Wohnblock für Wildbienen

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Jedes Jahr im Frühling kriegt das Haus neue Bewohner. Gartenbaumläufer nisten unter den Dachschindeln. Etwas später treffen die Mauersegler ein und tun gleiches. Eröffnet wird der Reigen aber von Wildbienen, die vorhandene Löcher in Fensterrahmen besiedeln.
Dabei steht gleich nebenan auf dem unteren, überdachten Bord des Balkontisches ein sogenanntes Bienenhotel. Ein Tonziegel mit vielen Löchern, sprich: unterschiedlich großen Appartements. Auch der wird gern genommen, aber wie unter Menschen gibt es offenbar unter Wildbienen solche, die das Einfamilienhaus dem Wohnblock vorziehen.
Übrigens ist die Wildbiene nicht unbedingt Häuslebauer. Sie nimmt, was da ist. In Zeiten aufgeräumter Gärten aber, wo außer Rollrasen, Kiesbeet und Agave im Designertopf nichts vorhanden ist, fehlt auch der Totholzhaufen, in dem sich klassischerweise die einzeln lebenden Bienen ansiedeln.
Immerhin: Da der Mensch natürliche Behausungen abräumt, hat er wenigstens die künstliche Nisthilfe erfunden. Für Wildbienen gibt es sie inzwischen nicht nur als Bastelarbeit engagierter Naturschützer, sondern auch im Fachhandel. Besonders begehrt bei Menschen sind Tonziegel, da von langer Lebensdauer. Schneller verwittert sind Bündel hohler Zweige, etwa vom Holunder.
In die Öffnung wird ein Ei abgelegt, Pollen und Nektar eingebracht, von dem sich die geschlüpfte Larve ernährt. Das Loch wird mit Lehm verschlossen. (Keine Sorge, macht die Biene alles alleine.) Im nächsten Frühjahr fliegt die fertige Wildbiene aus, womit der Kreislauf von vorn beginnt.
Bernhard Jacobi vom Naturschutzbund Ruhr rät zum Aufhängen solcher Bienenhotels, um „die Wohnungsnot der nützlichen Obstblütenbestäuber“ zu beseitigen, und beruhigt alle, die den Bienenstich fürchten: „Die weiblichen Bienen haben einen Stachel, machen aber nur in größter Not zur Selbstverteidigung Gebrauch davon.“
Verirre sich mal ein Exemplar in die Wohnung, lasse es sich leicht wieder nach draußen befördern: Trinkglas drüber stülpen, vorsichtig ein Blatt Papier drunter schieben.
Langjährige Untermieter erweisen sich aber als äußerst lernfähig. Fenster öffnen reicht, und das Insekt sucht das Weite. Heißt ja nicht zufällig Solitärbiene.

Osmia cornuta, die Gehörnte Mauerbiene, nutzt auch Einfluglöcher in Fensterrahmen, um ihren Nachwuchs unterzubringen. | Foto: Jacobi
Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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