medienzentrum Ruhr e.V. im Oktober :

Ernst Schmidt zum 100. Geburtstag

Zu Ernst Schmidts 100. Geburtstag erinnert das Medienzentrum Ruhr e.V. mit Medienbeiträgen an Essens Lokalhistoriker und startet die "Offene Werkstatt 2024"  zum Thema:
Mit Ernst Schmidt Essen erinnern - Gespräche , Filme und Radiobeiträge
Samstag, den 12.Okt. / 15:00 Uhr: Jugendmedienzentrum, Frankenstraße 185, 45134 Essen,
Die Teilnahme ist auch ONLINE möglich. Eine Anmeldung ist erforderlich:
kontakt@mz-ruhr.de
Zu Schmidts 100. Geburtstag laden wir zu Kaffee und Kuchen ein, erinnern mit kurzen
Medienbeiträgen an Schmidt und seine erinnerungskulturelle Arbeit. Das Medienzentrum Ruhr nimmt diesen Geburtstag gerne zum Anlass für ein intergenerationelles Beteiligungsprojekt:
„Offene Werkstatt 2024“ – das in diesem Herbst mit dem Thema startet
- Mit Ernst Schmidt Essen erinnern
Wer war Ernst Schmidt? Dr. (phil.) Ernst Schmidt erinnern viele als zeitgeschichtlich Forschenden,
Historiker, Demokrat, politisch/gesellschaftlichen Akteur, Förderer einer in der BürgerInnen-
gesellschaft verankerten Essener Erinnerungskultur, Zeitzeuge, Publizist, (Auto-)Biograf, Namensgeber des Ernst Schmidt Platzes.
- Ernst Schmidt war auch Borbecker Jung, Hitlerjunge, Soldat, Mitglied der KPD, Mitglied der DKP, rechtskräftig verurteilter politischer Strafftäter, Mitglied der SPD, Verweigerer des Bundesverdienstkreuzes, aktives Mitglied von Vereinen und Initiativen und sicherlich noch vieles mehr.
Es scheint auf vielen Ebenen vielversprechend, sich mit Ernst Schmidt, seinen Sammlungen und Forschungen, seinen Publikationen und seinem Leben, seiner autobiografischen Lebenserzählung, seinem Engagement zu beschäftigen.
Das haben in der Vergangenheit bereits einige interessierte, aktive und forschende Menschen noch
zu seinen Lebzeiten erkannt. Sie viele Aufzeichnungen, Interviews, Gespräche mit Ernst Schmidt realisiert, welche nun im mz:R Medienarchiv zu finden sind:
- Jörg Keweloh zeigte Ernst Schmidt nicht nur als aktive „Resource Person“ im Rahmen der historischen Jugendbildungsarbeit, sondern kompilierte vor allem seine – mit Mikrofon und Videokamera aufgezeichneten – lebensgeschichtlichen Erzählungen.
- Ludger Fittkau gestaltete, nachdem er Medienaufzeichnungen mit Ernst Schmidt realisiert hatte, die Bürgerfunk-Radioreihe „Lichter der Großstadt“ bestehend aus 72 Teilen.
- Tom Briele
gestaltete zwei Pilot-Studiotalksendungen zur OK43 Sendereihe „Essen erinnern“ unter Mitwirkung von Dr. Ernst Schmidt als themensetzendem Gesprächsgast im OK43 TV-Studio.
In Kooperation mit der Neuen Essener Welle e.V. (NEW) erstellt das mzR im Rahmen der Offenen Werkstatt Podcasts, Radiosendungen, Veröffentlichungen.
Gemeinsam recherchieren & befragen wir Menschen, die Ernst Schmidt kannten oder sich mit seiner Arbeit auseinandergesetzt haben.

Oktober-Programmliste zum 100. Geburtstag

Freitag, den 11. Oktober 2024: Audio – Podcastveröffentlichung (1)
Ernst Schmidt liest aus seiner Autobiographischen Erzählung „Vom Staatsfeind zum Stadthistoriker, Rückblick auf mein bewegtes Leben“
Samstag, den 12. Okt. / 15:00 Uhr: Veranstaltung im Jugendmedienzentrum,
Frankenstraße 185, 45134 Essen. Eine Anmeldung ist erforderlich: kontakt@mz-ruhr.de
Zu Schmidts 100. Geburtstag laden wir zu Kaffee und Kuchen ein, erinnern mit kurzen Medienbeiträgen an Schmidt und seine erinnerungskulturelle Arbeit und nehmen dies gerne zum Anlass, unser intergenerationelles Beteiligungsprojekt „Offene Werkstatt 2024“ zu eröffnen. Die komplette Ausschreibung gibt’s hier…
Sonntag, den 13. Oktober: Audio – Podcastveröffentlichung (2)
Auszüge aus der Feierstunde zu Ernst Schmidts 80. Geburtstag mit Wortbeiträgen von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger (CDU) und dem Historiker Prof. Dr. Lutz Niethammer
Montag, den 14. Oktober / 21:00 Uhr / Radio Essen: Radiosendung (Bürgerfunk)
Ernst Schmidt liest aus seiner Autobiographischen Erzählung „Vom Staatsfeind zum Stadthistoriker, Rückblick auf mein bewegtes Leben“
Montag, den 14. Oktober / 21:00 Uhr / radio Essen: Radiosendung
Ernst Schmidt liest aus seiner Autobiographie "Vom Staatsfeind zum Stadthistoriker"
Update Verschiebung auf:
Mittwoch, den 16. Oktober / 21:00 Uhr / Radio Essen: Radiosendung (Bürgerfunk)

Auszüge aus der Feierstunde zu Ernst Schmidts 80. Geburtstag mit Wortbeiträgen von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger (CDU) und dem Historiker Prof. Dr. Lutz Niethammer
Mittwoch, den 16. Oktober: Video-Veröffentlichung Studiogespräche mit Ernst Schmidt 1
Erster Essener Arbeiterkandidat tritt zu den Wahlen zum norddeutschen Reichstag am 31. August 1867 an, aus der Ok43 Pilot-Sendereihe „Essen erinnern“, Tom Briele 1991/1992
Donnerstag, den 17. Oktober: Video-Veröffentlichung Studiogespräche mit Ernst Schmidt 2
Essener Arbeiterzeitung. Erstes eigenes Parteiorgan der SPD in Essen erscheint am 26. Oktober 1907, aus der Ok43 Pilot-Sendereihe „Essen erinnern“, Tom Briele 1991/1992
Freitag, den 18. Oktober: Video-Veröffentlichung Studiogespräche mit Ernst Schmidt 3
Die Essener Opfer der Stalinära, aus der Ok43 Pilot-Sendereihe „Essen erinnern“, Tom Briele 1991/1992

Die Ersterschließung des Medienarchivs fördert die Regionale Kulturförderung.
Ein Projekt des Medienzentrum Ruhr e.V. Frankenstraße 185, 45134 Essen.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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